683 - Vorbereitung zum Angriff
Berg wollte man sich in der Nacht vor dem 25. gegenseitig verständigen, dass alles bereit sei.
Der 24. war Sonntag, außerdem Rupertustag, das Fest des Landespatrons. Vor dem in Massen herbeiströmenden Landvolk las Haspinger in der Pfarrkirche des Marktes die Messe. Dieser bewaffnete Mönch, der mit seiner aufweckenden und organisierenden Tätigkeit im Pinzgau und Pongau so viel von sich reden machte, wurde wie ein Wundermann betrachtet. Geheime, sonderbare Kraft, so dichtete man von dieser einzigartigen Erscheinung, gehe von ihm aus. Bei der Elevation wollten einige bemerkt haben, dass die von ihm konsekrierte Hostie grösser und schöner sei als bei andern Priestern. Als er nach der Messe zur Sakristei heraustrat, entstand ein lebensgefährliches Gedränge. Jeder wollte ihn sehen. 1) Aber wenige Stunden nach dem Frühgottesdienst war Saalfelden wieder ein stiller Ort. Die Kommandanten waren auf ihre Posten geeilt, um für den morgigen Tag auf die Minute präsent zu sein.
Haspinger hielt noch an diesem Sonntag Ausschau vom Tännengebirg und traf die letzten Anordnungen zum Sturm auf den Pass. Josef Struber, der Wirt von Steg am Wald, und der Passeirerhauptmann Laner nebst einigen Pongauern wurden ausgewählt zur Umgehung des Feindes und hatten deshalb noch am Abend die seitlichen Höhen zu erklimmen. Am nächsten Tag morgens führten Joachim und Harasser ihrer Kompagnien, Höttinger und Sarntaler, auf der Strasse gegen den Lueg. Die Umgehung erwies sich als ungemein nützlich. Vom Feinde zunächst aufgehalten, konnte sich Haspinger in dem Augenblick des Passes stürmend bemächtigen, als seine detachierten Hauptleute ihren Flankenangriff eröffneten. Bis auf Golling musste sich der Gegner zurückziehen. 2) Die ganze Talsperre war in den Händen der Bauern, an deren Führer der Kapuziner Belohnungen in Form von Beförderung zum Major oder Zuweisung einer Kompagnie verteilte.
Ebenso genau erfüllten die andern ihr Pensum. Wallner und sein schneidiger Genösse Panzl hatten ihre Leute so verteilt, dass sie ein bayrisches Kommando in Luftenstein, Major Kronegg mit zwei Kompagnien, gleich von drei Seiten anfallen konnten. Schon nach einer Stunde schlichen sich die Soldaten der Saalach entlang nach Lofer. Auch dort war schon alles alarmiert. Von Firlers Kolonne rückten die Meraner
1) Lottersperger a. a. O.: „Ihn nicht gesehen zu haben galt als das größte Unglück." Üb. Haspingers Eindruck auf das Volk s. Prem, Der Tir. Freiheitskrieg, Programm der Realschule Marburg 1896, p. 28 nach Joh. Thurnwalders Erinnerungen.
2) Der Ärger Napoleons über den Verlust des Passes drückt sich aus im Briefe an Wrede 8. Okt. (zuletzt abgedr. bei Lecestre a. a. O. I, 370): Je suis mécontent des troupes bavaroises. Au lieu de se battre, ils clabaudent et fonts des intrigues contre leur chef ... On n'abandonne par un poste sans l'ordre de son chef . . . Dites-moi si les Bavarois voulent mériter mon estime ou mon mépris.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.