581 - Hofer im Versteck
gefordert wurde. Dem Schreiben entsprach der Ton des Paters, welcher die Bauern auf die Unüberwindlichkeit einer so starken Armee hinwies. Allein da kam er übel an. Mit wenig schmeichelhaften Titulaturen antworteten die Bauern und erklärten den Unterhändler als Spion für ihren Gefangenen. Hyginus, beim Nagelewirt Seeber in Mauls interniert, wurde von seinem Ordensgenossen Joachim dadurch dem Bereiche der ergrimmten Männer entzogen, dass ihn dieser unter sicherer Eskorte nach Bruneck ins Kloster sandte. Dem Herzog von Danzig aber ließ Haspinger melden, sie seien ohne Wissen Hofers zu keinem Abkommen berechtigt. Ebenso wenig richteten drei bayrische Offiziere, welche den Bauern in die Hände geraten waren und ihnen zusprachen, was sie denn mit ihrem „papiernen Kaiser" wollten, habe doch erst der bayrische König blankes Silbergeld ins Land gebracht. Lefebre wollte es noch auf einen zweiten Versuch ankommen lassen. Von ihm überbrachte ein Sterzinger Student namens Pichler ein höflicher abgefasstes Schreiben. Dasselbe hätte wohl schwerlich verfangen. Aber zur selben Stunde sahen die Bauern Häuser brennen — vielleicht waren es noch die von Ried — und einem der Ihrigen ward die Antwort diktiert: „Der General wird wissen, dass wir Gefangene haben; lässt er noch ein Haus anzünden, so werfen wir seine Leute hinein." Kooperator Gruber und Peter Mayr, dieser im Augenblick von starkem Unwohlsein befallen, setzten ihre Namen darunter. 1) Die Zeit des Stillstandes, welche während dieses Parlamentierens herrschte, benützten beide Teile, um ihre Gefallenen und Verwundeten aufzulesen. Dass es den folgenden Tag nicht einen bloßen Spaziergang gelte, konnte dem Marschall schon dieser Vorabend andeuten. 2)
Die Sturmmasse, auf welche Lefebre bei Mauls gestoßen war, und welche sich dort stündlich vermehrte, 3) bildete an diesem Tage eigentlich nur mehr einen Flügel von der im Sterzinger Becken sich sammelnden Bauernmacht. Ein mindestens ebenso starker Teil begann das jenseits des Eisack gelegene Mareitertal zu füllen. Hofer war im Anzug. Ihn sahen wir am 2. auf den Jaufen wandern. Diesen Waffenstillstand und die fortschreitende Landesokkupation, dazu des Kaisers Versprechen, sich nie von Tirol zu trennen, 4) das konnte er sich nicht zusammenreimen.
1) Gruber rühmt seine Vertrauensstellung an der Seite des Mahrwirtes. Dieser soll gesagt haben: „Der liebste ist mir der Villandrer." Nach Rapp hätte Gruber allein unterschrieben.
2) Diese Vorgänge bei Mauls sind in den bisherigen Darstellungen kaum angedeutet. Völderndorff p. 295 spricht von Rekognoszierung, die Tiroler hätten sich nach Sack zurückgezogen.
3) Das Nachrücken neuer Kompagnien aus dem Eisack- und Pustertal am Sonntag wird ausdrücklich erwähnt.
4) Danei hebt dieses Moment speziell hervor.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.