Bergbau im Pinzgau
Von Josef Lahnsteiner
Es gab bei uns einmal einen lebhaften Bergbau und eine ausgedehnte Metallgewinnung. Dass die Kelten und Römer Goldbergbau getrieben haben, wissen wir aus mehreren Schriften. Bodenfunde für oder von diesem Bergbau wurden bisher noch nicht gemacht, obwohl wir den Kupferbergbau der Vorgeschichte nur aus Bodenfunden rekonstruieren können. Höchstwahrscheinlich hat mit dem Abzug der Romanen der Bergbau aufgehört und ist die Goldgewinnung nur mehr durch Sandwaschen betrieben worden. Die Goldgruben lagen dann, wenn solche von den Römern her noch existierten, mindestens bis zum Jahre 1200 brach und still.
Rauris ist mit dem Gasteiner Tal zu großer Blüte gelangt, die beste Zeit war von 1460 bis 1560. Die Erzbischöfe gaben eigene Bergwerksordnungen heraus, 1342 die erste, dann wurden sie immer wieder verbessert. 1477 kam eine neue Bergordnung, 1532 die genaueste und beste. Ende des 16. Jahrhunderts trat aber schon ein merkbares Nachlassen des Ertrages in den Goldbergwerken ein. Rauris hatte um 1520 an die 3000 Einwohner, war für die damalige Zeit ein behäbiger Ort. Die meisten, heute noch stehenden Bauten sind unter EB. Kuen-Belasi 1570 bis 1586 errichtet worden. Der Goldbergbau fand im hintersten Tale und meist auf den Höhen statt. Wo der Zentralgneis die Schieferhülle durchbrach, da sind die ergiebigsten Goldanreicherungen. Die Gruben im Hirzbachtal in der Fusch liegen wieder in verschiedenen Schieferarten, in der kristallinen Tauerndecke (Fugger). Die meisten Bergbaue sind in großer Höhe, am Brennkogel und Kloben 2900 m, auf der Goldzeche 2800 m, mit Ausnahme vom Monte Rosa die höchsten Bergbaue und Arbeitsstellen Europas. Auch der Rauriser Goldberg liegt mit seinen Gruben über 2300 m hoch. Hier war Sommer- und Winterbetrieb, in den übrigen hohen Bauen nur im Sommer. Man fand im 16. Jahrhundert die besten Erzgänge, darum kam der Goldbergbau so in Blüte. Die Baulust in den Erzbergen wurde von den Landesherren möglichst genährt und auf alle Weise gefördert. Daher fingen viele Leute, die etwas Vermögen hatten, im Berg zu bauen an. Es wurden in den Tauern im 16. Jahrhundert über 1000 Freischurfrechte vergeben. Um Unzukömmlichkeiten und Streitpunkte abzustellen, wurden eigene Bergrichter aufgestellt, damit die Bergbausachen von einem eigens informierten Richter abgehandelt werden können und nicht vors Landgericht zu kommen brauchten. Im Pinzgau war zuerst Matthäus Pruckmoser Bergrichter, von 1526 an der Bramberger Bauernführer Michael G r üb er (Kleinmayr, Abhandlung, 351/52).
Aber die Erzfunde hörten allmählich auf, die Erzadern wurden immer magerer, die Arbeitskräfte teurer und das Gold wurde durch die starke Einfuhr aus Amerika immer billiger. Dadurch kam der Goldbergbau auf den Krebsgang. In sehr vielen Tälern und auf zahlreichen Plätzen wurden Schürfe probiert und Versuchsbaue begonnen, aber auf ein dauerndes günstiges Resultat kam man nicht mehr. Mit dem Gold wurde stets auch Silber und Kupfer ausgeschmolzen.
Anfangs war die Ausbeute an Gold in den Tauern nicht gering. Imhof hat die alten Schlackenhalden aufgesucht und vermessen, und hat errechnet, dass durch den mittelalterlichen, primitiven Betrieb im ganzen Gebiet 52.000 kg Gold gewonnen worden seien. In neuer Zeit hat der Imhof-Unterbau im Naßfeld im Jahre 1917/18 rund 38 kg Feingold und 250 kg Silber erobert.
Der Bergbau in den Tauern war durch Jahrhunderte ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor, es waren Knappen im Berg, Hüttenarbeiter in der Schmelzhütte, Holzarbeiter bei den Schlägerungen, Zimmerer bei den Klausenbauten, Köhler und sehr viele Fuhrleute, auch Fach- und Hilfsarbeiter beschäftigt.
Der Niedergang der Goldbergwerke setzte schon gegen Ende des 16. Jahrhunderts ein. Die Hauptursache war einfach der Goldschwund. Das Gold fand sich besonders in den oberflächlichen Erzen angereichert ; als diese abgebaut waren, ließ mit dem Vordringen in die Tiefe der Ertrag immer mehr nach. Die Einfuhr großer Mengen amerikanischen Goldes aus den neuentdeckten Ländern tat ein übriges. Im 17. Jahrhundert trat eine Klimaverschlechterung hinzu, die durch das Vordringen der Gletscher und Firnfelder manche Betriebe zur Einstellung zwang oder einschränkte. Auch die Protestantenausweisungen trugen einiges bei, wiewohl das Ausmaß der Auswanderung in Rauris und Gastein gegenüber dem Pongau ein geringes war. Die Abnahme der Bergwerke setzte schon lange vor Ausbreitung des Protestantismus ein. Vom Bau des Tauerntunnels, 1901 bis 1908, hoffte man sich Aufschlüsse über das Goldvorkommen im Schöße des Tauerngebirges, es wurde aber keine einzige Goldader angefahren.
Die Neubelebungsversuche des Bergbaues im 19. Jahrhundert waren zahlreich, jedoch erfolglos. In Rauris versuchte Ignaz Rojacher um 1880, den Goldbergbau wieder zu beleben. Von ihm ging er in französische Hände über. Die französische Gesellschaft hat jedoch durch unsachgemäße Betriebsführung bald abgehaust und den Bergbau aufgegeben. Seitdem ruht der Goldbergbau in Rauris.
Aus einem Verzeichnis von 1801 entnimmt man folgende Bergwerke, die 1537 bis 1539 in Betriebwaren:
„1. In der Krimmler Achen zwei Bergwerke, eines hinter der Tafern am Schölmberg, genannt in Schlachter, ein Goldbergwerk.
2. Das andere heraußer der Tafern in der Saurinn, da bauen fremde Leute.
3. Im Untern Sulzbach ist ein Bergwerk, Hochfeld genannt.
4. Im Habach, am Gamskogel, war ein Silberbergwerk.
5. In Trattenbach, und zwar in Storrbach, ist ein Bergwerk, wo Veit Schaidler aus Brixenthal arbeitet.
6. In Steintal ob der Enzinger Hütten und in Bach unter der Feichten.
7. Am Brennthal, in der Nieder, gegen den Mühlbach, geht eine rote verbrunnene Gallmey-Kendl herab, genannt im Brennthal, darin liegt das Kupfer- und Vitriolbergwerk, so allda gebauet wird.
8. Im Hollersbach, auf der rechten Seite hinein, liegt das Bergwerk auf der Achsel, wird durch Knappen Palfner gearbeitet.
9. Im Gruebthal, wo vor Jahren der Rainer von Schwaz und der Hagger von Saalfelden viel gebauet haben.
10. Im Litzlstubach, linker Seite, liegt das Bergwerk Stuhlrinn.
11. Im Stubach, gegenüber von Grünsee und Wiegenwald, im roten Wald das Bergwerk Rothenbach."
1537 gab es folgende Schmelzhütten :
1. Zu Wilhelmsdorf, gegenüber Stuhlfelden, 1663 wurde auf dieser Schmelzstätte ein Häusl erbaut.
2. In Mitte des Mühlbachs nächst Niedernsill.
3. Das Kupfer- und Vitriolwerk zu hinterist in diesem Tale.
4. Zu Habach. Genaueres bei jeder Ortschaft.
Quelle: Josef Lahnsteiner, Oberpinzgau von Krimml bis Kaprun. Eine Sammlung geschichtlicher, kunsthistorischer und heimatkundlicher Notizen für die Freunde der Heimat. Hollersbach 1965. S. 28 - 31.
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