712 – Festlichkeiten
den neuen Hut mit einem Marienbilde 1) geschmückt hatte, nahmen in rotgedeckten Stühlen vor dem Hauptaltar im Chor ihren Platz. Um 9 Uhr bestieg Pater Tschiderer die Kanzel. Gehen auch die Inhaltsangaben seiner Predigt stark auseinander, so stimmen sie darin überein, dass sie ungebührlich lang, ja „endlos" gewesen sei. 2) Abt Markus von Wilten sang das Hochamt und stimmte das „Großer Gott" an. Zuletzt weihte er Ehrenkette und Medaille und bekleidete damit den Sandwirt. Dieser hat, vielleicht im Unterschied zu so manchem in seiner Umgebung, keine Ermüdung über die lange Dauer des Gottesdienstes merken lassen, sondern alle Stadien desselben mit Zeichen heißer Frömmigkeit verfolgt, nur dass er mit dem nebenstehenden Danei so manche Prise wechselte. In der Hofburg nahm er die Aufwartung der glückwünschenden Spitzen entgegen. Mancher hatte gehofft, vom Oberkommandanten neueste Meldungen zu erfahren. Es war aber wenig herauszubringen. Denn Hofer, darüber angebohrt, entgegnete in echter Passeirerart: „Neues woas i nix. I han woll drei Kurrier aufn Wög, 'n Watschnhiasl, 'n Sixtnseppele und 'n Memele Franz; und der Schwånz kant scho lång då sein, i derwårt den Loter ålle Stund." 3) Zum Festmahl waren außer den bäuerlichen Hauptleuten nur die beiden kaiserlichen Offiziere geladen. Hofer suchte offenbar die Herren vom Zivil darüber zu trösten, indem er bei der Gratulationscour zu einem gut genährten Herrn sagte: „Herr Bürgermeister, wenn Geld kommt, werde ich Sie schon einladen." 4) Abends gab es ganz im Hormayrschen Stil Festtheater mit einem Stücke von Iffland: „Liebe zum besten der Fürsten" und einem Nachspiele: „Armut und Rechtschaffenheit, oder: Der Fürst hilft gewiss, wenn er's nur weiss". 5) Hofer war zum Erscheinen in der Hofloge bewegen worden. Sehr bald zog er sich zurück. Es hieß, er habe schlechte Nachrichten bekommen.
Die kaiserliche Sendung beantwortete Hofer mit der Abordnung zweier Vertrauensmänner 6) an das Hoflager des Kaisers und des Erzherzogs. Sie waren nicht allein die Überbringer des Dankes, sondern auch einer schriftlichen Darstellung der Lage des Landes von einer Ausführlichkeit, wie es bisher nie geschehen war. „Im Namen seines Vaterlandes" spricht
1) Auch von Anton Obrist in Stans wird berichtet, dass ein Marienbild seinen Hut schmückte. (Domanig in Tir. Stimmen 1901 Nr. 192.)
2) Danei sagt, die Predigt habe von Franzosen und Bayern und der Aufhebung des Jesuitenordens gehandelt. Lergetporer, der auch zugegen war, schreibt verdrossen, der Redner habe nur den Bauernstand als Befreier des Vaterlandes gefeiert. Stettner gibt als Thema an „die Kraft des heiligen Rosenkranzes", Rapp spricht sich ähnlich aus.
3) Gänsbacher a. a. O.
4) Nach Giovanellis Aufzeichnungen über 1809. A. G.
5) Simonis Bericht a. a. O.
6) Huter und Jos. Zoller von Hötting. Als Huter nicht gleich willig war, vernahm er aus Hofers Mund: „Gehst nicht, so bist halt ein Feind des Vaterlands, punktum." Scala a. a. O. p. 97.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.