492 - Hofers Verfügungen
nach der Landeshauptstadt lenken. Auch da wanderte er noch mit Vorsicht und holte während der Fahrt Bestätigung dessen ein, was er bisher gehört hatte. 1) Die Luft aber war nun gänzlich rein, und so betrat der Intendant in der Nacht auf den 2. Juni Innsbruck. In diesem Augenblick war, etwa mit Ausnahme Ertels, keine einzige der führenden Persönlichkeiten anwesend. 2) Buol war am Brenner. Mit ihm besprach sich Hormayr zwei Tage später in Steinach. Wer von den bäuerlichen Kommandanten nicht schon in die Heimat abgegangen war, der weilte in Unterinntal. So auch Hofer, der mit seinem Freund und „Bruder" Haspinger in Rattenberg das Fronleichnamsfest beging und erst am 2. nach Innsbruck zurückkam. Ob noch eine österreichische Generalität oder Intendantschaft im Lande weiterhin gebieten werde, schien dem Sandwirt zweifelhaft. Also wollte er wenigstens das, was ihm das Wichtigste war, befehlend ordnen. Deshalb datiert eben aus Rattenberg sein Mandat: die Mannschaft vom Etschland geht nach Hause, die übrige bleibt; alle Grenzgemeinden haben an ihren Marken und darüber hinaus Tag und Nacht stets geschickte Kundschafter zu unterhalten, welche die schnellsten Nachrichten über Annäherung des Feindes überbringen müssen; alle Gemeinden haben nach allen Richtungen hin gehende und reitende Ordonnanzen zu besorgen zur schnellen Beförderung der Briefe und Nachrichten; bei allen festen Posten und Pässen sind Schützen aus der Nachbarschaft zu halten, durch welche die Verbindung unter den Verteidigungsanstalten herzustellen ist; alle Schützen müssen bereit sein, damit man sie gleich haben kann, denn nur so ist es möglich, an den gefährdeten Orten binnen wenig Stunden mehrere tausend Bewaffnete zu verwenden; daher hat sich jedermann an diese Weisungen zu halten. Hofer, noch immer der „Oberkommandant von Passeier", gibt sie im Namen des „k. k. Landesverteidigungskommandos in Tirol". In derselben Eigenschaft vollzog er die Bestellung von Distriktskommandanten.
1) Derselbe Andry erzählt weiter: „In Imst gab mir Hormayr eine verschlossene Depesche an den Unterintendanten Menz, die ich demselben augenblicklich nach Innsbruck bringen sollte. Mit der Antwort sollte ich ebenso eilig auf dem linken Ufer des Inn zu Hormayr zurückkommen. Das tat ich auch. Ich traf ihn, als ich von Menz zurückkehrte, in Telfs, und nun gingen wir beide nach Innsbruck."
2) Zum 1. Juni notiert Knoflach, dass nicht ein einziger bewaffneter Bauer in Innsbruck gesehen wurde.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.