500 - Eingriffe des Militärs


zuteil wurde. Ohne solche, so ließ mancher verlauten, hätte man auch können bayrisch bleiben. 1)

Die Geldnot lag schwer auf dem Lande, sie bereitete dem Intendanten die größten Sorgen. An Barschaft hatten die Bayern in den öffentlichen Kassen nicht viel zurückgelassen. 2) Und dieses Wenigen bemächtigte sich das Militär. Kaum waren die österreichischen Soldaten in Innsbruck eingerückt, so wurden in Gegenwart eines Offiziers und der Beamten die Kassen obsigniert. Gegen Mitternacht des 31. Mai wurde Finanzdirektor Senger zu Ertel geholt, wo er vernahm, dass auf Buols Befehl alles vorhandene Geld auf den Brenner zu liefern sei. Senger erlaubte sich die Frage, womit denn die dringendsten Auslagen bestritten werden sollen. Dem Oberstleutnant gab er zu bedenken, dass ein solcher Schritt große Sensation im Publikum hervorrufen und dass sich wahrscheinlich das Gerücht verbreiten werde, die Österreicher wollten das Land verlassen und seinem Schicksal preisgeben. Ertel zeigte sich betroffen, berief sich aber auf den Befehl seines Generals. Senger verabschiedete sich mit der Erklärung, dass da, wo Gewalt angewendet werde, seine Gegenwart überflüssig sei, nur müsse er zur Deckung seiner Beamten ordentliche Abquittierung verlangen. Zögernd sagte Ertel zu. Darauf geleitete ein Leutnant den Direktor zu den Kassen, deren Bestände ein schon bereit gehaltener Wagen aufnahm. Die geforderte Quittung wurde gegeben. Am folgenden Tage schickte Senger seinen Kontrollor Bucher zu Bupl und ließ vorstellen, dass die Gelder der Schuldentilgungs- und Steuerhauptkasse nicht eigentlich Eigentum des bayrischen Königs oder des österreichischen Kaisers, sondern des Landes seien und daher nicht mit Beschlag belegt werden könnten. Auch dieser Schritt war vergeblich. 3) Wenige Tage später übertrug Hormayr die Leitung der Finanzen an Johann Ingram, Senger wurde als Salinendirektor nach Hall versetzt. Hormayr reklamierte nicht weiter, er wusste, dass Buol selbst des Notwendigsten entbehrte. Der General musste schon in der allernächsten Zeit in Bozen ein Darlehen von 18 000 G. aufnehmen, wobei Giovanelli Bürgschaft leistete. 4)

Wer anders war mehr berufen, Geld herbeizuschaffen, als die Intendantschaft? Dieselbe sahen wir von Anfang an behaftet mit der Krankheit des Geldmangels. Der Zustand wurde chronisch. Chastelers Abzug brachte keine Besserung, weil auch für das zurückbleibende Militär und

1) Hormayr an Zichy.
2) In der Kreiskasse zu Innsbruck fanden sich 714, in der Schuldentilgungskasse 1449 und in der Steuerhauptkasse 17 649 G.
3) Sengers Bericht an den König, 30. Juli 1809. J. St.
4) Das Darlehen gaben die Bankhäuser Holzhammer und Menz in Bozen. Erst 1810 erfolgte die Rückzahlung. A. G. 21. Nov. 1809 ersucht Giovanelli den E. Johann um Tilgung. A. J.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 500

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.