552 - Beaumont
fremden Soldaten in seine Höhlen wieder zu verschwinden. Lefebre bezog wie im Mai die Hofburg. Mit einem Hagel von Schimpfworten bewarf er die Vertreter der Beamtenschaft, welche sich ihm noch am Abend seiner Ankunft unter der Führung des Appellationsgerichtspräsidenten Grafen Sarnthein vorstellten.
Eine andere Heeressäule überschritt an diesem Tage die Landesgrenze in Scharnitz. Es war General Beaumont mit seinem aus Franzosen und Bayern gemischten, 10 000 Mann zählenden Korps. Das Dorf Scharnitz hatte der Feind schon im Mai in Asche gelegt. Der Schrecken darüber erfüllte noch immer die Bewohner des nahen Seefeld, sie suchten bei der Annäherung Beaumonts das Weite und versteckten sich im abseits gelegenen Mösern. Einer Aufforderung des Generals, der mit Anzünden drohte, zur Rückkehr wagten sie nicht nachzukommen. Und seine Drohung fand, ohne dass er es anbefohlen, eine furchtbare Erfüllung. Bayrische Soldaten und mitlaufendes Volk, die seinen Nachtrab bildeten, legten Feuer, und Kirche, Kloster, Pfarrhof, Posthaus und 14 Gehöfte wurden eine Beute der Flammen. 1) Beaumont selbst erschauderte darob und ließ durch seine Adjutanten verbreiten, die Untat sei gegen seinen Willen geschehen, er wolle sich bemühen, den Ärmsten Entschädigung zu verschaffen. Der Zug dieser Truppe ging durch Oberinntal nach Vorarlberg. Zur Brandfackel griff sie nicht mehr, aber die Orte bis Telfs wurden von ihr kahl geplündert.
Lefebre war ins Land entsendet, um Strafe zu verhängen und dadurch Garantien zu schaffen für andauernde Ruhe. In der Ausführung dieser Absicht bildete sich eine förmliche Konkurrenz zwischen ihm, dem militärischen Diktator, und der wieder auflebenden bayrischen Regierung. In München ernannte man schon am 27. Spezialgerichte für die Hauptstädte der drei Kreise — vorläufig auf drei Monate — zur Untersuchung über die Verbrechen des Staatsverrates, der beleidigten Majestät und des Aufstandes. Diese Gerichte sollten mit Ausschluss aller andern inquirieren und urteilen. 2) Im Salzburgischen und in den angrenzenden unterinntalischen Bezirken, deren Bevölkerung nur als irregeleitet galt, begnügte man sich mit Vorladung der Hauptleute, welche einen Ergebenheitsrevers ausstellen und in Salzburg einstweilen in Hausarrest bleiben mussten. 3) Die Schanzen, welche vor Kufstein und im Strubpass gebaut worden waren, selbst das
1) Chronik von Seefeld. Richter Hecher an Utzschneider 8. Aug. „Welch entsetzliches Elend und keine Hilfe!" M. St. Der Brandschaden in Scharnitz wurde auf 43 000 G., der in Seefeld noch höher angeschlagen.
2) Dekret v. 27. Juli. J. M.
3) Solche Hauptleute waren Paul Kapeller in Gastein, Jos. Struber Wirt in Steg am Wald, Hauptmann der Werfener, Mich. Schernthaner, Hauptmann von Taxenbach und Rauris, Max Michl und Georg Angerer in Brixental, Joh. Pfeffer, Christ. Koller und Jos. Keil in Saalfelden, Sensenschmied Georg Angerer in Hopfgarten. M. K.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.