650 - Unsicherheit für Beamte


aufs Land gegangen. Ein energischer Befehl Hofers rief ihn nach Innsbruck zurück, er sollte seinen Posten in Trient, von dem ihn Hormayr abgerufen, wieder antreten. Nicht ohne Mühen bekam er die Erlaubnis, einstweilen in Innsbruck zu bleiben, durch Giovanelli gelangte er als Referent in die Zentrale. Auf regelmäßigen Gehaltsbezug hatte zu dieser Zeit keiner von den Beamten zu rechnen.

In einer Zeit, da ein Bauer das Land regierte, mochten dessen Standesgenossen hoffen, unbeliebter Obrigkeiten sich unschwer entledigen zu können. Namentlich in Brixen ging es den Spitzen der Behörden nahe, dem Finanzdirektor Tschiderer und dem Kreisrat Gummer. Ihre Stellung wurde um so schwieriger, als gerade die ersten von den bäuerlichen Hauptleuten auf ihre Entfernung hinarbeiteten. Um eine Begründung war man oft nicht verlegen. Kein geringerer als der Mahrwirt und der Hauptmann Jakob Oberhuber erhoben gegen beide die Anklage der Feindseligkeit wider die Religion und der „Bilderstürmerei". Wohl nahm sie der Bischof selbst in Schutz. Aber sogleich trat ein dritter, der Kreuzwirt Martin Schenk, auf und bearbeitete Hofer: möge auch wahr sein, was der Bischof sagt; Tatsache sei, dass die zwei Beamten sehr verhasst seien und dass es für ihre Sicherheit und zur allgemeinen Beruhigung das beste wäre, sie entweder „auszuwechseln" oder zu beurlauben; geschehe keine Änderung, so werde man in Brixen keine Steuern mehr zahlen. 1) Hofer zögerte. Die beiden Beamten aber trugen der feindlichen Stimmung Rechnung und baten um Urlaub: für Tschiderer wurde er bewilligt, Gummer an seine Stelle gesetzt, doch soll auch dessen Entlassung schon ins Auge gefasst worden sein. Ein völliges Nachgeben gegen populäre Bewegungen bedeutete es, wenn Hofer die Besetzung des Landgerichtes Rattenberg dem Gerichtsausschusse „oder wen es betrifft" überließ. 2)

Es lag im Zuge der Verhältnisse, dass die Leute in ihren Anliegen vom legalen Instanzengange absahen und alles möglichst unmittelbar an „Vater Hofer" brachten. Seine in einem Edikt niedergelegte Aufforderung,

1) Schenk an Hofer, Brixen, 28. Sep. M. St. Schenk proponierte an Tschiderers Stelle den Herrn v. Pfaundler, an jene Gummers einen Grafen Sarnthein. Ferner drang er darauf, den Rentmeister Weinberg durch den Bozener Rentmeister Klebelsberg zu ersetzen, denn ersterer „verrät wenig Erziehung und benimmt sich grob gegen Geistliche und Weltliche; wohl hat er ein gutes Herz, da er mit den Restanten menschlich verfuhr und niemanden von Haus und Hof brachte, aber das Vertrauen der Bauern hat er verloren." Daubrawik berichtet schon am 19. an Giovanelii: „Gestern hat Hofer den Personalstand verlangt mit der Äußerung, dass es ihm in Brixen nicht gefalle, wo halt der Tschiderer gar nicht anstünde, wohl aber der Gummer. Was nun folgen wird, steht zu erwarten. Vielleicht wird Gummer gar Generalkreiskommissär, wie hier Röggla, dann gratuliere ich euch Boznern. Ich glaube, dass diese Protektion vom Kreuzwirt in Brixen, besonders aber von Holzknecht herrühren dürfte. Das Ratskollegium ist sehr dagegen."
2) Dafür hatte sich Hauptmann Margreiter bei Hofer verwendet.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 650

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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