617 - Die Schlacht vom 13. August
So war der Stand gegen die Mittagsstunde. Die Tiroler hatten zwar die Höhen an der Südseite inne, aber die Beschränkung des Feindes auf die Taltiefe war noch nicht gelungen. Beiderseits verfügte man noch über starke Reserven. Lefebre hatte bisher noch fast die ganze Division Kronprinz außer Tätigkeit gehalten, auch der Sandwirt hatte noch große intakte Streitkräfte vorrätig. 1) Derer, die bisher ununterbrochen im Feuer gestanden, bemächtigte sich freilich schon starke Ermüdung. Man litt unter der Glut der Augustsonne. Dankbar begrüßten es die schweiß übergossenen Männer am Isel und die am Lemmenhof, dass ihnen die beherzten Weiber von Mutters-Natters und jene von Lans mitten im Kugelregen mit Wassernäpfen zu Hilfe kamen. 2) Den Oberkommandanten in der Schupfen erfüllte auch die Sorge um die Labung der streitenden Waffenbrüder, die ihm ihre Not melden ließen. Ich habe, so schreibt er einem Hauptmann, für die eine wie für die andere Kompagnie gut gesorgt. „Ich sehe schon ein, dass an allem Mangel herrscht, besonders wegen Abganges an Vorspannpferden. Aber ich habe möglichst viel Pulver, Blei, Wein und Brot hinausführen lassen. Der Frickhofer sagt mir, der Bucherhansl hätt ihm gesagt, es seien auch zwei Ochsen hier, man soll sie so lang hier lassen, bis sie berichten. Sobald etwas nötig ist, so schickt einen eigenen Menschen, dass man weiß, dass es euch richtig zukommt." Mahnend und aufmunternd setzt er noch hinzu: „Übrigens haltet die Mannschaft möglichst beisammen und lasst die Leute die Munition nicht vergebens verschießen, wenn sie sehen, dass sie den Feind nicht damit erreichen. Habt nur Geduld, Gott wird uns alle segnen. Auf euch verlass ich mich am meisten." 3)
Erst ein paar Stunden später als an der Südseite entspann sich der Kampf nördlich von Innsbruck. Gegen 10 Uhr erschien Firler mit seinen Kompagnien von Zirl her. Man hat Anzeichen, dass der Geist der Subordination unter ihnen zu wünschen übrig ließ. 4) Als linker Flügel näherten sich 6 Oberinntaler Kompagnien von Kerschbuch der Brandstatt von Planetzen, über die Allerheiligenhöfe zog Marberger mit den Schützen aus Flaurling, Telfs, Petersberg, Imst, Fliess, Landeck, Graun, Langtaufers, Nauders, Haid und Pfunds, auf der offenen Strasse durch die Ulfiswiese schob Pemmelburg 9 Kompagnien aus Obervintschgau vor. Die Oberinntaler des linken Flügels erreichten Planetzen und vertrieben die dortige Besatzung. Es war aber nur ein Augenblickserfolg. Der bayrische
1) Die bäuerliche Taktik hat sich überhaupt bei dieser Schlacht auf der ganzen Linie der klugen Ausnützung des Reserveverhältnisses beflissen.
2) Lechleitners Relation A. G. und Joh. Hofer a. a. O. Lechleitner hebt hervor, keiner von den labenden Frauen sei eine Verwundung widerfahren. Hofer fügt bei: „sonst wäre es nicht auszuhalten gewesen".
3) Hofer an Joh. Hofer, 13. August Tiroler Bote 1893, p. 1594 ff.
4) Vgl. die bei Maretich II, 195 angeführte Notiz aus der Schützenzeitung 1858 p.72.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.