Vom ehemaligen Bergbau und Hüttenwesen in der Gegend von Kirchberg im Brixentale
Von Ludwig Weinold d. Ä., Oberlehrer.
Vom einstigen Mühen und Segen des Berg- und Hüttenwesens in der Gegend von Kirchberg und im Spertental geben nur wenige Zeugen noch Kunde. Prähistorische Funde aus der jüngsten Bronzezeit in der Gegend von Kirchberg und die vielen im Gebiete der Brunnalpe an den Hängen des Jufen und an anderen Stellen sich noch vorfindenden Halden deuten auf ehemaliges reges Bergmannsleben der hier in Pfahlbausiedlungen hausenden Kelten hin. Jahrhunderte mochten darüber vergangen sein, die in der langen Zeit auch dem damals bestandenen Bergbaue den Dornröschenschlaf brachten. Erst als um die Zeit der Mitte des 15. Jahrhunderts die reichen Erzschätze in den Bergen Tirols im rechtsseitigen Inntal bei Schwaz und Rattenberg erschlossen wurden, begann von den vielen nach Bergschätzen dürstenden zugewanderten fremden Bergleuten die Suche nach Schätzen der Natur auch in der Gegend von Kirchberg und Umgebung von neuem. Man erinnerte sich der vielen Halden in der Gegend des Jufen, genannt der „Perg" am Brunnalpjoche, wo sich bereits gute „Anbruche und Gespüre" zeigten. So wie in den vielen anderen Orten Tirols, wo reicher Bergsegen „Bergmannslust und -mut" lohnte, bildete sich auch in Kirchberg eine Gewerkschaft, die unter dem Namen die „Kirchbergische Gewerkschaft" (Gesellschaft zum Betriebe eines Bergbaues), im Bergbauwesen Tirols eine nicht unwesentliche Rolle spielte. Die Kirchbergischen Gewerken hatten auch mit 18/4 Anteil an dem im Jahre 1605 in der Pannleithen (auch Palleuten) bei Schwaz aufgeschlagenen Bergbau, allwo man anfangs, wie man es, um die Bergbaulust zu heben, fast immer gewährte, den Bergbau fronfrei (abgabenfrei) ließ. Dieser Bergbau war aber schon vor 1619 in so flottem Betriebe, dass ihm schon sowohl im Jahre 1619 als 1620 die Fronleistung von der landesfürstlichen Regierung aufgetragen wurde und im Jahre 1621 eine Regulierung derselben stattfand. Die von dem jeweiligen Landesherrn übliche Bergwerksgebühr bestand in der Fronleistung und dem Bergzehente, das war der zehnte Kübel Kupfererz und ein Gulden Rheinisch von der Mark Silber, außerdem Wechsel- und Zollrechte. Beinahe alles übrige war in den Händen der Gewerken und fremden Handelsleute, die sich mit dem Bergbaurechte belehnen ließen und daraus großen Reichtum zogen.
Schlimmer stand es mit dem Bergbaue am Geyer (St. Gertraudi bei Brixlegg), wo schon im Jahre 1618 die Grafen Fugger alle Bergbaue daselbst heimsagen (stillegen) wollten, wegen geringer Ertragsfähigkeit, und die landes-fürstliche Regierung am 14. Jänner 1619 die Fuggerschen Gewerken ersuchte, doch aus Schonung für die Arbeiter während des Winters 8/4 von den „heimgesagten“ 12/4 in Belegung zu halten, während die Kirchbergischen Gewerken ersucht wurden, die restlichen 4/4 zu bauen. Die Kirchbergischen Gewerken sträubten sich zwar lange, erklärten aber doch schließlich am 5. August 1619, zu den am 16. Juli übernommenen 2/4 noch neuerliche 2/4 zu nehmen; zeigten dabei aber zugleich auch an, dass sie wegen geringer „Höfflichkeit" (wenig Hoffnung auf Ertrag) dieser Baue das Personal so viel als möglich einziehen wollten. Nach einem Schreiben des österreichischen Faktors zu Schwaz vom 23. Oktober 1624 sagten die Fugger auch die Baue bei St. Georg an der Wand, St. Oswald am Kogl und St. Katharina in der Sommerau (alle bei Brixlegg-Rattenberg) wegen geringer Ausbeute aus. Da weder die Kessenthalischen noch Kirchbergischen Gewerken die Baue übernehmen wollten, so ließ sich dieselben der österreichische Handel überschreiben. Dieser hatte aber auch schon vor Jahren aus Mitleid mit der armen Knappschaft die von den Fuggern, Kirchbergischen und Kessenthalischen Gewerken heimgesagten Gruben am Geyer mit der armen Knappschaft belegt. Wegen zu großen Abschlages der Kupferpreise. mussten nach einem Erlass vom 13. Mai 1630 diese Gruben nun auch aufgelassen werden. Im Jahre 1635 betrieben die Fugger im Wattental mit den Kirchbergischen und Kessenthalischen Gewerken einen alten Stollen, in dem eine goldführende Kieskluft durchstrich. Aus einem salzburgischen Akte vom 28. Juli 1630 ersieht man, dass die Kirchbergischen Gewerken bei dem am Goldbergbaue am Hainzenberg bei Zell im Zillertal bauenden Gewerken mit 2/9 beteiligt waren. Am 27. Oktober 1633 ist der Gewerkenstand am Goldbergbaue am Hainzenberg der Kirchbergischen mit 8/4 ausgewiesen. Auch auf der Grube Kreuz Kaiserin (bei Sterzing) waren neben dem österreichischen Handel mit 18/4 und den Grafen Fugger mit 16/4 die Kirchbergischen Gewerken mit 2/4 beteiligt. Ihre Haupttätigkeit entwickelten die Kirchbergischen Gewerken jedoch im Gebiete der Brunnalpe von Kirchberg selbst, wo, wie eingangs erwähnt, am Jufen und Steinbergkogel (Brunnalpe) schon von den Kelten nach Erzen geschürft wurde. Dieser Bergbau ist der älteste und ausgedehnteste am Westabhange des Steinberges und Jufen, hart unter dem Jochgrate gegen das Spertental auf der Brunnalpe. Die Entdeckung dieser Erzlagerstätten fällt in das Jahr 1440 und hatte zur Zeit seiner höchsten Blüte, 1500 — 1580, nicht weniger als bei 40 Stolleneinbaue. Gewonnen wurden Fahlerze mit Eisen- und Kupferkiesen, Spateisenstein, Zinnober und Quarz; auch gediegenes Quecksilber, apfelgrüner Malachit, Eisen- und Bleiglanz waren die Produkte, die dort zutage gefördert wurden. Von den ergiebigeren Stollen seien der Theresienstollen südöstlich an der Brunnalpe auf Silber und Kupfer in Kalkstein, der mit Tonschiefer abwechselt, der Himmelfahrtsstollen, der Puchergraben und der Reginastollen ebenfalls im Tonschiefergestein, genannt. Aber noch an vielen anderen Stellen des Spertentales entstanden Baue, so im Luttal- und Hirzeckstollen auf Fahlerze und Kupferkiese, im Lanthalstollen auf der Karalpe, im Foisenkar-, Unterschnapp- und Haglerstollen, ebenfalls auf Kupfer und Quarz, der Kobingerstollen am Hallersanger, der Mießzagglstollen, eine Viertelstunde östlich vom Dorfe Kirchberg am Fuße des Sonnberges, der Kohlgrubenstollen am Fuße der Brunnalpe und noch andere. Südöstlich von Kirchberg, im Gebiete der Ehrenbachhöhe beim Bauerngute Ehrenlehen im Brandseitgraben, bestand im 16. Jahrhundert ziemlich ausgedehnter Bergbau auf Schwefel- und Kupferkiese mit Fahlerzen im Tonschiefer. Infolge geringer Ergiebigkeit bald wieder aufgelassen, wurde dieser Bergbau als Fortsetzung der Sinnweller Erzzüge bei Kitzbühel von 1860 — 1835 als Hoffnungsbau mit sechs Knappen wieder aufgenommen. Kupfer- und Eisenkiese mit Fahlerzen und Quarz im Tonschiefer wurden südlich vom Weiler Bockern, am Nordwestgehänge des Gaisberges im Oberlaufe des Schrammbaches, gewonnen. Dieser Bergbau wurde um die Mitte des 16. Jahrhunderts aufgelassen, 1750 neu gewältigt und bis 1780 im Betriebe erhalten, dann aber wegen Mangel neuer Aufschlüsse bleibend aufgelassen. Auf der Brunnalpe und im Foisenkar wurde der Bergbau am längsten fortgesetzt. Dort erlosch er erst im Jahre 1805, bzw. 1809. Die Kupferkieslager im Gebiete der Foisenkaralpe sollten vor Beginn des Weltkrieges nochmals erschlossen werden. Leo Maier, Reisererwirt, und Johann Brunner, Heisenbauer, beide in Kirchberg, mit einem Herrn Maier aus Saalfelden erwarben Schurfrechte und eröffneten neue Hoffnungsbauten. Mangel an Betriebskapital und der hereinbrechende Weltkrieg machten jedoch diesen Hoffnungen auf reichen Bergsegen ein jähes Ende. Das reichliche Vorkommen von Marmor in vielen Farbenschattierungen und reinem weißen Marmor im massigen Tonglimmerschiefer im Hinteren Spertental führte nach dem Weltkrieg zu mehrmaligen Versuchen, das geschätzte Gestein weiterer Verwendung zuzuführen. Die Steinmetz- und Bildhauerfirma Josef Linser in Innsbruck und die Firma Josef Schmidt aus München, später Spertentaler Edelmarmorwerke genannt, eröffneten gesondert je einen Bruch. Die übergroße ausländische Konkurrenz und die schwere Bringungsmöglichkeit ließen diese Unternehmungen von ihrem Vorhaben wieder abstehen und wurden die Betriebe wieder stillgelegt, obwohl die von Tiroler Bildhauern in schönstem weißen Kirchberger Marmor ausgeführten plastischen Arbeiten in Figuren und Vasen auf einer Messeausstellung in Innsbruck zeigten, dass dieses geschätzte Mineral zu Bildhauerarbeiten sehr gut verwendbar ist und mit jedem anderen weißen Marmor über seine Verwendbarkeit in Wettstreit treten kann.
Als der Bergbau in und um Kirchberg immer zu größerer Blüte erwuchs, vereinigten sich die Bergleute in einer Bruderschaft St. Barbara und St. Ursula. Dieselbe erscheint 1472 das erste Mal urkundlich auf. Das Jahr 1602 verzeichnet bedeutenden Bergwerksbetrieb unter einer Gewerkschaft mit einem Bergrichter, zwei Verwesern und 400 Arbeitern als Belegschaft. Auch war Kirchberg bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts Sitz eines Bergamtes. Durch den Segen der Bergwerke nahm der Wohlstand in der Gegend zu und es wurde allenthalben der Wunsch nach einem täglichen Gottesdienste im Gotteshause im Dorf zu Kirchberg, das ehedem Sperten hieß und seelsorglich von Brixen aus bedient wurde, laut. Im Jahre 1451 wurde dieser Wunsch durch Stiftungen und Geschenke von verschiedenen Wohltätern, auch den Gewerken, erfüllt. Auch die Knappschaft suchte sich frommer Dienstbarkeit zu weihen und als das im Jahre 1661 erbaute hölzerne Wallfahrtskirchlein am Hallersanger im Jahre 1715 von einer Schneelawine bergabwärts getragen und ganz zerrissen ward, wurde die Gnadenstätte „Zur Lieben Frau am Hallersanger" von den Brunnalpknappen aus Stein neu erstellt.
Wie die Sage erzählt, verließen die Brunnalpknappen, als die ehemals reichen Erzadern immer magerer wurden, die Stätte ihres Wirkens, um in den Resten der nahen und ehemals mächtigen Heidenburg Falkenstein, die am Fuße des Rettensteins thronte, nach den noch dort verborgenen Schätzen der Burg zu suchen. Dieses Suchen war nur zu erklärlich, handelte es sich doch um nicht weniger als um 24 goldene und ebenso viele silberne Götzenbilder, die in einem Kellergewölbe hinter mächtiger, schwerer Stahltür, wohin eine Treppe, in Felsen gehauen, mit 25 Stufen, führte, aufbewahrt seien. Die Stahltüre jedoch widerstand aller Gewalt und als sich eben die Knappen anschickten, mit Hammer, Meißel und Rosenkranz das Felsentor auszuhallen, wurden sie durch ein Erdbeben vertrieben, verfolgt von Odins schwarzen Vögeln. Eine andere Sage, die ebenfalls die Burg Falkenstein und die reichen Erdschätze der Gegend zum Gegenstand hat, erzählt uns von einem eisernen Tor, bestäubt von der Flut eines Wasserfalles, das in einen unterirdischen Palast führe, aus dem wilde Bergfräulein leichtfüßig und geisterhaft aus- und einschlüpfen. Eine derselben gewann den Senner einer nahen Alpe, einen tugendreichen, schönen Jüngling, lieb. An jedem Samstage kam sie ins Freie mit glänzend weißer Schürze und schüttete sie voll Gold ihrem Liebling in die Hände. Andere Hirten belauschten einst diese „goldene" Zusammenkunft, bemerkt vom scharfen Auge des Fräuleins. Sie erschien am nächsten Samstage zwar wieder, aber bekümmert und das letzte Gold in den Schoß des Jünglings ausschüttend, indem sie sagte: „Heute komme ich das letztemal! Wir sind verraten!" Seit dieser Zeit war kein goldtragendes Fräulein und kein Eisentor in der Felswand am Falkenstein mehr zu schauen.
Es war zur damaligen Zeit üblich, die gewonnenen Erze gleich in der Nähe der Gewinnungsstätten zu verhütten und es entstanden fast überall, wo Bergwerke waren, auch Schmelzhütten, die entweder den bergbaulichen Gewerken oder eigenen Gesellschaften gehörten, die die Erze kauften und zur Verhüttung brachten. Schon im 15. Jahrhundert bestanden im Brixental zwei Schmelzwerke, eines in der Haslau bei Hopfgarten, das andere in Kirchberg. Während ersteres den Herren von Katzböck gehörte, war das Schmelzwerk in Kirchberg Eigentum der Liegsalzschen Gewerkschaft. Die Herren Liegsalz waren in München ansässig. Im Jahre 1593 wurde das Haslauer Berg- und Schmelzwerk mit landesfürstlicher Bewilligung an die Gewerken von Kirchberg verkauft. Die Besitzer wechselten in der Folge oft, so in den Jahren 1708, 1710 und 1717, bis endlich die salzburgische und die österreichische Regierung den privaten Gewerkschaftsbesitz, und zwar jene mit 3/4 und diese mit 1/4 Anteil, in ihren Besitz brachten, jedoch unter keinen günstigen Verhältnissen, da der Ertrag immer mehr und mehr abnahm, indem der Bergbau allenthalben in Verfall geriet. Zu den vorzüglichsten Gewerken und Schmelzherren bei dem Kirchbergischen Handel zählten: Hans von Triebenbach, Abraham Sailer, Hans Echinger, ferner die Grafen von Fugger und die Brüder Hans Marquard und Karl Rosenberger zu Roseneck. Die Schmelzhütte von Kirchberg scheint nach einer Beschwerde der Kitzbüheler Gewerken umfangreicher, leistungsfähiger und auch älter zu sein als die Schmelzhütten in der Umgegend. Diese Beschwerde an die landesfürstliche Regierung beinhaltet, dass sie, die Kitzbüheler Gewerken, ihr Erz nur im Lande verkaufen und verschmelzen mussten, da sie meist Salzburger (Weitmoser, Thann, Steinhauser usw.) wären und im Kitzbüheler Gerichte keine Hütte, sondern eine solche nur in Kirchberg sei. Sie erklärten, den Wechsel ehrlich zu zahlen, aber einstweilen in Kirchberg zu schmelzen, da sie nicht mit Sicherheit wüssten, ob das Erz aus ihren Bergwerken ein Anhalten habe und sie sich daher auf den Bau einer eigenen Schmelzhütte noch nicht einlassen könnten. Um das Jahr 1620 bestanden Metallhütten in Nordtirol in Jenbach, Brixlegg, Kirchberg, Kundl, Lützelfelden und Kaps (bei Kitzbühel). Die den Fuggern gehörige Hütte in Jenbach hatte damals geringere Bedeutung und wurde die in Kaps bei Kitzbühel, vermutlich wegen der größeren Hüttenwerke in Kirchberg und Lützelfelden, aufgelassen. Da die kleinen Schmelzhütten der reichen Erzlieferung vom nahen Röhrerbichl bei Oberndorf nicht mehr genügen konnten, so wunden von dort auch Erze zur Verhüttung nach Kirchberg gebracht. Nach einer Aufzeichnung betrug für das Jahr 1570 das landesfürstliche Einkommen am Röhrerbichl an Kupferzoll 6205 Gulden 30 Kreuzer, an Frone 1742 Gulden 15 Kreuzer und Wechsel für 7254 Mark und 3627 Gulden. Für die Kirchbergischen Gewerken betrug davon der Wechsel in sieben Raitungen 1348 Mark Silber. (Die Mark zu 12 Gulden bewertet; ein Zentner Kupfer zu 12 Gulden.) Im Jahre 1572 betrug die Kupfererzeugung im Hüttenwerk zu Kirchberg 1144 Zentner. Am 3. Oktober 1625 brannte die Schmelzhütte in Kirchberg unversehens nieder und es wurde hierauf den Kirchbergischen Gewerken von der landesfürstlichen Regierung gestattet, bis zum Wiederaufbau ihrer Hütten einstweilen in Kundl zu schmelzen. Den Kirchbergischen Gewerken wurden die für ihre Schmelzungen in Kundl erbetenen Waldungen am 6. Juli 1626 bewilligt. Im Frühling des nächstfolgenden Jahres beabsichtigten sie, auf dem Haidach bei Wörgl eine Schmelzhütte zu erbauen, baten am 7. Juli 1627 um Aussteckung eines Hüttenplatzes, am 18. September um Anweisung von 100 Stämmen Bauholz, die ihnen am 25. Oktober 1627 auch angewiesen wurden. Wegen Auflassung der meisten Gruben bei Rattenberg, nach einem Erlasse vom 13. Mai 1630, wurden bald auch diese als auch die Schmelze in Kundl stillgelegt. Die Schmelze in Kirchberg gelangte jedoch nach ihrem Wiederaufbau bald wieder zu gleicher Bedeutung und Ansehen wie vordem, denn als die Knappschaft von Rattenberg sich im Jahre 1646 durch die Ungeschicklichkeit des Brixlegger Probierers bei der Ablösung ihrer Erze geschädigt erachtete, wurde über Anrufung der Bergkammer seitens der Knappschaft von der Kammer angeordnet, dass die unparteiischen landesfürstlichen Offiziere Probe nehmen und die Probepakete sorgfältig siegeln sollten. Dieselben sollten dann von landesfürstlicher und Kirchbergischer Seite probiert und daraus das Mittel genommen werden. Im Jahre 1760 ging die Schmelzhütte von Kirchberg durch eine Feuersbrunst zum zweiten Male unter und wurde nicht wieder erbaut, nachdem der einstmals im Brixental blühende Bergbau hauptsächlich wegen geringer Ausbeute allenthalben immer mehr in Verfall geriet. Zeugen ehemaligen Wohlstandes, den der reiche Bergsegen spendete, bilden die schönen Fresken und reichlichen Stuckaturen in seinen Rokokoformen der Pfarrkirche zu Kirchberg, die um das Jahr 1736 wegen der bedeutenden Volkszunahme eine entsprechende Vergrößerung erfuhr. Ansonsten sind nur mehr geringe Spuren einstigen Berg- und Hüttenwesens vorhanden. Knappenhäuschen im Dorfe und im Stollengebiete im Spertental, die Bezeichnung Hüttplatz, wo die ehemalige Schmelzhütte mit Nebengebäuden stand, das Verwaltungsgebäude (Heute Metzgerwirt), das Probierer- und Lagerhaus, auch Provianthaus genannt (heute Gemeindearmen- und Krankenhaus), ein Personalhaus für die Beamten und Aufseher (heute beim Lederer), die Herrnmühle (wird heute noch so genannt), und beim Herrnschneider (wird auch heute noch so genannt), ein Häuschen, in dem der Schneider, der die Kleider für die Herren Beamten machte, wohnte, und das Hüttplatzhäusl und die Schlackhalde geben heute noch beredtes Zeugnis regen Berg- und Hüttenlebens damaliger Zeiten.
Ist auch Bergmannsleben längst erstorben und Bergmannsruf „Glück auf!" in der Erde längst verhallt, so breitet sich heute neuer Segen über die weiten weißen Gefilde der Gegend aus, der einheimischen Bevölkerung Wohlstand, der sportliebenden Menschheit Gesundheit spendend. Überall dort, wo einst stiller Bergmannsruf „Glück auf!" den einsamen Wanderer begrüßte, ertönt uns heute von den zu Tausenden auf ihren schmalen Brettern zu Tal sausenden Bergwanderern ein kräftiges „Ski Heil!" entgegen und neues Leben blüht aus den Ruinen.
Benutzte Quellenwerke. „Die Tiroler Erzbaue" und „Beitrag zur Geschichte des Tiroler Erzbergbaues", von Max Reichsritter v. Wolfstriegl-Wolfskron; Zeitschrift des Ferdinandeums, 3, Folge, 41. Heft, 1897. „Tiroler Erzbergbaue“ von M. v. Isser, Veröffentlichung im „Bote für Tirol und Vorarlberg", „Tyrolische Bergwerksgeschichte", von Josef v. Sporges, 1765, Pfarrer Lettenbichlerscher Nachlass, Staffler, Band I/II, Weber, Band I.
Quelle: Ludwig Weinold d. Ä., Vom ehemaligen Bergbau und Hüttenwesen in der Gegend von Kirchberg im Brixentale, in: Tiroler Heimatblätter, Zeitschrift für Geschichte, Natur- und Volkskunde, 9. Jahrgang, Heft 11, November 1931, S. 373 - 378.
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