754 - Danei und Sieberer in Matrei
jener Achentaler Bauer, der an diesem Tage in sein Notizbuch schrieb: „Am Isel haben die Tiroler alles verspielt, weil nichts zusammen ist gangen."
Hofer saß in Matrei, vier Stunden entfernt vom Gefechtsplatz, nicht anordnend und sammelnd wie einstmals, sondern wie in einer vom Waffenlärm nicht berührten, träumerischen Resignation. Während sich seine Waffenbrüder zu zerstreuen beginnen, schreibt er Briefe an Freunde in Südtirol. In einem solchen 1) heißt es: „Der Feind rückt immer weiter vor, und das Volk rief, wir wollen uns bis zum letzten Mann wehren. Deshalb war es gefährlich, die Sache noch weiter zu verschieben. So erfolgte heute ein allgemeiner Angriff, ich weiß nicht, wie es gegangen ist, da ich noch keinen Rapport habe. Hoffentlich gut. Wir müssen uns verteidigen, solang wir können. Gott hat uns noch immer geholfen." Der erwartete „Rapport" traf bald ein, es war kein Siegesbericht, sondern das Lamento der Flüchtlinge. Der Sandwirt zog sich zurück nach Steinach. Dort fand ihn der bald nachkommende Danei „ganz verwirrt". Alles war ratlos. In dem Gewirre waren die Worte zu vernehmen, Frieden gebe es nicht, die Bayern halten kein Wort, verloren sei alles. Danei fühlte sich in diesem Getümmel nicht behaglich und ging zurück nach Matrei, um nach den andern entflohenen Hauptleuten zu sehen. Er fand endlich Sieberer. Die traurigen Wahrnehmungen des Tages besprechend, kamen sie zum Ergebnis, man müsse den Frieden respektieren und Hofer, durch diesen auch das Volk, dafür zu gewinnen suchen. Während sie noch über dieses Thema sich unterhielten, kam in später Nachtstunde ein Eilbote, welcher Danei unverzüglich zu Hofer nach Steinach berief. Er musste dort mit seinem Französisch aushelfen. Straubsche Schützen hatten den französischen Stabsoffizier Sevelinges in Hofers Hauptquartier gebracht welcher auf der Strasse bei Volders dahinfahrend, von einigen verwegenen Burschen festgenommen worden war. Die von ihm mitgeführten Depeschen sollte Danei verdeutschen. Es waren Schreiben des Vizekönigs an Max Josef, den Kronprinzen und an Drouet, worin der Friedensschluss bestätigt, das Vorrücken starker Heeressäulen nach Tirol angekündigt und Schonung des Landes, wenn es sich füge, empfohlen ward. Danei las die Briefe für sich. Zu übersetzen brauchte er sie in dieser Stunde niemandem, denn alles lag in tiefem Schlaf. Nachdem er für gute Behandlung des Gefangenen gesorgt hatte, suchte er wieder sein Matreier Nachtlager neben Sieberer auf. Sevelinges' eröffnete Schriftstücke bestärkten die Freunde noch mehr in ihrem Friedensgedanken, und sie gingen unter sich zu Rate, was am zuträglichsten sein möchte. Im Gespräche mit Danei hatte der Franzose hingeworfen, das beste wäre eine Gesandtschaft zum Vizekönig. Sieberer
1) an Morandell.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.