739 - Die Bayern in Innsbruck


der Roschmannschen Stilübung, leider auch gar nicht dazu angetan, in der Bevölkerung einer kühleren Erwägung Raum zu schaffen. 1)

Der Abfertigung von Hofers Boten ließ Drouet die Tat folgen, seine Bataillone und Eskadronen marschierten von Hall nach Innsbruck. Einem ernsten Widerstand begegneten sie nicht. Hätte sich ein in Hofers Hauptquartier ausgereifter Aktionsplan 2) verwirklicht, so hätte es in der ganzen Talbreite zu einem entscheidenden Schlachtenereignis kommen müssen. Den großen Worten entsprachen jedoch nur bescheidene Versuche. Wohl zeigten sich in der Nähe der Strasse Bauernschwärme, aber vor den ansprengenden Reitern zerstreuten sie sich nach den seitlichen Höhen oder wandten sich der Stadt zu. In Innsbruck zitterten die Bürger vor den durchflutenden aufgeregten Volksmassen, die von Exzessen abzuhalten Danei sich ein dankbar anerkanntes Verdienst erwarb. Die Mühlauer Brücke ward bald hergestellt, in der zweiten Nachmittagsstunde vollzog sich der Einmarsch der Bayern, vor denen die Stürmer den Iselberg aufsuchten, in die Landeshauptstadt. Auf Wrede folgten Drouet und der Kronprinz. Diesem rief das Stadtvolk weithin vernehmbare Vivats zu. 3)

1) Johann notiert darüber: „Wahrhaftig geeignet, die höchste Erbitterung zu bewirken.“
2) Dieser Plan ist ersichtlich aus Hofers Mitteilung an Firler (24. Okt.): „Nachdem nun hinreichende Mannschaft versammelt ist, werde ich morgen früh mit dem ganzen Volk vorrücken. Speckbacher hat die Leute auf der Ellbögener Strasse zu kommandieren und mit ihnen, soweit es sein kann, vorzurücken, aber nicht so weit von der übrigen Mannschaft, dass er etwa abgeschnitten würde. Der Bletzacher und Aschbacher gehen auf der Seite des Achentals und haben das nämliche dort zu beobachten, besonders aber zu wachen, dass der Feind uns nicht durch Achental durchkommt. Das Zentrum haben die Kommandanten Firler, Franz Thalguter und Bataillonskommandant Hirn mit ihrer Mannschaft zu bilden und morgen früh gemeinschaftlich mit beiden Flügeln vorzurücken. Nach Zillertal sind schon Kommandanten abgeschickt worden und ist also auf jener Seite alles gesorgt. Wenn sich aber der Kommandant bessere Vorteile zu verschaffen weiß, so soll er sich alle Mühe geben, sie zu benutzen, besonders da man nicht weiß, auf welche Seite der Feind sich wendet." — M. St. Ein linker Flügelkommandant ist hier nicht genannt. Es war Hofers Adjutant Delama, welcher, am 25. am Husslhof stehend, der Kommandantschaft Zirl befiehlt: „Bis morgen früh sind möglichst viele Kompagnien zum Iselberg zu senden, weil von dort 6 Kompagnien zur Deckung der Ampasserstrasse abgeschickt werden mussten." J. M. Diese 6 Kompagnien waren wohl jene, die Speckbacher am 24. (J. M.) zur Verstärkung der Ellbögener Seite von Hofer gefordert hatte. Auch Danei erwähnt einen Befehl Hofers, gegen Volders vorzugehen.
3) Knoflach: „Wohl äußerten die Bauern großen Hass gegen die Stadt, aber es folgte kein Unfug. l Uhr, die Bayern rücken gegen Mühlau. 2 Uhr, die Bayern sind schon auf der Hauptwache, Wrede zog an der Spitze eines Bataillons ein. 3 Uhr, allgemeines Vivatrufen, weil gerade der Kronprinz unter starker Begleitung vorbeiritt. 3 Uhr, Wrede und ein französischer General sitzen in der Neustadt auf zerlumpten Sesseln und trinken miteinander Wein. 6 Uhr, die Bayern haben die Stadt wieder verlassen. ½ 8 Uhr, die Bauern sind wieder in der Stadt, lärmen und schießen wie wahnsinnig. Man ist im Zimmer nicht mehr sicher. Ich wohne freilich gerade gegenüber der Hauptwache."



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 739

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.