756 - Sendung nach Villach


der Frage, welche Wünsche und Landesbeschwerden dem Vizekönig vorzutragen wären. Denn, dass mit diesem zu unterhandeln wäre, schien bereits ausgemacht. Und so ganz seiner Art entsprechend, meinte darauf Hofer: „Schreiben Sie halt, man möcht uns a bisl mit zahlen verschonen, uns unsern alten Glauben lassen, und die Kapuziner und die andern Pater wollen und müssen wir auch haben." Nun hatte Danei das französische Schreiben zu entwerfen mit Aufnahme jener Punkte, die sich während der lebhaften Diskussion herauskristallisiert hatten: Erklärung der Unterwürfigkeit, Bitte um gute Behandlung, Vorstellung der Armut des Landes und Wichtigkeit der Religion. Die dem Sandwirt vorgelesene Übersetzung mag etwas urwüchsiger geklungen haben als der französische Text. 1) Nun zögerte er nicht länger mit der Unterschrift; seinen inneren Kampf bekundete er in den hervorgestoßenen Worten: „Nun in Gottes Namen, es wirds unser lieber Herrgott wohl alles recht machen." Es unterfertigten auch die übrigen, natürlich nicht Haspinger, den man auch nicht dazu einlud. Dass Danei und Sieberer mit der Schrift nach Villach abgingen, waren alle einverstanden, Hofer selbst reichte ihnen das Reisegeld, der gefangene Sevelinges stellte ihnen ein Zeugnis aus, das sie als Reisepass sollten benützen können. 2) Nach Hofers Wunsch sollten sie Battig in Bruneck sich noch beigesellen. Der Wagen, den sie noch am 2. November bestiegen, nahm auch den Rotbart auf, der, scheinbar sich fügend, in sein Kloster zu Klausen abging. Seine Reisegefährten gaben ihm, ehe sie sich in Unterau von ihm trennten, den Rat, sich nach Österreich durchzustehlen. Für Sieberer hatte Hofer noch einen besonderen Auftrag. Er sollte seine Fahrt fortsetzen zu Kaiser Franz und dort für das Land den Ersatz der schweren Kosten betreiben, in die es sich im Interesse Österreichs gestürzt habe. 3)

1) Danei schreibt: „Ich las dem Hofer eine Übersetzung vor, wie sie ihm am besten passte."
2) Ein Schreiben Hofers an Straub befiehlt, die bei der Gefangennahme geraubten Habseligkeiten an Sevelinges zurückzustellen.
3) Steinach, 2. Nov., verfasst von Purtscher: „Nachdem ich durch den Kurier v. Lichtenthurn den traurigen Frieden vernommen habe, so erlaube ich mir, über folgende Punkte anzufragen. 1. Was mit den hier anwesenden österreichischen Ranzionierten zu tun. ist. Ich habe sie als Kavalleristen, Artilleristen und Infanteristen mobil gemacht und mit großen Kosten Pferde dafür angeschafft. 2. Was ist mit den unendlich großen Schulden, in welche das Land durch diesen traurigen Krieg versetzt wurde? Wie sollen sie bezahlt werden ? Diese Schulden kann das Land nicht zahlen. Wenn E. M. diese traurige Lage nicht erwägen und zu Herzen nehmen, in welche Lage E. M. durch diesen traurigen Krieg das Land versetzen, so ist unser verwüstetes Vaterland auf immer unglücklich. Ich flehe daher im Namen des ganzen Landes, E. M. mögen dem Lande jene Gerechtigkeit angedeihen lassen, auf die es vermöge seiner Anhänglichkeit an das Kaiserhaus vor Gott und der Welt Anspruch zu haben meint." A. W.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 756

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.