507 - Roschmann in Unterinntal


welche auf dem Revers den Tiroler Adler mit der Umschrift „Gefürstete Grafschaft Tirol" zeigten. Rapp brachte das hiezu erforderliche Feinsilber teils aus dem Brixlegger Schmelzwerk, teils durch Ankauf bei Privaten zusammen. Selbst an die Heranziehung von entbehrlichem Kirchensilber, bischöfliche Genehmigung vorausgesetzt, wurde gedacht. 1)

Die Geschäfte der Intendantschaft im nordöstlichen Tirol versah wieder Roschmann. Er hatte Chasteler durch Pustertal begleitet, war dann über die Tauern auf seinen früheren Posten zurückgekehrt. Auch ihm mangelte es vor allem an Geld. Die Kassen der Rentämter mussten ihre Vorräte, die freilich selten namhaft waren, abgeben. 2) Er dehnte seine Tätigkeit auch über die benachbarten salzburgischen Gerichte aus. Den dortigen Beamten ließ er bedeuten, dass sie in österreichischem Dienste seien und seinen Weisungen zu gehorchen hätten. Ungehorsamen drohte er mit Deportation, über einzelne wurde sie auch verhängt. Die Gerichte Mittersill, Zell a. S., Taxenbach und Saalfelden wurden aufgefordert, die Landesverteidigung nach dem Muster Tirols zu organisieren. 3) Von ihm beauftragt sammelten die Hauptleute Anreiter, Wallner, Blattl, Oppacher und Puchner die Gewehre, um ihre Auslieferung an das feindliche Kommando in Salzburg zu hindern. Die von dort aus betriebenen Demolierungsarbeiten in Luftenstein und Hirschbüchel ließ Roschmann einstellen. 4) Mit großem Interesse eiferte er Wallner an bei seinen Versuchen, Geschütze zu bekommen. Die erste Probe zur Herstellung von Kanonen aus Eichenholz, so schreibt er an den Hauptmann, ist zwar nicht vollkommen gelungen, aber es ist alles aufzubieten, „um diese Erfindung zur Brauchbarkeit zu bringen". Grosse Belohnung stellte er in Aussicht. Die erste Kanone, welche die Versuche besteht, solle man ihm nach St. Johann schicken. 5) Tag und Nacht war der Unterintendant tätig, um

1) In Innsbruck kursierten die ersten Stücke am 14. Juli.
2) Jos. Psenner von Rattenberg, Schreiber bei Roschmann, erhebt 12. Juni das Umgeld (434 G.) in Zell a. Z. Tagebuch Pichls in M. K.
3) Roschmann an Wallner 27. Juni: „Der ganze Pongau ist zu organisieren; wer sich nicht anschließt, ist als Feind zu behandeln." M. St.
4) Roschmanns Befehle aus St. Johann und Wörgl v. 8., 14. und 15. Juni in M. K. Korrespondenz der Richter mit der bayrischen Generaladministration in Salzburg ebend. Die salzburgischen Beamten wagten gegen Roschmanns Agenten nicht einzuschreiten, weil gewöhnlich Scharen tirolischer Schützen in ihrer Begleitung waren. Überfall der Kassen wird gemeldet von Werfen, vom Bräuamt in Lofer (durch Oppacher), Deportationen der Pfleger in Radstadt, Berchtesgaden, des Pflegers Lottersperger von Saalfelden. Darüb. auch Wörters Bericht in M. St. und jener des Pflegers v. Liebenheim in St. Johann in M. K.
5) Roschmann an Wallner 4. Juli. M. St. Über Roschmann auch Werenspachers Tagebuch, M. K.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 507

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.