495 - Hormayrs Intendantschaft
abnormalen Verhältnissen lag, so wird man die Schwierigkeiten der Amtierung Hormayrs erfassen. Er entfaltete großen Eifer. Für den Innkreis bestellte der Intendant einen Generalkommissär in der Person des Freiherrn v. Schneeburg. Auch die Schutzdeputationen erneuerte er. Jener in Innsbruck gab er, da Tannenberg in München zurückgehalten wurde, Schneeburg als Vorsitzenden, jener in Bozen den wieder zurückgekehrten Giovanelli d. ä. und der in Pustertal Philipp v. Wörndle. Wenn es vorzüglich Agenden der Landesverteidigung waren, die ihn beschäftigten, so darf ihn darob kein Tadel treffen. 1) Es war nur praktisch, wenn er alsbald in einer eigenen Verordnung 2) die Parteien verhielt, ihre Eingaben nicht an ihn, die oberste Instanz, sondern an die zuständigen Behörden zu richten. Gleichzeitig wollte er freilich sein eigenes Ansehen, das durch die Ereignisse der zweiten Maihälfte arg gelitten hatte, wieder herstellen. In der Wahl der Mittel war er nicht verlegen; da sollte helfen, was helfen konnte. Regungen der Volksleidenschaft wurde gern geschmeichelt. Darin wurzelt Hormayrs mit Recht gerügtes Verfahren gegen jene zwei Männer, welche Wrede als Vertreter des bürgerlichen und bäuerlichen Standes zur Abbitte nach München geschickt hatte. Ganz ungerechtfertigt sah das Volk in ihnen Überläufer; bei ihrer Heimkehr fanden sie sich von misstrauischen und zornerfüllten Blicken empfangen. Gegen seine bessere Überzeugung machte sich der Intendant zum Dolmetsch dieses Affektes. Er ließ die beiden schuldlosen Männer, Habtmann und Lener, unter heftigen Vorwürfen arrestieren und sandte sie nach Brixen, damit sie vor General Buol sich verantworteten. Als sich angesehene Leute wie Domanig in Schönberg kräftig ins Mittel legten, bekamen die in Haft gebrachten nach ein paar Tagen die Freiheit. 3) Wer während der bayrischen Okkupation unvorsichtig geredet hatte, wurde vom Intendanten mit beabsichtigtem Eklat konstituiert und zur Verantwortung gezogen. 4) Zur Bearbeitung des Volkes, bei dem keine Abkühlung eintreten sollte, suchte Hormayr nach geeigneten Hilfskräften. In erster Linie dachte er an Landrichter Senn. Obgleich in letzter Zeit zwischen beiden irgend etwas — Genaueres ist nicht bekannt — 5) vorgefallen war, so trat der Intendant an den Richter heran und forderte dessen Mitarbeit. Der „schwarzgallige alte Herr" sollte seine Feder in Bewegung setzen gegen bayrische Proklamationen, die ins Land geschmuggelt wurden. „Von außerordentlicher Wichtigkeit
1) Das muss namentlich gegenüber der Animosität Rapps (so besonders p. 414) betont werden.
2) 13. Juni.
3) Darüber Stettner, Knoflach und Pusch. Ausführlich Rapp, p. 382.
4) Ein Fall (Dr. Brigl) bei Knoflach.
5) Eine Andeutung liegt vielleicht in einem Satze, der in einem Briefe Hormayrs an Senn vorkommt: „Überhaupt ist mir der Vorwurf der Unbeständigkeit noch von niemanden gemacht worden." Vgl. auch das Folg.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.