679 - Zusammenstösse
sprachen die einen dafür, die andern dagegen, man wurde schließlich handgemein. 1) Beamte und Geistliche mahnten zur Ruhe. Die Entscheidung fiel erst, als die führenden Tiroler selbst erschienen: Speckbacher, der für Pinzgau ernannte Kommandant Wallner und etwas später Haspinger. Unter ihrem unmittelbaren Einfluss erhoben sich nun auch die salzburgischen Gebirgsleute. Die Richter entflohen nach Salzburg oder wurden nach Innsbruck eskortiert. In Saalfelden „beim Stierhauser" schlug Wallner sein Hauptquartier auf, ihm zur Seite der Engelwirt Leopold Krainer von Hall als Kommissär des Sandwirts, beauftragt, für Ordnung und Disziplin zu sorgen, für deren Aufrechterhaltung Wallners Autorität nicht hinreichte. 2) Mit den ankommenden Tiroler Kompagnien vereinigten sich die von Saalfelden, Mittersill und Taxenbach. Aus dem nahen Gusswerk in der Dienten hoffte man auch Geschütze zu bekommen.
Diese Erweiterung des Insurrektionsgebietes vollzog sich ohne Behinderung durch einen Feind. Einen solchen bekamen die Tiroler bis Mitte September nur dreimal zu Gesicht. Das eine Mal war es, wo eine Schützenabteilung am letzten August um 2 Uhr morgens auf ein Pikett des Bataillons Habermann am Strubpass stieß und es nach Lofer versprengte, das zweite Mal am 12. September, da Wallner am Pass von Hirschbüchel einen streifenden Zug der Bayern überfiel. Am folgenden Tag erschienen die Mannschaften der Hauptleute Harasser, Brunner und Freiseisen vor Werfen und nötigten den dort postierten Oberst Vasserot mit seinen zwei Kompagnien zum Rückzug in den Luegpass. 3) Bereits verkündeten die Tiroler, ihr Pater Rotbart werde eintreffen.
Haspinger riss an dieser Seite ebenso die Leitung an sich, wie einst Teimer an der tirolisch-bayrischen Nordgrenze. Und gleich diesem strebte er den Krieg möglichst weit hinauszutragen über die heimischen Marken. Dass Hofer in Innsbruck saß und sich auf das Regieren verlegte, wollte dem Feuerkopf nicht gefallen; er hätte ihn am liebsten an seiner Seite gesehen und mit fortgerissen. 4) Jedes, wenn auch noch so unsinnige Gerücht bestärkte ihn in seinen ausschweifenden Entwürfen. 5) „Wir müssen
1) Pfleger Werenspacher von Lofer an die Administr. in Salzburg, 23. Aug. M. K.
2) Tagebuch des Pflegers Lottersperger in Saalfelden. M. K.
3) Tagebuch des Richters Francisci in Werfen. M. K.
4) Haspinger spricht in seinem Tagebuch zu Hofer: „Bruder, lass die Staatsgeschäfte-Umwälzung beiseite, lass alles bei der alten Verfassung und folge mir, denn wir müssen den Feind von den Grenzen entfernen und dem Kaiser helfen." In dem Bericht eines Ungenannten über ein Gespräch mit Haspinger in Salzburg am 21. Dez. 1854 (A. G.) heißt es, Haspinger sei nicht gut zu sprechen gewesen auf Hofers Regierung und habe erzählt, dass er zu demselben gesagt: Bruder, deine Sache ist das Land zu verteidigen und nicht, das Land zu regieren, das lass andern über; wir müssen den Feind von den Grenzen abtreiben und so dem Kaiser Luft machen.
5) Haspinger und Trogmann an Hofer, 20. Sept.: „E. Johann hat mit den Russen die Franzosen geschlagen, welche von Pettau nach Marburg fliehen. Allem Anschein nach haben sich die Franzosen nach Graz gezogen. Der ganze böhmische Landsturm ist im vollen Anzug, das Gleiche in Kärnten und Steiermark. Wenn nur einige Kompagnien Tiroler einrückten, mit Sehnsucht wartet man auf die Tiroler." Cop. in J. M. mit dem Beisatz „treu copiert". Eine Abschrift auch in Mém. de Mais. — Haspinger an Straub, 21. Sept.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.