Wie alt ist der Gossensasser Bergbau?
Engelbert Auckenthaler
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Staffler vermerkt in seiner Topographie (II/1, S. 37) die Behauptung eines ungedruckten Bergbuches von 1600, der Grubenbau von Gossensaß-Pflersch sei der älteste im Lande. Mit dieser relativen Altersbestimmung kommen wir, auch wenn wir sie als zuverlässig gelten lassen, natürlich zu keiner auch nur annähernd richtigen Datierung des Bergbaubeginns.
Beim Studium des Meinhard'schen landesfürstlichen Urbars von 1288, der Pachtzinslisten von 1298 und 1311 sowie der Steuerlisten von 1299 und 1314 stieß ich darauf, daß auf dem Choberhof in Gossensaß ein Baumann mit dem Ruf-(Tauf-)Namen Perchtold saß, der 1288 und 1311 mit dem Herkunfts- oder Besitzernamen Chober, 1299 und 1314 aber mit der Bezeichnung Erzenboz bzw. Erzenbaz zubenannt und damit von anderen Perchtold (ein damals ziemlich häufiger Name) unterschieden wurde.
Erzenboz ist sicher ein Berufsname und kann wohl nur als Erz- (oder, wie man bei uns sagte, Arz-)Knappe gedeutet werden. Althochdeutsches bôzzan, mittelhochdeutsches bôzzen (gesprochen bôßen) bedeuten schlagen, stoßen (vgl. Amboß, mhd. anebôz, „woran man schlägt“). Wenn diese Deutung (Arzknappe) richtig ist, so würde das besagen, daß bereits um 1280 in Gossensaß der Bergbau in Betrieb stand, freilich nur in seinen ersten Anfängen. Ein schon einigermaßen fortgeschrittener Erzförderungsbetrieb hätte ja zur Voraussetzung, daß es hier mindestens zwei oder drei Dutzend Arzknappen gegeben hat. Dann aber, wenn es in dem kleinen Dörflein auch nur zehn Bergbaubeflissene gab, denen der Berufsname Arzknappe (erzenboz) ebensogut zustand wie dem Choberhof-Baumann Perchtold, wäre dieser Berufsname ganz ungeeignet gewesen, als unterscheidender Zuname verwendet zu werden.
E. Auckenthaler
Quelle: Engelbert Auckenthaler, Wie alt ist der Gossensasser Bergbau?, in: Der Schlern, Illustrierte Monatsschrift für Heimatkunde und Volkskunde, 22. Jahrgang, 4. Heft, April 1948, S. 152.
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