508 - Hormayr und die Landesverteidigung


die Verteidigungslust der Unterinntaler rege zu erhalten. Nicht gar selten begegnen Anzeichen, dass unter ihnen die Bewegung abflaue. 1)

Schon die Betrachtung von Roschmanns Tätigkeit lehrt, dass sich die Intendanten vornehmlich militärischen Aufgaben zu widmen hatten. Es war auch bei Hormayr der Fall. Buol verharrte in schmollender Zurückgezogenheit und war höchstens einmal zu einer Unterschrift auf ein Organisierungspatent zu bewegen. Den bäuerlichen Führern hatte Hormayr schon gleich am Anfang, da er die Zügel der Regierungsgewalt wieder in seine Hand nahm, einen deutlichen Wink gegeben, dass sie auch in Verteidigungssachen auf ihn zu sehen hätten. Es war dadurch geschehen, dass er mittels der Ordre vom 4. Juni die Kommandanten für einzelne Distrikte ernannte, beziehungsweise bestätigte: Teimer und Hofer zu Oberkommandanten, den einen für das ganze Inntal, den andern für Südtirol, außerdem noch 16 Defensionskommissäre. 2) Aber auch diesen obersten Häuptern sollte nicht zu viel Spielraum gelassen, das ganze Defensionswesen mehr zentralisiert werden. Daher wahrte Hormayr das Recht, Schützenkompagnien und Landsturm aufzubieten, den im Lande weilenden Generalen Buol und Schmidt, sich selbst, seinen Unterintendanten Menz, Roschmann und Wörndle, Leiningen und zwei Hauptleuten in Pustertal, Banitza und Stainer. Wer nicht von der Intendantschaft oder der Militärbehörde mit einem Kommando betraut ist, darf sich eines solchen nicht annehmen. Die Vollmachten der sich nicht fügenden Hauptleute im

1) Von einem Teile des Bezirkes Kitzbühel wird gemeldet, dass die Leute nicht mehr mittun wollten. Bei den Viertelskongressen in Wörgl traf Roschmann auf ablehnende Stimmen. Der „obere" Wirt von Ebbs, Michael Gast, soll unter Androhung der Todesstrafe zum Besuche einer solchen Konferenz haben genötigt werden müssen und dem Beschluss auf Beteiligung an der Defension beharrlich seine Zustimmung verweigert haben. Von einer solchen Versammlung wird die Einrede eines Bauern gegen Roschmanns Aufmahnung überliefert: „Sie haben leicht reden, der Krieg hat erst angefangen; wenn er aber unglücklich ausgeht und die Bayern wieder kommen, was tun wir dann? Sie gehen, und wir bleiben da." Freilich habe ihn Roschmann gleich niedergedonnert: „Was spricht er, dummer Bauer da, Bayer kommt keiner mehr ins Land, so lang er lebt, dafür stehe ich." Charakterzüge vom Jahre 1809 Handschr. in H. M. Generalkommissär des Salzachkreises, Schleich, an den König, 19. Juni. M. St.
2) v. Reich für Bozen, Bombardi für Salurn, Morandell für Kaltern, Jos. v. Ress für Fleims, Tschöll und v. Vintschgau für Meran, Frischmann für Schlanders, Senn für Nauders, Fischer für Landeck, Strele für Imst, Plawen für Reutte, Dietrich für Lermoos, Aschbacher für Achental, Wintersteller für Kitzbühel, Sieberer für Kufstein, Kolb für Lienz und den aktiven Infanteriehauptmann Daubrawa für Scharnitz. — Straub bringt in seiner Selbstbiographie die Abschrift eines Dekretes Hormayrs vom 15. Juli, worin seine Ernennung zum Kommandanten von Hall, Thauer und Rettenberg vollzogen wird. Darunter steht auch Hofers Unterschrift mit dem für diese Zeit nicht zu deutenden Beisatz: „hat nicht ingögen, wann ein oder andrer was ingögen haben, ist zu eussern." Ich kann auch dieses Stück, wie es vorliegt, nicht für echt ansehen.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 508

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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