505 - Forciertes Anlehen
in der Höhevon 18, 12, 9, 6 oder 2 Steuerterminen zu erlegen. In jeder Gemeinde sind die Vermöglichsten zum Erlag der Quote heranzuziehen und erhalten eine auf das Gemeindevermögen hypothezierte Schuldurkunde, welche ihnen einen Zins von fünf Prozenten verspricht. Binnen drei Tagen ist das Geld aufzubringen und dann sofort zur Begleichung dessen, was die öffentlichen Kassen schulden, zu verwenden. Den Gemeinden winkte sogar ein kleiner Profit. Denn Hormayr gab „die feierliche Versicherung", dass, sobald der Verkehr mit dem Kaiserstaat geöffnet ist, die Schuld mit sechsprozentiger Verzinsung den Gemeinden erstattet, und selbst im Falle eines unglücklichen Krieges die österreichische Regierung um dieses Darlehen „Garantin und Selbstzahlerin" sein werde. Hormayr, um Worte nie verlegen, kolorierte das Notanlehen mit den günstigsten Farben: nur zum wahren Besten des Landes, baldige Rückzahlung, bis dahin reichlichen Zins, keinerlei Gefahr, kein Kreuzer davon aus dem Lande, bei der Wiedererstattung für die Gemeinden sogar ein Zuwachs. 1) Darin sollten die Tiroler „die väterliche Sorgfalt der österreichischen Regierung" erkennen und vielleicht, so schließt das Mandat, werden im Hinblick auf dies alles und „bei den bewährten patriotischen Gesinnungen" noch höhere, die ausgeschriebenen Summen sogar übersteigende Beträge einfließen.
Der Intendant wird nicht müde, diese seine Maßregel als eine besonders glückliche anzupreisen. „Nichts", so sagt er später, „konnte dem Drang des Augenblicks mehr und geschwinder entsprechen als ein gezwungenes Darlehen, da aufgenommen, wo doch noch einiges Geld sein musste, nach den individuellen Kräften, mit gewissenhaftem Maßstabe verteilt und zu den dringendsten Ausgaben bestimmt." „Wie schonend und für alle Wendungen des Kriegsglücks berechnet diese Maßregel war, zeigt zur Genüge ein aufmerksamer Blick auf den Geist und Gang dieser Insurrektion und auf die gleichzeitige Lage des Landes." Auch „staatsrechtlich" hat Hormayr diesen seinen Schritt gerechtfertigt: Tirol habe sich 1809 mit Österreich „temporär" zu dem Zwecke verbunden, um „unter dem alten Szepter die alte konstitutionelle Freiheit in Steuer-, Zoll- und Militärsystem zu erringen"; 2) wollte es diesen Zweck, so musste es auch die Mittel wollen.
1) Hormayrs sophistische Methode brachte es zuwege, dieser Zeit der Notlage sogar fast noch eine Seite wirtschaftlichen Aufschwunges abzugewinnen. Er schreibt an Zichy: „Übrigens sind die aus den öffentlichen Abgaben gezahlten Defensionsauslagen dem innern Umlauf nicht entzogen worden. Dieser Umlauf wurde vielmehr vermehrt. Das Geld ging von einer Hand in die andere und das Nationalvermögen konnte dadurch, besonders bei der fast halbjährigen strengen Blockade keine wirkliche Verminderung erleiden. Die Truppen haben ja auch wieder ihr Geld im Lande verzehrt."
2) Zu dieser Stelle setzt Mephisto-Hormayr (II, 255) selbst ein (!?).
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.