711 - Kaisers Namenstag
für den Beginn längst erbetenen Zuflusses. Der arme Schulmeister Purtscher, welcher als Adjutant des Sandwirts dabei stand, als die Dukaten auf den Tisch rollten, hat sich noch in alten Tagen „des herrlichen Anblicks" erinnert, den ihm „der blinkende Haufe" bereitet. Auch Giovanelli war gegenwärtig und selbstverständlich Schatzmeister Holzknecht, der, während Hofer die Quittung schrieb, sich von Eisenstecken die 3000 Stücke herunterzählen ließ, um sie dann in eine hölzerne Schüssel zu streichen und in dem nebenstehenden Kasten zu verwahren. 1) Die Freude in der Innsbrucker Hofburg war groß, 2) und Hofer pries in einem sogleich verfassten Ausschreiben den „herrlichen Festtag des hl. Michael, an dem so gute Nachrichten" eingelaufen. In fünf Tagen war Kaisers Namenstag, an diesem sollte dankbar und begeistert beim Tedeum des Monarchen gedacht sein, „der diesmal uns Tirolern eine so schöne Meldung gemacht". Der 4. Oktober sollte als Nationalfesttag begangen werden. Der Vormittag galt der kirchlichen Feier, die ganz offiziellen Charakter trug. Den Zug in die Hofkirche eröffneten Schützen von Natters, denen Hofer mit seinem ganzen Stabe, begleitet von zwei österreichischen Offizieren, Lochau und Simonis, folgte, dahinter die Generaladministration und die anderen Stadtbehörden; eine Kompagnie Passeirer machte den Schluss. 3) Alle die Honoratioren, der Sandwirt voran, der sich eine neue Montur spendiert und
1) Untersuchungsakten über die Verwendung der 3000 Dukaten in J. St.
2) Hofers anderer Adjutant Delama schreibt an Straub: „Die Innsbrucker raunzen immer über ihr Unvermögen. Wir bekommen jetzt Geld, der Alte kann dann schon zahlen."
3) In dieser Kompagnie diente Georg Hofer, ein bäuerlicher Tyrtäus, der an diesem Tage seine Harfe zu einem „Ehrenlied" auf Vater Hofer stimmte. Hier aus den 15 Strophen ein paar als Probe:
In diesen kummervollen Stunden
War der Hoffnungsstrahl verschwunden.
Sterzing, das in Tränen floss,
In der Wasserflut ersäufet,
Die bis Pustertale streifet,
Schreckt der Feinde Kriegsgeschoss.Nein Christ, hier darfst noch nicht verzagen,
Denn die Stund' hat nicht geschlagen,
Dass es schon an Rettung fehlt.
Gott zieht nicht die Hand zurücke
Und sie weckt zum schnellen Glücke,
Die den Held Tirols beseelt.Von dem gemeinen Bauernstande
Und ein Bergsohn in dem Lande,
Ordnet gleich den kleinen Rest.
Trotzet mit entschlossnen Waffen,
Die zuvor kaum eingeschlaffen,
Stellt sich vor die Feinde fest.Der nie den Musen war gewogen,
Übertriebnen Witz gesogen,
Niemals eine Schul studiert,
Spricht im lauten Kugelregen
Herzhaft einem Feind entgegen,
Den die Kunst zum Kriegen führt.Von jedem Baum und Felsenritzen
Sah man Feuer, Steine spritzen,
Die die Wut der Feind' erstickt.
Und er zog mit schnellen Schritten,
Halb so stark, bevor sie stritten.
Bis zum Isel hingedrückt.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.