714 - Hofer an den Kaiser
zu unserem Volke Zutrauen hat und der das Vertrauen des Landes besitzt, welcher mehr für das allgemeine Beste als auf eitlen Ruhm besorgt ist, der mit militärischen Kenntnissen und besonnenem Mut auch Rechtlichkeit des Charakters und tirolischen Biedersinn verbindet". Der Intendant, welcher ihn begleitet, „wenn schon ein solcher notwendig sein sollte", muss „als reifer und praktischer Geschäftsmann mit ausgedehnten Vollmachten versehen sein, wie einst der hochverehrte Graf Lehrbach, der Geschäftsleitung gewachsen, um der unter der vorigen österreichischen Intendantschaft eingetretenen allgemeinen Verwirrung, der Quelle so vielen Unrechtes und Unheils, kräftig zu steuern, und die mutwillig gelösten Bande der bürgerlichen Ordnung wieder fest zu knüpfen". Kommt einmal alles an den Tag, so wird man erst „die Langmut und den echten Patriotismus eines Volkes bewundern, das bei den zweckwidrigsten Anstalten und bei so vielen Anlässen zu lauten Klagen diejenigen stets als seine Vorgesetzten verehrte, welche der Kaiser dazu bestimmt hatte". Endlich unterbreitet Hofer sein Organisationspatent vom 29. September und gedenkt seines Vertrages mit den salzburgischen Tälern, worin er sie „auf deren eigenes Verlangen und unter Vorbehalt der kaiserlichen Genehmigung zu einem integrierenden Bestandteil des Landes Tirol gemacht" hat. Mit Hilfe dieser braven Bevölkerung sind die wichtigen Posten Werfen, Radstadt, Lueg, Strub, Lofer und Hallein gewonnen, „wo überall Schanzen gebaut und die gefährlichsten Nebenstraßen abgetragen werden". Der Erzherzog möge die Bestätigung dieser „Vereinigungsaktion" beim Kaiser erwirken. 1)
Es war ein nichts weniger als erfreuliches Bild über den Zustand des Landes, eine sehr strenge Verurteilung der kaiserlichen Organe, eine ebenso ernste Mahnung zur Einlösung gegebener Versprechungen, was in diesem Operat niedergelegt war, das unzweifelhaft aus der Werkstätte der Generaladministration hervorgegangen ist. Eisensteckens Erzählung, wie Hormayr, um sich selbst zu erhöhen, am Kaiserhof andere schlecht
1) Cop. in J. M. Ebenda liegt auch das Original eines zweiten Schreibens Hofers an den Erzherzog v. 4. Okt., welches den Dank enthält für das Ehrenzeichen, die Bitte um „Wiedereinsetzung" der Jesuiten und die Mitteilung, dass den zurückgekehrten Emigranten keine Kommandantschaften übertragen werden konnten, weil keine Stellen frei seien und diejenigen, welche das Land verließen, kein Vertrauen mehr besitzen. Diesen Brief haben nicht Huter und Zoller übernommen, sondern nach einem angehängten P. S. ein Kurier, der am 4. „um 5 Uhr abends abgeschickt wurde." Sein Inhalt bietet mehr als eine Sonderbarkeit. Der Passus über die Emigranten stimmt nicht zu Sieberers und Eisensteckens Bestellung. Die Bitte wegen der Jesuiten entstammt sicher nicht Hofers Initiative, der den 1773 aufgehobenen Orden nicht kannte. Es wird wohl Tschiderer (vgl. Daneis Mitteilung über dessen Festpredigt) der Inspirator des von Purtscher geschriebenen und vom Sandwirt unterfertigten Briefes gewesen sein. Die Herkulaner hätten es mit einer solchen Bitte nicht so eilig gehabt.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.