845 - Hofers Ende
im Himmel zusammenkommen. Liebster Bruder, geh mir hinein und zeig die Sach dem untern Wirt an. Er wird schon Anstalt machen, und mach es sonst niemand kundbar. Alle Passeirer und Bekannten sollen mir eingedenk sein im heiligen Gebet. Liebster Herr Bruder! sag zu der Wirtin, sie soll sich nicht so bekümmern, ich werde bitten für sie bei Gott und für alle. Adie du schnöde Welt, so leicht kommt mir das Sterben vor, dass mir nicht einmal die Augen nass werden. Geschrieben um 5 Uhr in der Früh, und um 9 Uhr reis ich mit Hilf aller Heiligen zu Gott. Dein im Leben geliebter Andre Hofer am Sand. Im Namen des Herrn will ich die Reise vornehmen." 1) Probst Johann Manifest; vermittelte ihm die Sakramente. Um 11 Uhr ward die Reise angetreten, indem der Sandwirt, geleitet von einem Grenadierbataillon, festen Schrittes die Bastei an der Porta Ceresa betrat, ein Kruzifix in den Händen. Eine Augenbinde wies er zurück, stehend gab er selbst das Kommandowort, worauf zwölf schlecht gezielte Schüsse ihn zu Boden warfen, ein dreizehnter Gnadenschuss aus unmittelbarster Nähe ihm das Leben nahm. Voll Trost und Erbauung, so notierte der ihm beistehende Beichtvater, bewunderte ich einen Mann, der als christlicher Held zum Tode ging und ihn als unerschrockener Märtyrer erlitt. 2)
Was immer Hofer gefehlt hatte, namentlich in jenen wild bewegten Novembertagen zu Passeier, sein heroischer Fall ließ alles weit zurücktreten und schuf mehr als überreiche Sühne. Eben damit wurde er für alle Zeit erst recht der verehrungswürdige Held seines Volkes. Als er und seine Getreuen dahinsanken, das unterjochte Land aus tausend Wunden blutete, schien alles vergebens getan. Aber eine dem deutschen Volke schon nahe Zukunft hat es dann gelehrt: „Diese Blutsaat zeugte Männer." 3) Der Sturm der Begeisterung in den folgenden entscheidenden Freiheitskämpfen hat den Samen von der unscheinbaren Ackerkrume, Tirol genannt, hinausgetragen in die Fluren des alten heiligen Reiches, und dort ist dann die Frucht gereift zu Deutschlands und Österreichs Ehren, zur Rettung des bis dahin geknechteten Erdteiles.
Hinrichtungsort in Mantua, hier wurde Andreas Hofer am 20. Februar 1810 erschossen
© Stefan Dietrich, 29. Juli 2006
Hinrichtungsort in Mantua, hier wurde Andreas Hofer am 20. Februar 1810 erschossen
© Stefan Dietrich, 29. Juli 2006
Erinnerungstafel Andreas Hofer in Mantua
© Stefan Dietrich, 29. Juli 2006
Inschrift:
"An diesem Ort würde über Befehl Napoleons am
20. Februar 1810 Andreas Hofer, Sandwirt in
St. Leonhard in Passeier und Oberkommandant der
Tiroler Volkserhebung erschossen.
Diese Gedenkstätte wurde im Jahre 1984 in der
Erinnerung an die Tiroler Freiheitskämpfe von 1809
von der autonomen Provinz Bozen-Südtirol und vom
Bundesland Tirol sowie von der Stadtgemeinde
Mantua neu gestaltet. Den Gedenkstein stiftete der
Heimatpflegeverein Meran."
1) Or. in J. M. wiederholt abgedruckt. Vgl. Alois Röggl, Rede bei Eröffnung des Hofer-Denkmals (gedr. 1834).
2) Rapp, 803. Manche Angaben über Hofers letzte Augenblicke sind mindestens nicht hinreichend verbürgt: ebenso das Hoch auf Kaiser Franz, wie die grämliche Bemerkung, welche Ad. Pichler, Ges. Werke III, 230 nach einer Mitteilung von L. A. Frankl wiedergibt. Ein lächerliches Machwerk ist „Andreas Hofers Abschied von seinen Landsleuten" (gedr. in München 1810), welches den Sandwirt sagen lässt: „Vergebt mir und ruft lange, Max Josef lebe." Thürheim musste 750 Exemplare dieser Flugschrift in Tirol verteilen. Weisung an ihn, März 1810. M. St.
3) K. Th. Heigel, Andr. Hofer p. 24. Dieser Vortrag bietet die unbefangenste Charakteristik des Sandwirts.
Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.