778 - Der bayrische Hofkommissär


beide in Innsbruck anwesend, sich beizugesellen. Es wurde ihm gestattet, und unverweilt suchte er um die königliche Bestätigung dieser provisorischen Maßregel an. Rapp sei schon im August für den Innkreis bestimmt worden, für den andern spreche seine ausgezeichnete Geschicklichkeit und Sachkenntnis; beide hätten „sich während der Anarchie durch Rechtschaffenheit der königlichen Gnade würdig gemacht". 1) In München entschied man, die zwei seien von allen Geschäften der Finanzdirektion fern zu halten, dafür hätten die zwei früheren Räte Königer und Schulz sogleich wieder nach Tirol zurückzukehren. 2)

Thürheim war der Chef der königlichen Hofkommission, deren andere Mitglieder ihm in wenig Tagen nach Tirol folgten: Oberfinanzrat Ritter, die Räte Benz und Heffels. Der Graf war bevollmächtigt für alle drei Landeskreise. Nicht mehr von den Tirolern fand er die bayrische Herrschaft bedroht, sondern von den Franzosen. 3) Drouet spielte den Landesfürsten. Hat der König deshalb vielleicht seinen Sohn so plötzlich aus Tirol zurückgerufen? Ungern, das wissen wir, hat der Kronprinz Innsbruck verlassen. Noch in München scheint er Anstrengungen gemacht zu haben, um bei seiner Division zu bleiben. 4) Mit welchen eigenartigen Schwierigkeiten der Hofkommissär werde zu kämpfen haben, ersah er, kaum als er die Landeshauptstadt betreten. Man wies ihm die Proklamation des Vizekönigs vom 12. November. Hören wir, was er selbst darüber sagt: „Der nachteilige Eindruck, den die Verkündigung dieses Stückes unter den Tirolern gemacht hat, konnte mir nicht lebhaft genug geschildert werden. Denn alles musste nun der Meinung sein, dass Tirol nie mehr unter Bayern kommt, da nur von Frankreich die Rede ist." 5) Er wagte, darüber Drouet anzusprechen. Mit einer gewissen unheimlichen Reserve entgegnete der General, über die Absichten Napoleons wisse er nichts, er habe nur den Befehl, das Land bis zum Brenner zu besetzen, während ein anderes Korps das gleiche mit dem südlichen Landesteil vorzunehmen habe. Dadurch völlig eingeschüchtert, hielt es Thürheim für das angemessenste, zu erklären, er werde sein Amt erst

1) Senger an d. König, 8. Nov. J. St.
2) Erlass des Ministers Hompesch, 14. Nov. J. St. Es entsprach der Denkweise Max Josefs. Der Kronprinz schreibt (5. Nov.): „Mein Vater sagte mir soeben, er habe gefunden, dass die Beamten in Tirol keinen Teufel taugen, es seien nur drei Landrichter, die etwas wert wären. Das sind seine eigenen Worte."
3) Üb. Thürheim s. die bezeichnende Äusserung in Mém. et Corr. du Prince Eugene p. Du Casse VI, 265.
4) Ludwig an Raglovich (der an seine Stelle kam), München, 5. Nov.: „Der König hat entschieden, dass ich hier bleibe und nicht mehr zum Heere zurückkehre. Von meiner tapfern Division mich zu trennen, war mir schmerzlich. Als ich an den Lagerfeuern vorbeifuhr, kamen mir die Tränen." Dem General wird ans Herz gelegt, das Möglichste zu tun, damit in alle Täler Tirols der Friede einkehre. M. St.
5) Thürheim an d. König, 17. Nov. M. St.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 778

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.