731 - Nach Südtirol
heben, man müsse sehen, österreichisches Geld ins Land zu bringen. Giovanelli d. ä. wurde von ihm aufgefordert, diese Arbeit zu übernehmen. Dieser aber erklärte sogleich, solch „missliches Geschäft" gehe über seine Kräfte, der Kommissär möge sich an geübte Kaufleute und Spekulanten wenden. Bei der Beratung gedachte man auch des bei der Schweizer Gesandtschaft angewiesenen Geldes, und dieses herbeizuschaffen sprach Roschmann den jüngeren Giovanelli an. Auch dieser lehnte ab mit dem Hinweis, seine Gegenwart sei bei der Administration in Innsbruck unerlässlich. 1) So erwies sich denn die Verhandlung als unfruchtbar. Roschmanns Zuversichtlichkeit wurde dadurch nicht erschüttert. Der Friede, versicherte er, sei noch ungewiss, man möge sich nur kräftig wehren. 2) Diese Sprache hörten die anwesenden Bauern 3) gern, und in Sterzing noch verfasste man neue Aufrufe. Gegenüber den Giovanellis ließ sich der Kommissär kräftig gegen Hormayr aus und bediente sie über denselben mit einigen artigen Histörchen. 4) Man trennte sich noch am selben Tage. Roschmann, von Holzknecht begleitet, ging nach dem Süden, um der Zerfahrenheit der dortigen Defension zu steuern. In Bozen durch ein kurzes Unwohlsein festgehalten, vertauschte er erst sein Bauernkostüm mit einem andern, besuchte Meran und ging dann nach Salurn. Dort trug er das Seinige bei, um Eisensteckens Ansehen unter den hadernden Hauptleuten zu befestigen und die Verteidigungslinie bei Lavis besetzt zu
1) Für die Schweizer Reise gewann Roschmann einen Dr. Theis von Bozen, der aber nur melden konnte von der großen Schwierigkeit des Durchkommens, da auf Napoleons Befehl jede Verbindung unterbrochen sei. Roschmanns Bericht v. 21. Okt.
2) Offenbar unter dem Eindruck Roschmannscher Ermunterungen zeigt Giovanelli nach seiner Rückkehr eine auffallende Ruhe trotz der Nachricht von Melleck. Er schreibt am 18.: „Hier ist alles alarmiert, die Bayern haben unsere Kompagnien, die außerhalb der Grenze auf bayrischem und salzburgischem Boden standen, von drei Seiten angegriffen und zurückgeworfen. Ich habe deshalb nicht die geringste Furcht. Denn allem Anschein nach ist die ganze Expedition nicht auf einen Einfall in Tirol angelegt, sondern nichts als eine sehr natürliche Folge der beständigen Neckereien unserer Kommandanten, welche durch viele Streifpatrouillen die bayrischen Grenzorte beunruhigen. Mach dir nichts daraus, wenn die Nachricht bis Bozen dringen sollte." Womöglich noch zuversichtlicher schreibt er am 19.
2) Außer Holzknecht waren anwesend die Hauptleute Balthasar Leiter von Algund und Peter Thalguter.
4) Roschmann erzählte in Sterzing: Hormayr beweinte sich bei der kaiserlichen Tafel und machte sich mit ganz unhöfischer Vertraulichkeit an den Kaiser heran, um über seinen Feind Hudelist loszuziehen und mit dessen Erschießung zu drohen. Dafür wurde er nach Pest verwiesen bei gleichzeitiger Stellung unter polizeiliche Aufsicht. Dort hat er einen gehässigen Bericht über Tirol, namentlich über Hofer ausgearbeitet. — Über die Konferenz s. die Giovanellischen Papier ein A. G. Hochrainer schreibt: „Die Konferenz war im Gasthaus zur Krone. Man war dabei sehr heiter und vergnügt. Es hieß, Roschmann habe gesagt, in 14 Tagen würde Frieden werden und Tirol würde, wenn nicht zu Österreich, an die Schweiz oder an einen Erzherzog kommen. Darüber war alles voll Freude."
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.