786 - Sieberer, Ruscas Zug nach Meran


Die Bewegung verpflanzte sich von Vintschgau auch in das oberste Inntal. Dort sollte Sieberer in dieselbe Falle geraten wie sein Freund Danei. Major Sieberer hatte sich in Innsbruck von Drouet die Erlaubnis erwirkt, sein Heimwesen im unterinntalischen Langkampfen zu besuchen. Kaum dort angelangt, rief ihn ein bayrischer Befehl zurück, damit er in Oberinntal die Ruhe erhalten helfe. Sieberer erschien die Aufgabe nicht schwer, meinte er sich ja mit Hofers Namen gedeckt, den er friedlich im Sandwirtshause sitzen wähnte. Gab ihm doch General Raglovich in Imst sogar einen Pass zum Besuche Hofers. Und noch einmal erwog er, mit diesem gemeinschaftlich das Land zu verlassen. Mühelos gelangte er bis Pfunds. Dort traten ihm Bewaffnete entgegen, die ihn zu ihrem Hauptmann Dillitz führten. Vorwurfsvoll hielt er den Leuten vor, dass der Krieg zu Ende sei, dass er es von Hofer selbst wisse, den er nun heimsuchen wolle. Gar übel kam er mit dieser Vorstellung an. Die Männer hielten ihm des Sandwirts neueste Befehle unter Augen, vor denen er als Lügner, Verräter und bayrischer Emissär dastand. Fluchend überfielen sie ihn und schlugen ihn mit ihren Gewehrkolben ohnmächtig. Endlich ward beschlossen, den vermeintlichen Spion zum Oberkommandanten in Passeier zu liefern zur Aburteilung. Also sollten sich, als Verbrecher angesehen und behandelt, die zwei Friedensgesandten Hofers zum Vizekönig im Passertale wieder treffen.

Durch die Ankunft Baraguays in Bozen war das dortige Korps so verstärkt worden, dass Vial nach Trient abziehen konnte. Und nun, da es hieß, dass es um Meran noch gäre, musste Rusca am 13. dorthin marschieren. Noch am Abend betrat er die Stadt, welche die Lärmmacher vor ihm geräumt hatten. Viele Bewohner von Mais hatten sich trotz winterlicher Kälte auf Berghöfe geflüchtet. Marling und Hafling, deren Bursche bei der Entleerung des Waffendepots eifrig mitgetan, fragten bei den Nachbarn, wie man sich halten soll. Als man ihnen vom Frieden sprach, blieben sie ruhig. Der General gewann den Eindruck eines völlig pazifisierten Gebietes und lud den Sandwirt für den nächsten Tag zu Gast. Hofer erschien nicht, es wurde berichtet, er werde „von schlechten Leuten" unter Todesdrohungen zurückgehalten. 1) Dies bewog Rusca, die Hälfte seiner Mannschaft, 1000 Mann, am folgenden Tag gegen Passeier zu entsenden. Zwei Kapuziner sollten vorausgehen, um die Talleute zu friedlichem Verhalten zu bewegen. Nach Bozen wurde um Verstärkung geschickt. Baraguay bestimmte zwei weitere Bataillone unter Bertoletti

1) Mém. de Mais. Nach denselben ging die Frau des verstorbenen Arztes Guggenberg, eine geb. Knillenberg, „eine Frau mit grossen Geistesgaben", begleitet von ihrem Schwager, dem Pfleger Guggenberg in Schenna, in Ruscas Auftrag zu Hofer. Rapps Erzählung beruht auf dieser Quelle.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 786

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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