779 - Die französischen Generale


antreten, wenn sich der notwendige Beamtenkörper um ihn nach und nach gesammelt hätte; er bitte daher, dass die vom General bestellte Administration noch einige Zeit funktioniere. Selbstverständlich zeigte sich Drouet „damit vorzüglich zufrieden" und bezeichnete dies als „die beste Maßregel". Nicht einmal den Umfang seiner Kommission wagte der Graf mitzuteilen, ohne vorher den Vizekönig zu einer erläuternden Erklärung veranlasst zu haben. Eifrigst betrieb er daher eine Sendung an ihn. Beauharnais ,,muss sich äußern, sonst würden alle Einwohner infolge seines Stillschweigens sich gegen Bayern erklären, und so würde sich eine allgemeine Stimme bilden, welche schon bisher nicht ganz außer aller Rechnung geblieben zu sein scheint".

Etwas unternehmender als der Hofkommissär selbst wollten seine Beiräte Benz und Heffels sein. Sie bereiteten einen öffentlichen Anschlag und eine Kundmachung in der Innsbrucker Zeitung vor, durch die Thürheims Bestellung zur allgemeinen Kenntnis gebracht werden sollte. Aber die Argusaugen der Franzosen waren beizeiten dahintergekommen. Drouets Adjutant Leseur trat vor sie und erteilte ihnen ein Verbot „in ungestümer und beleidigender Weise". Um für die Zukunft vorzubeugen, wurde die Zeitungszensur vom Stadtkommando auf die Adjutantur übertragen. Die zwei Räte bekamen aus Leseurs Munde recht nette Dinge zu hören: Über Tirol dürfe nichts entschieden werden, bevor sich der Kaiser geäußert. Er selbst, der Adjutant, sei Zeuge gewesen, wie tirolische Abgeordnete den Vizekönig ersuchten, das Land von Bayern abzutrennen, und wie Eugen ihnen versprochen habe, diese Bitte dem Kaiser vorzutragen. Und ebenso bundesfreundlich klang es fort, wenn Leseur meinte: Tirol werde nur ruhig werden, wenn es weiß, dass es nicht mehr bayrisch wird; auch seien die Bayern allein zu schwach, um einen Aufstand hintanzuhalten; Bayern soll lieber das Land an einen dritten abtreten entweder gegen Geld oder gegen Salzburg, das Innviertel und Bayreuth, welche Stücke noch frei wären. 1) Es stimmte gut zu diesen Knutenhieben, dass Drouet den Beamten die Aneignung des Attributes „königlich bayrisch" untersagte und den Gebrauch des bayrischen Wappens einstellte. Gleich schlimme Nachrichten kamen aus Trient. Dort hatte Widder in bayrischem Namen amtieren wollen. Vial aber entsetzte ihn förmlich der königlichen Autorität im Auftrage Eugens und bestellte eine provisorische Administration nach dem Vorschlage des Stadtmagistrats. Diese Trientner Herren — es waren Graf Manci, Graf Crivelli, Jakob Mosca und der Capoconsule Luigi Lupis — waren wenigstens so artig, die Innsbrucker Hofkommission zu begrüßen und sie ihrer Ergebenheit zu versichern. 2)

1) Benz und Heffels an d. König, 23. Nov. M. St.
2) Ritter an Montgelas, 23. Nov., ebend.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 779

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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