723 - Sieberer und Danei


auf die aus Bayern kolportierten Friedensnachrichten, welche „aus wichtigen Ursachen" zu bezweifeln und nichts anderes als eine Kriegslist des Feindes seien. Jedenfalls müsse erst ein bestätigender Kurier aus dem kaiserlichen Hauptquartier abgewartet werden. Dass auch ein solcher dem tiefsten bäuerlichen Misstrauen begegnen würde, lehrt ein nachfolgender Satz im Hoferschen Aufrufe: Es könnte auch sein, dass einer „unter der Maskera einer österreichischen Uniform" erscheint. Deshalb lautet die Ordre: Größte Vorsicht, strenge Bewachung der Grenzen. 1) Nur eine eiserne Natur wie Haspinger, dessen fatalistischer Leichtsinn im Pulverdampf gehärtet worden war, blickte noch immer mit der Munterkeit eines Kindes in die Zukunft. Gutes, so schreibt er an Straub, 2) weiß ich diesmal nicht zu melden, aber auch nichts Böses; haben wir Gott vor Augen und sein wir alleweil frisch.

Dem Rufe Speckbachers und anderer Hauptleute nach Verstärkung konnte der Sandwirt kaum im bescheidensten Masse willfahren. Sieberers Inspektion hat sich als völlig wirkungslos erwiesen. Hofer wollte es noch mit einem andern Kommissär versuchen. Eben die letzten Wochen hatte sich Danei an Hofer herangemacht und dessen Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Da überrascht ihn am 19. Oktober, da er wieder zu Besuch in der Hofburg erscheint, der Oberkommandant mit der Bestellung für Unterinntal. Dort drunten heiße es völlig nichts mehr, die Bauern seien nichts nutz, die Richter seien nichts nutz, und die geistlichen Herren nicht viel besser; also möge Danei, welcher gut predigen könne, sich ins Unterland begeben und machen, „dass dös Ding a bissl bösser z'sammgeat". 3) Ein leises Bedenken des Priesters zerstreut Hofer mit dem Hinweis auf Roschmanns Ankunft in Tirol als triftigsten Zeugen für die lebendige Beziehung zwischen Kaiser Franz und Tirol. Des Sandwirts Marstall muss einen feurigen Rappen hergeben, auf dem Danei, ausgestattet mit den nötigen Vollmachten, nach Unterinntal reitet. Auch er benützte den Namen Roschmanns als Argument, um Zweifel und Bedenken zu zerstreuen, die man ihm während der Reise vorbrachte. Für den Kirchsonntag (15. Okt.) hatte er die Ortsvorsteher des Zillertals nach Fügen bestellt. Sogleich präsentierten ihm die des Salzburger Teiles ihre Klage, dass sie trotz der mit Hofer aufgerichteten Vereinigungsakte Steuer zahlen müssten. Der glatte Danei stellte ihnen darauf eine Schrift aus, wo er als Oberfeldkaplan Hofers sie weiterer Zahlung enthob. In Wörgl überhäuften ihn die Bauernoffiziere mit ihrem Jammer über den Abgang des Notwendigsten. Eine Illustration dessen erhielt er in Langkampfen, wo

1) Hofers Aufruf v. 10. Okt.
2) 12. Okt.
3) Nach Daneis eigener lebendiger Schilderung in s. Gesch.; desgl. in seinen nach München gerichteten Eingaben in M. St.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 723

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.