767 - Abweisung bischöflicher Mahnung


Mahnschreiben gerichtet. 1) Ihm antwortete nun der Sandwirt in einer Weise, die seiner Anhänglichkeit an die Kirche und ihre Diener völlig fremd war. Auch ihn wie jene Pustertaler schien kein Kaiser und kein Bischof mehr etwas anzugehen. Euer Gnaden, so belehrt Hofer den Kirchenfürsten, wird bei der gegenwärtigen Lage wohl selbst einsehen, dass es am besten ist, wenn man sich in die Kriegsgeschäfte gar nicht einmischt, nachdem das Volk einmal sich zu verteidigen entschlossen ist. Er fährt fort: „Ja es sind zwar natürlicherweise keine Aussichten. Aber wer kann der Menge und dem Volke widerstehen? Wir müssen Gott die Sache anheimstellen und allein auf ihn vertrauen. Was die Person des P. Joachim anlangt, so ersuche ich Sie, nicht entgegen zu sein, indem Euer Gnaden sich vielen Fatalitäten aussetzen könnten. Ich ersuche daher, da wir in einer so kritischen Lage uns befinden, so viel als möglich Betanstalten zu verordnen, damit uns der Allmächtige segnet und unsern Waffen Glück erteilt. Denn da allein müssen wir es suchen." Mit eigener Hand fügt Hofer noch die Nachschrift bei: „ich bitte noch einmal, machen Sie nicht daraus wegen den Pader Jochum, ich kennte mich und Ihnen Ihre hochfürstliche Gnaden keine Sicherung göben von die paurn." 2) Übertriebene und falsche Siegesberichte gingen von Sterzing ins Land hinaus. 3) Mit solchen versah Hofer auch die Hauptleute Aschbacher und Patsch, damit sie dieselben im Inntal ausstreuten. Der eine, Aschbacher, schlug von Steinach fort den Weg über Dux ein und überzeugte sich bald, dass nichts mehr anzufangen wäre. Patsch, der in Sterzing vernommen, dass er 5000 Mann unter Speckbacher treffen werde, raffte vom Brenner abwärts einige hundert zusammen, um sie Speckbacher zuzuführen. Bei Matrei fand er ihn, aber kaum mit einem Viertel der erwarteten Zahl, und das nur „zerstreute und unzufriedene Haufen". Im Wirtshaus beim Weisl wollte er sich mit andern Kollegen stärken und ausruhen. Da schreckt sie Kanonendonner auf. General Beckers war an diesem Tage (7. Nov.) von Schönberg nach Matrei vorgerückt, während eine andere Kolonne dem Orte auf der Ellbögener Strasse sich näherte. Das Feuer der von Speckbacher ausgestellten Vorposten beantworteten die Bayern mit ihren Geschützen. Was sich in Matrei angesammelt hatte, zerstob. Speckbacher verschwand zum Brenner, Patsch suchte das Tal von Trins auf und stieg über die Jochpfade in das Sellrain hinab, um bei Bucher in Axams einen

1) Das Schreiben an Hofer richtete der Bischof aus eigenem Antrieb. Das unt. zu erwähnende Rundschreiben an den Klerus erging infolge einer Aufforderung Drouets. J. St.
2) Sterzing, 6. Nov. Or. in M. St.
3) Hofer an Georg Stocker in Schlanders, 6. Nov.: „Das ganze Land ist entschlossen, sich zu wehren. Nach allen Seiten ist dies mitzuteilen. Die Franzosen in Kolman sind schon zum Teil vernichtet, gestern wurden bei 2500 Mann in Scharnitz vernichtet." J. M. S. Hofers Brief an Straub (7. Nov.), abgedr. bei Rapp. 722 ff.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 767

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.