501 - Not durch Unterbindung des Verkehrs


die öffentlichen Notwendigkeiten keine Mittel flossen. In dieser Richtung erlebte eigentlich das Volk die allererste Enttäuschung: die Österreicher, so hatte man geglaubt, welche so viel versprochen, werden auch Geld mitbringen. Wohl war vom Kaiser eine stattliche Sendung gekommen, leichtfertig hatte man sie in Feindeshand fallen lassen. Auch fortan ergingen noch kaiserliche Weisungen zur Unterstützung Tirols an den Armeeminister, den Hofkammerpräsidenten und an den Erzherzog Johann. Bei diesem setzte der Kaiser infolge seines Rückzuges und Verringerung der Mannschaft einen Kassenüberschuss voraus und bestimmte ihn für Tirol. Dem Prinzen wurde ans Herz gelegt zu sorgen, dass Tirol das nötige Geld bekomme. 1) Allein seit Aspern hörte die Verbindung des Landes mit dem österreichischen Zentrum mehr und mehr auf. Hormayr entsandte ein Botenpaar nach dem andern, 2) „es kam kein Geld, keine Munition, weder Antwort noch Instruktion". Auch zusammen versuchten es Buol und Hormayr. Ganz ungeschminkt malten sie dem Erzherzog ihre Lage: „Chasteler hat Buol mit nur 2400 Mann zurückgelassen ohne Geld, Vorrat und ohne Weisung, dem blinden Zufall und dem Misstrauen des aufgereizten Volkes preisgegeben. Die Bewaffnung der Ranzionierten, womit man aber bei weitem nicht fertig ist, verstärkt dieses Korps bis über 6000 Mann. Allein es fehlt noch immer an Pulver, Blei und Gewehren. Die Kriegskasse hat schon seit der zweiten Hälfte Juni keinen Kreuzer mehr, und die Truppe lebt ganz auf Unkosten des äußerst erschöpften Landes, dessen Eifer unter diesem Druck notwendig stumpf werden muss. Von Schwaben, Italien und der Schweiz, meist auch von Innerösterreich her ist alles gesperrt. Infolgedessen muss die Verlegenheit mit jedem Tage in fürchterlicher Progression zunehmen, und wenn die versprochene Hilfe noch vierzehn Tage ausbleibt, entsteht gewiss eine vollständige Unsicherheit des Eigentums und ein innerer Krieg. Einige, wenn auch ungenügende Erleichterungen könnten uns durch Wechsel auf solide Schweizer Häuser geleistet werden, aber nur unsicher, da dort der französische Einfluss zunimmt. Ohne solche Hilfe an Geld und Getreide bleibt uns nichts anderes übrig, um nicht die Einwohner aufzufressen und in eine große Räuberhorde auszuarten, als uns über Klagenfurt nach Warasdin durchzuschlagen und nicht abzuwarten, bis ein starker feindlicher Angriff durch das Inntal gegen den Brenner erfolgt und uns durch eine andere Truppe auch noch der Ausweg nach Kärnten versperrt wird. Das alles beweist den äußersten Drang unserer Lage und die Notwendigkeit schneller Hilfe oder doch bestimmter Befehle." 3)

1) Kaiser an E. Johann, 3. Juni. J. M.
2) Huter und Eller von Hötting, Gutmorgen und Stiefler. Erstere reisten anfangs, letztere Mitte Juni ab.
3) Buol und Hormayr an E. Johann, ohne Datum, aber sicher geschrieben im Juli 1809. J. M. Das Or. ist auf einen kleinen Zettel geschrieben, um die geheime Beförderung an die Adresse zu erleichtern. — Auch nach Vorarlberg ging Geld. An Dr. Schneider übergab bei dessen Anwesenheit in Innsbruck Hormayr am 6. Juni 2000 G.; ebensoviel sandte er demselben durch dessen Sekretär Kaspar Willam am 28. Juni. (Nachweis über die geheimen Auslagen Hormayrs. M. St.)



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 501

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.