585 - Kämpfe bei Gasteig
den nachdrängenden Bauern den Abstieg nach Mauls nehmen. Hier traf Lefebre seinen linken Flügel in großer Erschöpfung und völliger Auflösung wieder. Also zurück nach Sterzing, von wo man des Morgens so zuversichtlich ausgezogen.
Getrennt von dem Hauptkorps durch das ungangbare Sterzinger Moos bildete der Eingang in das Mareitertal (Ridnaun) ein selbständiges Gefechtsfeld. Dort vereinte sich um Hofer alles, was über den Jaufen kam. Und das war ein gewaltiger Haufen. Bei uns, so frohlockt der Sandwirt, ist das Volk in solcher Menge versammelt, dass man besorgt sein muss, ob so viel Platz sein wird, dass die Bayern nicht zertreten werden. 1) Die Tiroler hier festzuhalten, hatte General Stengel mit einem Linienregiment und mehreren Geschützen übernommen. Ihm gegenüber kommandierte Speckbacher, dem, da er nicht überall zugleich sein könne, der Sandwirt noch den Grafen Mohr an die Seite gab. Schon während des ersten Halbtages zeigten sich die Bayern zu schwach. Indem sich Speckbacher, über den Bach stürmend, auf den Telfeser Geländen ausbreitete, schob er den Feind gegen die Stadt. Stengel erhielt Ablösung. Auf Lefebres Befehl war Arco mit seinem Korps aus Unterinntal nachgerückt und eben in Sterzing angekommen. 2) Trotz eines achtzehnstündigen Marsches rückten Arcos Truppen so energisch vor, dass der Bach wieder die beiden Kampfparteien schied. Gleichwohl schloss auch hier für die Tiroler der Tag mit dem Bewusstsein, den Feind erfolgreich bestanden zu haben. Nach Hofers schwerfälligem Schriftausdruck war „der ganz zur Reterat befindliche Argwohn gehemmt". Morgen, lautete sein Befehl, wollen wir sehen, unten und oben anzugreifen. „Halten Sie sich tapfer, wir werden mit der Hilfe Gottes die Sache gut machen. Die Maiser Kompagnie und Algunder Mannschaft soll mit den Schennaern postiert werden, sie sind vertraut." 3) Kräftige Vorsätze schwellten seine Brust: „Morgen greifen wir auf allen Seiten an und wird hoffentlich keiner mehr über den Brenner hinauskommen; es ist augenscheinlich, dass Gott mit
1) Hepperger in Bozen verzeichnet zum 7. Aug.: „Kamen zwei Kompagnien 330 Mann stark von Kastlbell und Naturns hier an unter dem Vorwand, dass sie über den Jaufen wegen einer zu großen Menge des Volkes nicht passieren könnten." Giovanelli schätzt in einem Briefe vom 7. die Zahl der am Jaufen versammelten Bauern auf 10 000. A. G.
2) Als ernannter Gouverneur des Brixener Kreises erließ Arco am 8. Aug dahin einen zweiten Aufruf: „Vorarlberg und der Innkreis gemessen den Frieden. Seid eurem Glück nicht im Weg. Sendet einen Führer, vielleicht den Hofer selbst, zum Marschall, um mit ihm zu sprechen. Niemand hat etwas zu fürchten. Wenn ihr euch nicht ergebt, so wird Lefebre von morgen Mittag an alles mit Feuer und Schwert verheeren. So will es der Kaiser. Bei seiner letzten Anwesenheit hat euch Lefebre verschont, der Kaiser hat es ihm übel genommen, denn ihr habt die Gnade missbraucht. Also ihr Einwohner des Brixener Kreises, folgt mir." M. St.
3) Hofer an Speckbacher, 7. Aug. J. M.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.