536 - Johanns erste Mitteilung
vergewissert wurde, und nur zögernd fügte er sich der Tatsache. Der Einfluss der ihn umgebenden Kriegspartei war noch ungebrochen und ließ ihn am Gedanken festhalten, sobald wie möglich das Glück der Waffen nochmals zu versuchen. Kam es aber dazu, dann war es wünschenswert, dass die Bewegung in Tirol fortdauere. In diesen die Waffenruhe begleitenden Umständen lag viel des Unheilvollen für Tirol. Musste das Land, wie es in jenem vierten Artikel tatsächlich geschah, dem Feinde überlassen werden, so gab es nur noch eine letzte Liebespflicht, es mit aller erdenklichen Raschheit über die Lage aufzuklären und mit allen Mitteln abzuwiegeln. Anstatt dessen ergeht am 16. an Johann ein kaiserliches Schreiben: „Man erzählt von einem Waffenstillstand, den unser Herr Bruder (Karl) abgeschlossen haben soll und worüber nach den vom Feinde gemachten Eröffnungen die Bedingungen nicht genau übereinstimmen. Ich muss es so lange als eine nicht verbürgte Sache annehmen, solange mir von meinem Herrn Bruder keine amtliche Anzeige geschieht. — — — Sie haben daher an diesen beschlossen sein sollenden Waffenstillstand und was Ihnen darüber von wem immer zukommen sollte, sich keineswegs, sondern bloß an solche Befehle, die Ihnen dies falls von mir eigenhändig unterschrieben zukommen sollten, zu kehren, indem ich Ihnen seinerzeit selbst, wenn es erforderlich wird, die Befehle, welche Stellung Sie zu nehmen haben werden, zukommen lassen werde." 1) Dieser Brief, welcher, wie mit Recht bemerkt wurde, den scharfen Gegensatz zwischen dem ruhebedürftigen Generalissimus und dem noch kriegslustigen kaiserlichen Hoflager in Komorn beleuchtet, hatte eine Reihe verhängnisvoller Mitteilungen an die Tiroler im Gefolge. Erzherzog Johann übte diesmal nicht Kritik am Handschreiben seines kaiserlichen Bruders, sondern mit dienstbeflissener Promptheit ließ er noch am selben Tage an Buol die Ordre weitergehen: „Da es sein kann, dass ein feindlicher Parlamentär Ihnen den Befehl bringt, Tirol infolge eines Waffenstillstandes zu räumen, so haben Sie diesem Befehl nicht nachzukommen, außer er wäre von mir unterfertigt." 2) Und General Buol ließ die erzherzogliche Zuschrift im Druck vervielfältigen und versah sie noch mit dem Nachtrag: „welches hiermit zur Berichtigung der auslaufenden falschen Gerüchte und zur Beruhigung der treuen und tapferen Tiroler allgemein bekannt gemacht wird." 3)
Mag man diese Kundgebungen deuten wie man will, das eine steht fest: sie waren gewiss keine geeigneten Vorläufer, um das Volk
1) Abgedr. bei Krones, Zur Gesch. Öst. im Zeitalter d. franz. Kriege p. 125.
2) Hauptquartier Teth, 16. Juli.
3) Brixen, 23. Juli. Der Verf. d. Mém. de Mais bemerkt zum 25. Juli: „Während ich an diesem Tage im Bad Rabbi weilte, zeigte man einen Zettel des E. Johann, wo derselbe vor dem Gerücht eines Stillstandes warnte. War diese Warnung von einem listigen Feind oder von einem unweisen Freund?"
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.