471 - Oberinntaler nach Scharnitz


Brandpfeile, 1) die Kompagnien des Gerichtes führte Marberger talabwärts; ein Teil von Hörtenberg schloss sich an. Aber in Telfs und Zirl erfuhr dieser Zuzug eine Ablenkung. Die Bewegung hatte sich schon bis an die Scharnitz und in die Leutasch fortgepflanzt. Die dortigen Bewohner bemächtigten sich wie die Gemeinde Zirl der aus Arcos Korps vorgeschobenen Posten. Graf Arco jedoch ließ die Pässe von Mittenwald aus abermals besetzen und die Schanzwerke niederlegen. Dorf Scharnitz teilte das Schicksal von Schwaz. Dies bewog Marberger, den arg bedrängten Grenzorten seine Oberinntaler und was der Vintschgau entsendet hatte, zuzuführen. Und am selben 29. Mai, da man sich am Berg Isel wieder schlug, wurden die Bayern zum Aufgeben der Scharnitzer Pässe gezwungen. Arco musste in den nächstfolgenden Tagen unter fortgesetzten Verlusten auch Mittenwald räumen und bis Benediktbeuren sich zurückziehen. 2) Die Sicherung dieser Grenze war gewiss nicht ohne Belang, aber sie hinderte auch diesmal, da Teimers Anrücken sich verspätete, das rechtzeitige Eingreifen der Oberinntaler, auf das der Sandwirt gebaut hatte. Ein paar Meraner Kompagnien, welche auf Hofers Geheiß Hauptmann Laner, Johann Hofer und Karl Thurnwalder von der Masse des linken Flügels absonderten und zur Fühlungnahme mit Oberinntal in der Nacht des 28. nach Zirl führten, fanden dort weder Schützen noch Stürmer. Marberger war schon tags vorher zur Scharnitz emporgestiegen. Zufällig waren es diese Kompagnien, welche als die ersten am Schlachttage mit dem Feinde zusammentrafen. Sie stießen bei Zirl auf einen bayrischen Konvoi, welcher dem Grafen Arco ein Geschütz zuführen sollte. Zwei vorausreitende Offiziere wurden von den Schützen gefangen, die Kanone und ihre Begleitung kam nach Innsbruck zurück. 3)

Die für den 29. in Ertels und Hofers Hauptquartier getroffenen Dispositionen deckten sich mit jenen vom 25. Nur standen jetzt viel stärkere Volksmassen zur Verfügung. Die Vorhut des Zentrums bildete Hauptmann Ammann mit 180 Jägern und einigen Cheveauxlegers. Ihnen folgten Eisenstecken mit den Stubaiern (Pfurtscheller und Danler), der Landsturm von Kastelrutt (Franz Kriemseisen) und Kompagnien von Schenna (Joh. Brunner und Jos. Innerhofer). Im Zentrum führte Ertel 640 Mann, eine halbe Eskadron und 4 Geschütze. Um diesen militärischen Kern gruppierten sich die organisierten Schützenkompagnien der Gerichte Lana,

1) Kuen a. a. O. nennt ausdrücklich zwei Emissäre Hofers, welche die Leute von Zirl und Inzing anfeuerten, den bayrischen Posten in Zirl aufzuheben.
2) Baur, Der Krieg in Tirol p. 43. — Bericht des Landrichters in Garmisch, 30. Mai. M. St. Student Jos. Strobl aus Serfaus an den dortigen Pfarrer Vinzenz Ledermayer, Leutasch 3. Juni. J. M. Bei diesen Kämpfen tat sich besonders Graf Jos. Mohr an der Spitze der Vintschgauer hervor.
3) Maretich I, 104. Johann Hofer notiert darüber: „2 Uhr nachts sind wir nach Zirl und haben in der Nacht Ordonnanzreiter samt Pferden aufgehebt."



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 471

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.