Azurit in Tirol


(alte Bezeichnung: Kupferlasur, Basisches Kupfer-Karbonat)

Spaltb. klinodiagonal. Glasglänzend; wenig pellucid; azurblau; Strich smalteblau. — Vor der Lötlampe im
Kölbchen viel Wasser gebend; löslich in Säuren mit Brausen; auch in Ammoniak.

Findet sich als Überzug in kleinen drusenbildenden Kristalisationen oder erdig, bisweilen auch in Pseudomorphosen nach Fahlerz, und ist, wie der Malachit, mit welchem zusammen das Mineral auf Kupferlagerstätten gewöhnlich auftritt, ein Verwitterungsprodukt, namentlich von Fahlerzen. In früherer Zeit hat man Azurit zur Darstellung einer blauen Farbe (Bergbau) stark verwertet, wozu sie sich aber nicht sehr eignet, da sich dieselbe mit der Zeit in Grün verändert.

Fundorte und Vorkommen:

Kitzbühel: Derb, in spärlichen Überzügen, begleitet von Kupfererzen, (nach v. Isser) an folgenden Orten: in den Bergbauen Röhrerbühel, Juifen, Brunnalpe und Sinwell, Schattberg und Peerfeld, am Salvenberg im Brixental, in der Wildschönau u. a.

Brixlegg: (Nach v. Senger) einst vorzüglich schön als „erdige Kupferlasur" von smalteblauer Farbe am
Geyer, in Anflügen auf Asbolan; z. T. mit Erythrin u. a.;
am Kogel Bergbau mit Malachit, Kupfergrün, Kalk- und Braunspat, schaligem und kristallisiertem Baryt; mitunter in hübschen kombinierten Tafel-kriställchen, welche durch büschelige Verwachsung zur Kugelform sich verbinden; auch derb und als pulveriger Überzug;
am Tierberg; selten in Pseudomorphosen nach Fahlerz.

Rattenberg: in der Mauknerezze (Mauknerötz) mit Asbolan auf Fahlerz.
Haidinger und Blum beschrieben von hier Pseudomorphosen nach Fahlerz; (ein innen hohler Kristall nach Form von Fahlerz liegt auch in unserer Sammlung.)
Die von Zippe beobachteten Kombinationen an Tiroler-Azorit-Kristallen, siehe in Schraufs Atlas.
v. Isser erwähnt für Azurit auch die Holzalpe und Sommerau.

Schwaz: in den Bergbauen Falkenstein, Ringenwechsel, Fiebelkofer und Schwazer Eisensein:
kleine, selten über 4 Linien große, kurzsäulige oder tafelige Kristallisationen in mehreren Modifikationen; Drusen oder kuglige und traubige Aggregate bildend; an den 3 ersten Lokalitäten auf Ziegelerz, Dolomit mit Malachit; am Schwazer Eisenstein mit Fahlerz und Chrysokoll.
Am Ringenwechsel beobachtete man Pseudomorphosen nach Bitterspat (Dolomit);
Breithaupt beschrieb eine Azuritperimorphose nach Dolomit.

Daß Azurit in Schwaz vor alten Zeiten in größeren Quantitäten gewonnen wurde und zu Farbwaren namentlich nach Venedig einen gesuchten Absatz fand, beweiset ein öffentlicher Erlass, nach welchem über Begehren der Fugger'schen Handelsherren die Ausfuhr der am Falkenstein und Ringenwechsel vorkommenden „Lasursteine" (Azurit und Malachit) an fremde Farbmacher verboten und den ersteren der alleinige Vertrieb derselben als Monopol gewährt wurde.

Übrigens erscheint Azurit mehr oder weniger auch in den meisten anderen Gruben des Schwazer Bergrevieres, so (nach v. lsser) in den Gruben: Palleiten, Schwabboden, Altzeche, Weittal, Rafflstein, Weißer Schrofen, Radaun. — Ferner meldet man Azurit mit Malachit und Fahlerz im dolomitischen Kalk von Reichental bei Buch (am Inn, nordöstlich von Schwaz).

Imst und Nassereit: Am Tschirgant und Haverstock Bergbau (nach v. Isser) derb, mit Malachit; nur spurenhaft.

Obernberg bei Steinach: In dem (seit kurzem wieder aufgenommenen) alten Bergbau in der Wildgrube am Kühberg erscheint Azurit derb, als Überzug und Imprägnationsmittel von Fluorit.

Hohe Tauern: spez. an der Goslerwand (unweit Pregratten) spurenhaft auf Klüften im Serpentin mit Malachit und Kupferkies.

Im Pinzgau: im Bergbau Brenntal am Weisseneck mit Malachit und Fahlerz u. a. ferner im Fusch- und Großarltal u. a. O.

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Pustertal: bei Niederndorf angeblich an Kontakten roter toniger Bänke des Verrucano nebst Malachit, jedoch nur spurenhaft.

Passeier: im Bergbau Schneeberg, auf alten Strecken, eingesprengt und als Anflug.

Meran: Im Naiftal fand man Azurit (z. T. mit Malachit) in quarzitischen und sandsteinartigen Gesteinen eingesprengt; (laut Belegen).
ebenso bei Völlan (oberhalb Lana). In der Sammlung eines Deutschordenspriesters in Lana sahen wir ein hervorragend schönes, reich mit z. T. fein kristallisiertem Azurit überzogenes Stück von letzterer Fundstelle.
Laut einem Zeitungsbericht und einer Notiz in der ,,Monatschrift für Mineralien-, Gesteins- und Petrefaktensammler" ist dort „Lazulith" (sollte richtiger heißen „Azurit") mit Fahlerz und „Tirolit" (??) gefunden worden. — Reichliche Überzüge mit kaum wahrnehmbaren Kriställchen habe ich hier auf braunen, dolomitischen Kalksteinen oft beobachtet. Es steht kaum zu bezweifeln, dass Azurit auch weiter im nahen

Ultental in den alten Kupferkiesgruben (z. B. im Wiesental bei St. Pankraz) und im

Nonsberg-Gebiet (bei Revò) vorkomme. Ingenieur v. Haßler fand dort reichlich Malachit (s. d.) mit Chrysokoll, Begleiter, die fast immer auch Azurit führen.

Vinschgau: in einem alten Stollen ober Eyrs spärlich, mit Überzüge bildendem Malachit nebst Erythrin, Asbolan, Braunspat, Siderit, Kupfer- und Schwefelkiesen.

Auch sonst in alten Gruben der Umgebung.

Bozen: in der Sarnerschlucht, ober dem Goldegghofe: Auf der längst wieder bewachsenen Schutthalde eines alten, verfallenen Fahlerzbaues, fanden wir reichliche Spuren von Azurit, Baryt und grobkörnigen Calcit durchsetzend, nebst Malachit und seltenen Spuren von Fahlerz;

an einer Abzweigung der Erzherzog Heinrich-Promenade ober Gries im Quarzporphyr eine Barytader mit reichlichen Spuren von Azurit und Malachit;

eine ähnliche, (jetzt weggesprengte) Ader beim Steinbruch bei St. Magdalena; ferner

an einer Wegkürzung unterhalb Matschatsch auf der Mendelstraße in Eppan.

Deutschnofen: In dem alten Knappenloche unweit der Kirche gibt es im kaolinisierten Quarzporphyr reichlich derbes, dunkelviolettes Flussspatmaterial mit Azurit und Malachit, wovon auch Gredler Erwähnung tut. (In der Nähe existiert im Porphyrsandstein ein Stollen, der dieselben Kupferkarbonate reichlich mit Lignit führt.)

Fleims: am M. Mulatto bei Predazzo: unbedeutende Spuren nebst Malachit mit Kupferkies;

am M. Rosso bei St. Lugano und Carano an der Straße nach Cavalese (nach v. Isser) Azurit mit Malachit als Zersetzungsprodukt von Fahlerz, in traubigen stalaktitischen und erdigen Massen, einen grobkörnigen Grödnersandstein durchsetzend und imprägnierend.

Lavis-Trient: In einem feinkörnigen (Kontakt-)Sandstein, der sieh über die Höhen von Palù und Villa di sopra hinzieht, woselbst, auch alte Blei-, Kupfer- und Fahlerzgruben sich befinden, fand ein, dortiger Unternehmer (Endrizzi) kürzlich reichliche Spuren von Überzug-bildendem Azurit nebst wenigem Malachit, (auch als Imprägnierungsmittel von Aragonitkrusten), Bleiglanz, Kupferkies u. a.

Pinnè (Pineid): spärliche Überzüge mit Markasit in d. Min. alle Volpare, (nach v. Sourdeau).

Valsugana: Im Fersinatal, linksuferig, gegenüber Canezza (bei Pergine): Azurit mit Malachit, Fluorit, Kupfer- und Schwefelkies auf Gangausbissen von Erzgängen im Quarz, und mehr oder weniger spurenhaft in allen alten Kupfererzgruben dieser Gegend;

speziell im Katharinastollen in Cinquevalli, von woher ich Azurit (auch in hübschen, mm großen Kriställchen) mit denselben Begleitern erhielt; er erscheint hier gewöhnlich in kleintraubigen und nierenförmigen Aggregaten, zuweilen als Verkittungsmittel von Grubenabfällen; angeblich auch bisweilen in Pseudomorphosen.

Anmerkung: die von Gasser in diesem Text gelegentlich verwendete, veraltete Bezeichnung Kupferlasur wurde einheitlich auf Azurit umgestellt.
Anmerkung: auf die Literaturbelege zu den jeweiligen Vorkommen wurde in der digitalen Version verzichtet.

Quelle: G. Gasser, Die Mineralien Tirols einschliesslich Vorarlbergs und der Hohen Tauern, Innsbruck 1913, S. 319 - 322.
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