Der Bergbau Falkenstein bei Schwaz im Jahre 1590
von Georg Mutschlechner
Über die Anzahl der Bergleute in der Umgebung von Schwaz im ausgehenden Mittelalter herrschen übertriebene Vorstellungen. Man liest immer wieder, dass im 16. Jahrhundert gleichzeitig bis zu 30.000 Knappen tätig waren. Verlässliche Angaben bieten die sogenannten „Bergauszüge", genaue, in Tabellenform gehaltene Zusammenstellungen des gesamten Personalstandes. Ein solcher Auszug vom Jahre 1590 1) betrifft das zwischen dem Lahnbach und dem Bucher Bach gelegene Bergbaugebiet Falkenstein. Dazu gehörte auch der 1491 begonnene Vortrieb des Sigmund-Fürstenbau-Erbstollens an der Talsohle östlich von St. Martin. In dieser Tabelle ist für die einzelnen Gruben und getrennt davon für den Erbstollen die aus Herrenarbeitern, Geding-, Hilf- und Lehenhäuern samt den Haldenscheidern und Bergschmieden bestehende Belegschaft verzeichnet.
Die 37 Falkensteiner Gruben: | Mann |
Zum Fürstenbau | 89 |
Sanct Martin Hüt(t)en | 120 |
Sanct Wolfgang Hüt(t)en | 149 |
Zum Tiefstollen | 121 |
Sanct Johanns Veronica | 118 |
S. Marx Ottilia | 85 |
S. Wolfgang im Gässl | 70 |
S. Antoni | 62 |
Zum Creiz Prindl | 243 |
Zu den 14 Nothelfern | 107 |
Zu der Rottengruebm | 119 |
S. Gertraut Andree | 97 |
Zu der Rosen | 17 |
S. Michael Eeloy | 39 |
S. Jacob Stier | 86 |
Zum Ärzperger | 33 |
S. Georgen Lucein | 47 |
Unser Frau Graf | 60 |
S. Wolfgang Lux | 23 |
Zum Fränzl | 50 |
Zum Prunnlehner | 55 |
Zu der Pürchnerin | 15 |
S. Andre im Grienthal | 34 |
Zu der Talhamerin | 128 |
S. Sig(mund) im Prandt | 29 |
Zum Wunderlich | 42 |
S. Leonhard Michael | 45 |
S. Georgen im Prandt | 28 |
S. Anna Schweizerin | 19 |
S. Achazi Lehnerin | 49 |
S. Johannes Cron | 32 |
Zum Son(n)wenndten | 36 |
Zu der Eisenthür | 27 |
Zu der Weissenlaben | 19 |
Zu der Silbermühl | 30 |
S. Jacob Wandt | 78 |
S. Anna im Hohenprandt | 53 |
_______ | |
2454 | |
Zum Erbstollen | 263 |
Das Schachtvolk im Erbstollen | 40 |
_______ | |
Summe aller Personen im Falkenstein und im Erbstollen | 2757 |
Ein Jahr vorher (1589) waren es 2823 Leute. |
Aufschlüsselung nach Tätigkeiten | ||
Falkenstein-Gruben | Erbstollen | |
Ober- und Unterhutleute | 51 | 2 |
Nachthutleute und Schreiber | 22 | 4 |
Zimmermeister und Gestängeleger | 89 | 7 |
Zimmerknechte und Grubenhüter | 127 | 5 |
Haspler und Wandpocher | 82 | 8 |
Truhenläufer und Vocher | 340 | 32 |
Säuberbuben | 543 | 36 |
Gedinghäuer | 62 | 3 |
_____ | _____ | |
Summe dieser Herrenarbeiter | 1316 | 97 |
Hilf- und Lehenhäuer | 1098 | 157 |
Haldenscheider | 8 | 2 |
Bergschmiede | 32 | 7 |
_____ | _____ | |
2454 | 263 |
Die Bezahlung erfolgte je nach der Verantwortung und zum Teil auch nach dem Alter wöchentlich, wobei mit Kreuzern (60 Kreuzer = 1 Gulden) und Pfunden (1 Pfund =12 Kreuzer) gerechnet wurde.
Die mit der Beaufsichtigung der vielen Arbeitsgruppen betrauten Ober- und Unterhutleute erhielten 7, 6 ½ und 6 Pfund, die Nachthutleute und Schreiber 7, 6 und 5 Pfund.
Die mit der Verzimmerung und Pölzung des brüchigen Gesteins, mit der Herstellung von Arbeitsbühnen, Leitern und Steigbäumen befassten Zimmermeister und die Gestänge- oder Gleiseleger wurden mit 5, 4 ½ und 4 Pfund entlohnt, hingegen die Zimmerknechte und Grubenhüter mit 4 ½ und 3 Pfund.
Die Haspler, die das Gestein und Erz aus den Schächten zogen, und die Wandpocher, die mit dem Pocher, einer Art Fäustel, das Gestein zerkleinerten, bekamen 3 ½ und 3 Pfund.
Das Ausfahren des anfallenden Gesteins und des Erzes aus der Grube ins Freie besorgten mit den Truhen, den Grubenhunten, die Truhenläufer oder Huntstoßer. Sie und die mit großen Blasbälgen für bessere Grubenluft sorgenden Focher hatten wöchentlich 32 Kreuzer.
Den Säuberbuben, die das losgebrochene und beim Transport verlorene Gestein oder nachstürzende Felsbrocken wegräumen mussten, wurden 26 Kreuzer und 2 Pfund gegeben. Unter „Buben" sind nicht Kinder, aber doch Jugendliche zu verstehen.
Gedinghäuer waren Herrenarbeiter, das heißt bezahlte Häuer. Sie kamen auf 4 Pfund in der Woche.
Die zahlreichen Lehenhäuer waren keine Herrenarbeiter und somit nicht bezahlt. Sie erhielten jährlich zur Weihnachtszeit eine Grubenarbeit verliehen (davon die Bezeichnung Lehenhäuer) und wurden für das gewonnene Erz entlohnt, wobei man sehr wählerisch und mitunter knauserig war. Sie waren die Ärmsten unter allen Bergleuten.
Auch den Haldenscheidern, die auf den Halden nach Erz suchten, wurde dieses abgekauft.
Die Bergschmiede schärften und spitzten die Werkzeuge und schmiedeten Beschläge, Türangeln, Nägel und dergleichen. Die Lehenhäuer mussten die für sie geleisteten Arbeiten dem Bergschmied vergüten.
Anmerkung
Quelle: Tiroler Landesarchiv, Pestarchiv-Akten XIV/946, in XIV a, A I (ein Blatt).
Quelle: Georg Mutschlechner, Der Bergbau Falkenstein bei Schwaz im Jahre 1590, in: Tiroler Heimatblätter, 59. Jahrgang, Heft 3 / 1984, S. 86 - 87.
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