494 - Hormayrs Intendantschaft
insofern hat Hormayr an jenen reichlich fließenden Spenden einen guten Teil des Verdienstes. 1)
In Brixlegg, das wegen des über die Ufer getretenen Flusses nur schwer zu erreichen war, wurde militärisch-bäuerlicher Rat gehalten. Um Hormayr und die mit ihm erschienenen Offiziere Taxis und Hauser, um Hofer, Eisenstecken und Haspinger waren die Hauptleute der unterinntalischen Distrikte versammelt und nahmen die Befehle zur Organisierung der Verteidigung entgegen. Auch Wintersteller, "kräftig und blühend schön", war herbeigekommen, "fröhlicher Miene, mit keiner Silbe gedenkend des ungeheuren Verlustes von acht Häusern mit allen Vorräten, der Angst um Weib und Kind, der gefahrvollen Flucht", sondern nur glücklich darüber, dass in dem großen Brand seines Gutes die Fahnen und die große Trommel, Kriegstrophäen von anno 1703, gerettet worden waren. 2)
Nach der Rückkehr von Unterinntal waren die Tage, da Hofer und Hormayr zusammen verkehrten, bald gezählt. Der Sandwirt wohnte im Gasthof zum weißen Kreuz, der Intendant in der Hofburg. Bei Hormayr trafen sich die Bauernführer. Wir haben schon eine Unterhaltung derselben über die aus Bayern erbeuteten Münzen belauscht. 3) Dass der Sandwirt sich mit Teimer, der wieder seine Ausfälle nach Bayern aufgenommen hatte, nicht gut sprach, war allgemein bekannt. In Hormayrs Geschäfte wollte und konnte Hofer sich nicht viel mischen. Dabei ergriff ihn starke Sehnsucht nach Hause. 4) Und so ging es dann, sowie das verlobte Herz-Jesufest gefeiert war, alsbald , Passeier zu, nach der Heimstätte am Sand.
Hormayr waltete wieder als oberster Zivilkommissär im Lande, jetzt noch weniger beschränkt als in den Tagen, da Chasteler an seiner Seite war. "Von Österreich fast abgeschnitten war seines Bleibens in Tirol wie auf einer blockierten Festung. Er war Minister des Innern, der Finanzen und des Montanistikums, des Kultus wie der Polizei und der Hoheitsachen." Seitdem durch die Missgriffe Chastelers und seiner Generale Entfremdung zwischen Militär und Bauern eingerissen hatte, wollten die zurückgebliebenen Offiziere mit der Organisierung der Landesdefension nichts mehr zu schaffen haben. Sie betrachtete daher der Intendant auch als seine Sache. Kommt noch hinzu, dass das Land nunmehr schon im dritten Monat unter ganz
1) Einen Aufruf Hormayrs für Schwaz beantwortete Bozens Kaufmannschaft mit einer Spende von 8000 G.
2) Hormayr II, 206. Die Tagung in Brixlegg fand am 6. Juni statt. Rapp lässt Hormayr ohne Hofer nach Unterinntal gehen und knüpft daran wenig zutreffende Motivierungen.
3) S. ob. p. 392, Anm. 2. In seinen Rechnungsbelegen (M. St.) erwähnt Hormayr noch einer Zusammenkunft mit Hofer und Eisenstecken in der Hofburg, wobei er dem Sandwirt 1500 G. zu Verteidigungszwecken gegeben habe.
4) Ausdrücklich betont bei Gottfr. Pusch, zu welchem Hofer selbst davon gesprochen.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.