771 - Pläne zur Rettung Hofers
nach Kärnten entschloss, wollte er Hofer mitnehmen. Dieser meinte darauf, für den Augenblick könne es wohl nicht sein. Türk möge vorläufig den Nessing und einige andere Kameraden außer Land geleiten; ihm selbst solle er Botschaft geben über den Verlauf der Flucht und die Stationen zu wissen machen, auf denen er ihm dann folgen wolle. Mit dem Geschenk seiner Büchse, den Freund küssend und segnend, entließ Hofer denselben. Man hat den Eindruck, als habe er den unbequemen Mahner mit möglichster Manier entfernen wollen. Ebenso besorgt um Hofer zeigt sich Sieberer. Seinen Aufenthalt in Villach benutzte er, um mit einem anwesenden österreichischen Offizier die Modalität zu besprechen, wie der Sandwirt am besten über die Grenze käme. Sie vereinbarten, Hofer sollte bis Villach zu gelangen suchen, von dort könnte er mit einem in wenig Tagen abgehenden Verwundetentransport, schwerlich bemerkt, nach Österreich gelangen. Es kam daher Sieberer sehr ungelegen, als ihm Hofer den Gang in das Inntal auftrug. Heimlich verständigte er den Oberkommandanten über den Plan, der bereits zu seiner Rettung entworfen sei. Aber ganz ähnlich wie Türk wurde Sieberer hinauskomplimentiert. Ohne seine Familie, von der er schon lange getrennt, gesehen zu haben, sagte Hofer, könne er sich nicht zur Reise entschließen. Sieberer zum Tor begleitend, redete er ihm zu, er möge doch die Gefälligkeit haben, über den Brenner zu gehen, und melden, wie er sich befinde; wolle er dann den Gang nach Wien antreten, so würden sie wohl zusammen reisen, es brauche nur eine Verständigung über den Ort, wo sie sich finden könnten. Schmerzlich empfand Sieberer das Nein. Ich sah, so schreibt er, dass mir alles vereitelt war, und war darüber unglücklich. Patsch wieder erzählt von einer Unterredung mehrerer Freunde mit dem Sandwirt, wobei dessen Entweichung über Dux, Gerlos und Pinzgau in Aussicht genommen worden sei. Dabei habe man Hofer zugesprochen, dass er zu seiner größeren Sicherheit den verräterischen Bart opfern müsse. Schon habe Patsch Rasierzeug und Serviette bereit gehalten, als die lärmende Ankunft des Mahrwirtes mit seinen Bauern („zwei Wagen voll") alles zunichte machte. 1) Danei hat bekanntlich dem Sandwirt, wenn schon einmal das Heimattal aufgesucht sein musste, tiefste Verborgenheit empfohlen.
Noch am selben Tage erreichte Hofer sein Haus am Sand. Frau Anna bereitete ihm und seinen Begleitern das Mahl. 2) In behaglicher Friedensstimmung traf ihn da Purtscher, welcher, zwei Anliegen auf dem Herzen, seinen Weg nach Schlanders unterbrach und bei seinem alten
1) Patsch nennt Kolb, nicht Mayr. Aber nach dem ganzen Zusammenhang seiner Erzählung fällt die Szene auf den 5. Nov., also auf den Tag, da Mayr auf Hofer einwirkt.
2) Nach den Aufzeichnungen Purtschers. A. W.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.