717 - Der Friedensschluss
In eben diesen Tagen trat die entscheidende Wendung ein, der Friede wurde geschlossen. Es ging ähnlich wie beim Waffenstillstand. Ihre Vollmacht überschreitend, schlossen die österreichischen Gewaltträger mit Napoleon, der noch wochenlang mit dem geschlagenen Gegner ein grausames Spiel getrieben, ab. Noch vor der Ratifikation in Totis ließ Bonaparte am 14. Oktober durch den Salut seiner Kanonen in Wien den Abschluss der Verhandlungen verkünden. 1) Tirols ward darin insofern gedacht, als volle Amnestie zugesichert wurde. Dass während der monatelangen Traktationen in anderer Hinsicht desselben erwähnt worden wäre, ist nicht ersichtlich. Es wäre bei der bekannten Sinnesart des übermütigen Siegers nicht zu raten und ganz vergeblich gewesen. Als Kaiser Franz sich vor die von seinen Vertretern Liechtenstein und Bubna geschaffene, unabänderliche Tatsache gestellt sah, gab er den Tirolern an seinem Hoflager persönlich die mündliche Erklärung, trotz aller Bereitwilligkeit, alles zu tun zur Erfüllung der Landeswünsche und so nahe ihm das Schicksal des biedern Volkes gehe, sei er, da zu viele Feinde gegen ihn aufgestanden, gezwungen worden, Frieden zu machen, und hege den Wunsch, die Tiroler möchten sich ins Unvermeidliche fügen und sich nicht unnützerweise opfern. Es waren seit langem die ersten präzisen Worte, die aus seinem Munde über Tirol zu vernehmen waren. So wie Graf Saurau und Baron Rosetti zur Abwiegelung der in Innerösterreich eben beginnenden Volkserhebung befehligt wurden, erhielt Johann den Auftrag, in gleichem Sinne nach Tirol zu wirken. Roschmanns Absendung spürte nun Franz als arge Verlegenheit, um jeden Preis sollte ihn der Erzherzog sogleich von „der wahren Lage der Umstände" unterrichten und ihn den Gefahren entziehen, „welchen er sonst leicht ausgesetzt sein könnte". 2) Welch schwierige Aufgabe dem Erzherzog gestellt war, hätten die Ereignisse, die sich an den Waffenstillstand knüpften, lehren können. Damals hatte man es mit der Aufklärung nach Tirol hin nicht sehr eilig gehabt, jetzt hätte Eile und laute Mitteilung womöglich noch mehr not getan.
Hatte die Ankunft Eisensteckens und Sieberers in Tirol die Meinung, die auf Krieg lautete, bestärken müssen, so wollten doch die Gerüchte
1) Ein gut übersichtliches Bild über die Verhandlungsstadien, namentlich in der letzten Zeit, gibt Fournier, Gentz und d. Friede von Schönbrunn, Deutsche Rundschau (1886), 49. B.
2) Franz an Johann, 18. Okt. J. M. Den genauen Inhalt des Friedensinstrumentes verspricht der Kaiser mitzuteilen, sobald die Ratifikationen ausgewechselt sind.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.