671 - Sorge für die Defension
Die papierne Ordnung, die Hofer in Bozen gemacht, erwies sich wirkungslos. Dalponte, Garbini und Genossen ließen sich dadurch nicht irre machen. Der Oberkommandant befahl ihre Verhaftung und sperrte sie in den Innsbrucker Kräuterturm. Danei, der Allerweltsdiener, wollte auch ihnen seine Fürsprache leihen. Da kam er aber beim Sandwirt schlecht an. Schweigen Sie mir von solchen Lumpen, so fuhr dieser auf, die sind gut aufgehoben, sie haben die Welschen schon lang genug gepeinigt. Sind das Kommandanten, welche nur die Leute ausplündern? Lumpen sind es, ich habe sie nicht zu Kommandanten gemacht. — Und dabei blieb es.
Wie in der zweiten Periode der Intendantschaft Hormayrs in dessen Hand die oberste Zivilregierung mit der Leitung des Verteidigungswesens vereinigt war, so war es bei Hofer. Das letztere war in den Organisierungspalenten noch ausdrücklich seiner alleinigen Direktion unterstellt und vorbehalten. Hiefür alles aufzubieten, betrachtete er als seine spezielle Pflicht. Diesem Zweck dienen jene allgemeinen Erlässe, in denen er zum Gebete, zum Vertrauen und zur Ausdauer auffordert, und eine Menge besonderer, welche die Landesdefension im einzelnen zu regeln suchen. Gleich das erste Ausschreiben, das von der Hofburg ausgeht, 1) weist auf die Notwendigkeit, Tirol, das der Feind eben verlassen, vor weiteren Hinfallen zu sichern. Die ganze waffenfähige Mannschaft ist zu beschreiben, in Kompagnien einzuteilen, in jeder Kompagnie sind die Offiziere zu wählen, die Standeslisten dem Oberkommandanten einzusenden. Den Offizieren ist zu gehorchen. Wer nicht selbst ausrücken kann und Vermögen besitzt, soll davon „eine billige Zulage" leisten. Des Himmels Segen anrufend möge jeder wirken für Ordnung und Einigkeit, sonst würde innerer Krieg, Mord und Zerstörung des Landes Los sein, „wie es in Frankreich gegangen". Bei der Durchführung der Defensionsmaßregeln haben sich die Obrigkeiten an die noch unter Österreich bestandenen Vorschriften zu halten. Erbeutete Pferde, Munition und namentlich Geschütze sind gegen Quittung an Hofer abzuliefern, welcher „seinerzeit den Betrag dafür gemeinschaftlich verteilen wird". Immer wieder ist es die Hoffnung auf Österreich, durch die Hofer der Lampe des Opfermutes neues Öl zuzubringen bestrebt ist. Die Löhnungen, versichert er den Landsleuten, würden sie zuversichtlich empfangen, da der Kaiser den vollen Ersatz des Kriegsschadens versprochen. 2) Wenn es mit der Organisierung nicht rasch genug geht, sucht ein anspornendes Ausschreiben alsbald nachzuhelfen. So heißt es in einem: „Manche Gerichte erweisen sich in der Verteidigung sehr schläfrig, ja wollen sogar die Kompagnien nicht mehr ausrücken lassen. Wer das tut, wird als
1) 18. Aug. Die Verordnung ging an alle Gerichte und war auch von der Kanzel zu verkünden.
2) Erl. v. 1. Sept.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.