573 - Vorbereitungen im Eisacktal


wegwarf" und zum Sammelplatz lief. 1) Durch ein strafendes Monitum seines Bischofs wegen des hitzigen Mittuns im April gedämpft, lebte der Schabser Kaplan Paul Wassermann seither zurückgezogen auf seinem stillen Posten. Da begegnete er am 3. August spazieren gehend einem Bekannten von Brixen. Dieser erzählt die Neuigkeit, dass morgen die Sachsen kommen werden, in der Stadt seien schon die Viktualien für sie bestellt. Darob beginnt es im geistlichen Brausekopf, zu kochen. Ihr Brixener, so entgegnet er, scheint schlecht gesinnt zu sein gegen das Haus Österreich; da will ich lieber zu denen gehören, welche euch die Freude verderben. Der andere meinte darauf, der Geistliche werde 24 000 Franzosen wohl nicht aufhalten können. Trotzig gab der Schabser zurück: Gut, dass ihr in der Stadt so reichlich für Lebensmittel sorgt, aber diese werden wir Tiroler, nicht die Sachsen aufzehren. Schnell war der bischöfliche Tadel vergessen, Schon sah der Kaplan, wie sich bewaffnete Haufen der Klause ober Brixen näherten, er schloss sich ihnen an. 2) Im Laufe des 3. August begann sich das schluchtartige Eisacktal von Unterau bis oberhalb Mittewald mehr und mehr zu füllen. Lantschner brachte seine Weitentaler, unter Battig erschienen die Pustertaler, Advokat Sebastian Mayrhofer führte die von Villanders, die von Klausen der bewährte Gasteiger, andere wieder Kemenater von Schabs, Haspinger und Peter Mayr, der, wie es scheint, insbesondere auch den Proviantmeister machte. 3) Stebele hätte mit einer Botschaft Hofers zum Erzherzog gehen sollen. In Brixen hielten ihn die Kameraden zurück und er ging mit ihnen. 4) Seinen Auftrag hatten bei Johann andere auszurichten. 5)

Eine allgemein anerkannte Leitung gab es beim Auszug von Brixen noch nicht. Jeder war, so versichert der Schabser Kaplan, sein eigener Führer. 6) Erst am Abend bildete sich, wenn man es so nennen darf, ein dirigierendes Hauptquartier. In Unterau trafen Haspinger und der Mahrwirt mit

1) Lantschner a. a. O.
2) Kaplan Wassermann v. Schabs a. a. O. Auch Gruber in Villanders wusste vom Verbot des Bischofs Lodron, aber er tröstete sich „er sei trientnerisch".
3) Mich. Mayr p. 18 nach den Standeslisten.
4) Über Stebele äußert sich Lantschner nicht günstig. Er habe sich nicht wollen aufhalten lassen, denn „das Kommandieren sei sein Sach nit". Endlich ging er mit, aber war „zu nichts".
5) Den Brief Hofers an Johann übernahmen von Stebele drei Deputierte, Major Müller von Vorarlberg, Jos. v. Lichtenthurn und Blasius Trogmann, welche eine Konferenz in Meran am 1. August an den Prinzen abgesendet hatte.
6) Dieser Mangel in der Einheit der Führung drückt sich auch in der Berichterstattung aus. Die Details der einzelnen Aufzeichnungen sind ungemein schwer in Einklang zu bringen, jeder sieht sich als das leitende Capo an. Kritische Einzelforschung hat hier noch ein dankbares Feld. Ich muss mich darauf beschränken, das Ergebnis abwägender Quellenvergleichung zu bieten.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 573

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.