745 - Haspingers Erscheinen
Ehe er aber Schönberg verließ, konnte er schon wahrnehmen, wie bedenklich der Wind wieder umgeschlagen.
Wir gedachten Haspingers Wanderung nach Kärnten, wo er seine Landsleute im Verein mit dem allmählich in Gang gebrachten Kärntner Landsturm mit der Umschließung Sachsenburgs beschäftigt traf. 1) Trotz mancher Schlappen glaubten sich die Blockierenden schon nahe am Ziel. Unter Verwünschungen vernahmen sie die Mitteilung des Friedens. 2) Die Ungestümsten litt es nicht mehr im Lager, sie wollten selbst beim Sandwirt vorbauen, dass er den Friedensbotschaften sein Gehör verschließe. Der erste von ihnen, der über den Brenner eilte, war der Rotbart. 3) Vor Lichtenthurn ankommend, traf er noch alles in gewünschter Stimmung. Hofer entsandte ihn an den Iselberg. Wenn der Kapuziner noch einer Aneiferung bedurft hätte, sie wurde ihm, da ihm Roschmann zur Verleihung des kaiserlichen Ehrenkreuzes Glück wünschte. Im Zentrum der Iselstellung traf er als Kommandierende Aschbacher, Franz Thalguter und Danei, am linken Flügel gab sich Matthias Delama als Befehlshaber. Haspinger wählte deshalb die Ostseite gegen Ambras, wobei er allerdings eigentlich in Speckbachers Bereich eingriff, der aber, mit dem Feind droben im Mittelgebirg sich herumschlagend, der untersten Staffel wenig Beachtung geschenkt zu haben scheint. Bald sah der Rotbart reichliche Mannschaft um sich gesammelt. Stiegen ja auch einzelne Kompagnien
1) Wie die von Österreich noch kurz vor dem Friedensschluss betriebene Insurgierung Kärntens in Fluss kam, zeichnet ein Schreiben des ständischen Präsidenten in Klagenfurt, Baron Ferd. v. Ulm an Johann 24. Okt.: „Nachdem ich an Türk die Weisungen wegen Organisierung des Landsturms erlassen hatte und mit einem französischen Pass nach St. Paul gekommen war, fand ich auch in Unterkärnten Beifall für den Landsturm. In Oberkärnten hat sich der Landsturm besonders durch Mitwirkung einiger sehr gut gesinnter Priester gebildet, so dass sich die Bewegung schon über Millstadt erstreckt. Es sind schon 8000 Mann mit den braven Tirolern vereinigt und machen große Fortschritte, weil niemand an den von Rusca mitgeteilten Frieden glaubt, indem von Österreich aus nichts bekannt wurde und die Franzosen die Befestigungsarbeiten noch immer fortsetzen. Als ich die Reise nach Oberkärnten fortsetzte, erhielt ich endlich am 23. in der Nacht durch den Hofkommissär Graf Wrbna die Mitteilung vom Frieden. Ich ließ ihn nun sogleich öffentlich bekannt machen. Auf den 29. wurden 18000 Mann und 600 Reiter in Klagenfurt und Villach angesagt, welche Baraguay d'Hilliers nach Tirol führen soll." Cop. in A. J.
2) Türk an E. Johann: „Gerade unter unsern schönsten Fortschritten und da Sachsenburg zu Fall gebracht werden sollte, kommt zu meinem Todesschrecken die Nachricht vom Frieden. Gott, was soll aus uns getreuen Untertanen werden? Alles ist bereit und wartet nur auf einen Wink, oder ich und tausend andere sind unglücklich. Ich bitte um schnelle Willensmeinung. Ich reise mit Kolb zu Hofer und Roschmann, um unsern Bund nur für Österreichs Regenten zu schützen." Lienz 25. Okt. J. M. Im selben Brief schreiben nach Türk auch Steger und Kolb und jammern über die traurige Lage.
3) Haspinger sagt in seinem Tagebuch, er sei auf Hofers Befehl nach Innsbruck gegangen. Schon der Brief Türks lässt dies bezweifeln.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.