837 - Hofers Hauswesen
Recht düstere Nachrichten waren es, die ihm seine Besucher zuzutragen hatten. Da meldeten sie, welch schwere Requisitionen vom armen Passeirer Tale gefordert, wie unter steter Wiederholung der Drohung mit Tod und Brand in jedem Hause nach Waffen gefahndet wurde. 1) Und was musste er erst von seinem verlassenen Hauswesen am Sand vernehmen! Unter dem Chaos der letzten Novembererhebung war das Sandwirtshaus völlig geleert worden. Es gehörte jetzt zu den ärmsten Häusern des Tales. Das auf dasselbe entfallende Quantum der Requisition konnte gar nicht mehr geleistet werden. Die letzten Pferde entführte eine französische Patrouille, die in der Suche nach angeblichen Schätzen im Hofe das Unterste zu Oberst gekehrt hatte. Bei vielen stand Hofer, ebenso sein Schwager Gufler, im Schuldbuche. Schon Mitte Dezember sprach man vom drohenden Konkurs, die Gläubiger bestellten in Sebastian Pamer einen Sequester, der im Verein mit dem zurückgelassenen Hausknecht Prünster über die wenigen noch vorhandenen Mobilien aufzusehen hatte. Dieselben Gläubiger mussten, um das Wirtsgewerbe am Sand, die einzige noch mögliche Einnahmsquelle, nicht veröden zu lassen, mit eigenem Gelde Wein in den gänzlich entleerten Keller schaffen. 2) Diese Kalamitäten bildeten ein oft abgewandeltes trauriges Thema der Gespräche unter den Hüttengästen. Tritt da eines Tages Gufler Steinhauser in seiner Bedrängnis vor den Schwager Sandwirt und fordert seine Hilfe. Er erinnert Hofer, wie oft dieser ihn als Ordonnanz und Spion ausgeschickt habe, wie er Monate lang den Aufgeboten gefolgt, bis nach Pinzgau und Kärnthen gekommen sei. Dabei habe er das Seinige eingebüsst, und nun werde er, zu „einem armen Samer" geworden, von den Gläubigern bedrängt. Hofer verweist ihn darauf an einen gewissen Eder, dort liege eine Kiste, woraus er sich bezahlt machen könne. Unwillig entgegnet Gufler: „Schick du selbst hinaus, mich wird man nicht über die verschlossene Kiste lassen." Und nun gibt der Sandwirt dem anwesenden Kameraden Oettl die Vollmacht, dass er den Schwager zum verborgenen Schatz begleite. Die Erlaubnis lautet, beide könnten für den Fall, „dass man auseinander musste", aus der Kiste sich soviel aneignen, um leben zu können, „aber tut mir ja nicht rauben oder stehlen". Die zwei Männer gingen. Nicht beim Eder, aber „beim Wegerbauer in der Öde" erfragten sie von einem „Kistl", das „in einer Gand bei Haupold" vergraben sei. Sie fanden es, und Gufler tat einen tüchtigen Griff darein. 3)
1) Passeier hatte im Januar 1810 jede Woche 100 Star Roggen, 71 Star Hafer, 70 Zentner Fleisch und 5 Klafter Holz für das Militär in Meran zu stellen. J. St.
2) Berichte des Richters Auer in Passeier an Barbou vom 14., 16., 26. und 30. Dez. J. St.
3) Oettls Verhör 1820, Guflers Eingabe an den Statthalter vom gleichen Jahre, Sweths Zeugnis darüber von 1818. J. St.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.