Südtirols Bergbau in Vergangenheit und Gegenwart


Prof. Luis Staindl.
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(Die vorliegende Arbeit ist im wesentlichen ein Auszug aus der Arbeit von Robert R. v. Srbik: „Bergbau in Tirol und Vorarlberg in Vergangenheit und Gegenwart", Innsbruck 1929.)

1. GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK:

Die ältesten Anfänge des Bergbaues reichen sehr wahrscheinlich in die Bronzezeit zurück. So deuten vereinzelte Spuren im Ahrntal auf einen Kupferbergbau und Brocken von Rohmetall, halbfertige und mißlungene Gußstücke sowie zum Umguß bereitliegende Mengen von Bronzeobjekten, die bei Vintl im Pustertal gefunden wurden, auf dortselbst vorhanden gewesene Gußstätten hin.

In historischer, aber urkundlich noch nicht belegter Zeit wurden in Betrieb genommen: das Silberbergwerk bei Tartsch im Vinschgau und jenes von Villanders bei Klausen. Den Anfang dieser Betriebe verlegt man gewöhnlich ins 11. Jahrhundert.

Die Blütezeit des Tiroler Bergbaues waren das 15. und 16. Jahrhundert; im 17. Jahrhundert beginnt bereits ein starker Abstieg, der im 18. Jahrhundert weitergeht. Im 19. Jahrhundert wurden einige Wiedergewältigungsversuche unternommen, besonders im Pflerschtal und im Pustertal, die einen leichten Aufschwung mit sich brachten, der im 20. Jahrhundert noch bis zum ersten Weltkrieg anhielt. Mit dem Ende des ersten Weltkrieges hörteauch der Bergbau in unserem Lande fast ganz auf, nur ganz wenige Bergwerke setzten ihre Tätigkeit bis heute fort.

2. DIE BERGREVIERE:

Zur Blütezeit des Südtiroler Bergbaues gab es folgende Bergreviere:

a) Das Bergrevier Taufers:

Im Bergbau Rettenbach im Ahrntal wurden Kupfer- und Schwefelkies mit im Chloritschiefer eingelagertem Magneteisen abgebaut. Es handelte sich um eine sehr ausgedehnte Lagerstätte, die schon um 1400 als „sehr alt“ bezeichnet wurde. In Prettau waren vermutlich schon römische Schürf baue; eine erste Belehnung erfolgte spätestens im 12. Jahrhundert. Die ältesten Angaben darüber stammen aus dem Jahre 1479; im Jahre 1525 wurde ein Vitriolwerk errichtet. 1609 war der Bau mit 300 Knappen belegt. In Kasern wurden Kupferkies und Pyrit abgebaut; die Blütezeit dieses Bergbaues reichte von 1525 bis 1638, dann folgte ein allmählicher Rückgang; das Werk stand aber noch bis 1895 in Betrieb. Aus dem Ahrntal kam das beste Kupfer des Landes, das bis in den Orient exportiert wurde. Im 14. und 15. Jahrhundert gab es drei Gewerkschaften, die 1580 den sog. „Ahrner Handel“ bildeten. Die Verhüttung der Erze erfolgte zuerst in Prettau, von 1450 — 1878 in Arzbach bei St. Johann i. A. Infolge einer Vermurung wurde sie 1894 hier aufgelassen und nach Steinhaus verlegt.

Zuletzt wurde in Prettau vorwiegend Schwefelkies abgebaut. Von geringerer Bedeutung waren Kupfer- und Schwefelkies-Schürfe (Vitriol) in der Klamm bei St. Peter, im Klein- und Großklausengraben, bei Luttach und silberhaltige Bleiglanzvorkommen bei Heiligen Geist.

Im Mühlwaldertal weisen einige alte Schürflöcher sowie vereinzelte Bergbaunamen ebenso auf einen einst bestandenen Bergbau hin.

Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Ahrner Werke wegen Erzarmut und der zunehmenden amerikanischen Konkurrenz aufgelassen.

b) Das Bergrevier Sterzing-Gossensaß

Nach seiner räumlichen Ausdehnung war dieses das größte Bergbaugebiet Tirols. Nach einem Dekret vom Jahre 1540 erstreckte es sich vom Schneeberg in Passeier über das Pflerschtal nach Norden weit über den Brenner bis in das Obernberger- und Navistal, nach Osten bis zum Pfunderertal, Mühlbach und Rodenegg, nach Süden über Schabs bis ins hintere Flaggental. Der Bergbau selbst gilt als wesentlich älter.

Bei Gossensaß wurden um 1420 — angeblich durch einen Erdbruch — abbauwürdige Erze (reiches Silbererz, Kupfer und Blei) bloßgelegt. 1428 wurde für Gossensaß ein eigener Silberbrenner bestellt. Zur Blütezeit im 15. Jahrhundert arbeiteten 1000 Knappen in 106 Gruben. Infolge Raubbaues trat aber bald Verfall des Bergbaues ein. Mitte des 17. Jahrhunderts wurden erneut Schürfe auf Blenderz durchgeführt.

Am Bergbau Schneeberg kommen die Erze gangförmig, daneben auch mandel-, nester-, linsen- und streifenförmig mit Quarz im Glimmerschiefer vor. Abgebaut wurden hier: Silber (gediegen), Magnetkies, Eisen- und Kupferkies, Fahlerz, Braun- und Magneteisenerz, Malachit, Gips, Schneebergit und andere.

In Sterzing bestand nach Burglehner eine römische Münzstätte, die auf in der Umgebung vorhandenen Bergbau schließen läßt. Von den dort geprägten Sesterzen wollen manche den Namen Sterzing herleiten. Im Jahre 1010 wurde ein Gut samt Eisenadern bei Trens an das Stift Tegernsee geschenkt.

Die wichtigsten Bergbaue des Reviers sind:

1. Schafalpe: In 2100 m Höhe wurden Bleiglanz mit Blende, Kupfer- und Schwefelkies mit Kalkspat und Quarz in Tonglimmerschiefern abgebaut. Der Bergbau galt als sehr alt; er wurde bereits 1350 verliehen. 1450 wird Abbau von silberhaltigem Fahlerz angegeben. 1606 wurde der Bau an den österreichischen Handel verkauft, 1620 wegen Erschöpfung der Lagerstätten aufgelassen. Die Höhenlage, Holz- und Wassermangel waren jedenfalls der Ausbeutung sehr hinderlich. Die 1875 bis 1883 durchgeführten Wiedergewältigungsversuche waren erfolglos. Die Verhüttung der Erze erfolgte bis 1590 in Gossensaß, dann wegen Holzmangels in Wiesen.

2. Ast (Pflersch): Hier wurden dieselben Erze wie beim vorausgehenden, nur in dolomitischem Kalk eingelagert, abgebaut. Ausgedehnte Halden lassen den Schluß zu, daß es einst sehr ergiebig gewesen sein muß. Es stand in Betrieb von 1410 bis etwa 1680. Im 15. Jahrhundert war es im Besitz der Gewerke „Gossensaßhandel“. Die Verhüttung war dieselbe wie beim obigen. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts waren die Lagerstätten erschöpft; die um 1800 durchgeführten Wiedergewältigungsversuche hatten wenig Erfolg. Ähnliche Schürfe gab es noch im Scheingraben, an der Seimwand, in Gattern und am Gigglberg.

3. Steckholz: Vom Anfang des 15. bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde Bleiglanz mit Blende in dolomitischem Kalk abgebaut.

4. Plerchwald (Pfitschertal): Abgebaut wurden Schwefel- und Kupferkies im Talk- und Chloritschiefer. Der Bau stand in Betrieb von 1436 bis 1630. Mitte des 18. Jahrhunderts wurden Wiedergewältigungsversuche unternommen. Die Verhüttung erfolgte bis 1590 in Gossensaß, dann in Wiesen.

5. Leitnerwald (Pfitschertal): Bestand und Betrieb wie beim vorausgehenden, nur wurden hier keine Wiedergewältigungsversuche unternommen.

6. Fußendraß (Pfitschertal): Von 1636 bis 1705 stand ein Bergbau auf Kupfer- und Schwefelkies mit Blei- und Molybdänglanz im Tonschiefer in Betrieb. Wasserandrang ersäufte die Grube. Die Verhüttung der Erze erfolgte in Wiesen.

7. Pletzengraben (Pfitschertal): Abgebaut wurden Kupfer- und Schwefelkies mit Magneteisenerz im Talk- und Chloritschiefer. Das Werk stand in Betrieb zwischen 1487 und 1713; es wurde wegen Erschöpfung der Lagerstätte aufgelassen. Ähnliche Schürfe bestanden am Pfitscher Joch zur selben Zeit. Der von dort angegebene Goldsand ergab jedoch nur Sand- und Schwefelkiesschlick. Auf dem Hauggenspitz im hintersten Pfitschertal wird um 1509 ein Schwefelbergbau erwähnt.

8. Schönjoch (Puntleid): Lagerstätten von Kupfer- und Schwefelkies im Tonglimmerschiefer. Ausgedehnte Halden aus dem 16. Jahrhundert geben Zeugnis von einem ausgedehnten Bergbau. Die Verhüttung erfolgte bis zur Auflösung der Schmelze im Jahre 1720 in Grasstein.

9. Flaggental: Am Kontakt von Tonglimmerschiefer und Granit wurde Kupfer- und Schwefelkies gewonnen. Der Abbau erfolgte im 16. Jahrhundert und dauerte bis 1688. Verhüttung wie beim vorausgehenden. — In Spinges wurden im 17. Jahrhundert Schurfversuche unternommen.

10. Schneeberg: Die Lagerstätte enthält silberhaltigen Bleiglanz und Blende mit Kupferkies im Tonglimmerschiefer. In 2200 m Seehöhe liegen sehr ausgedehnte Baue. Der Bergbau begann um 1237; die Blütezeit fällt in die Zeit von 1486 bis 1600, während der 70 Stollen in Betrieb waren und etwa 1000 Knappen beschäftigt wurden. Der Erztransport erfolgte ursprünglich über das 2119 m hohe Knappenjoch, später durch den 730 m langen Kaindltunnel. Die Aufbereitung erfolgte in Innerridnaun, ebenso die Verhüttung bis 1560. Wegen Holzarmut wurde diese dann nach Grasstein verlegt und nach 1713 nach Sulferbruck und Brixlegg. Bis etwa 1851 wurden auch Haldenkuttungen (neuerliche Durchsicht der Haldenbestände) durchgeführt. Der Stollenbetrieb selbst wurde 1792 eingestellt; 1871 wurden jedoch neuerdings Wiedergewältigungsversuche unternommen, das Erz über Straße und Drahtseilbahn nach Sterzing gebracht und von dort mit der Bahn verfrachtet.

11. Seeberalpe (Osthang des Königskogels westlich von Rabenstein im Passeiertal): Schwache Spuren deuten auf einen alten Bergbau auf Bleiglanz, Zinkblende und Kupferkies hin. Der Bau ist sicher älter als jener vom Schneeberg, da er aber weniger ertragreich war als dieser, wurde er angeblich Mitte des 15. Jahrhunderts aufgelassen.

12. Zögg (Passeier): Ab 1755 wird ein Bau auf Schwefel- und Vitriolsalz erwähnt.


c) Das Bergrevier Klausen:

Die älteste Urkunde über das Bergrevier in historischer Zeit betrifft eine in der Mitte des 12. Jahrhunderts erfolgte Schenkung des Silberbergwerkes von Villanders an das Kloster Neustift.

Die bedeutendsten Betriebe waren:

1. Pfundererberg: Lagerstätte von Kupfer- und Schwefelkies mit Bleiglanz und Blende in Diorit, Tonschiefer und Glimmerschiefer. Die reichsten Bleierze enthalten 0,457% Silber und 77% Blei, der Kupferkies 0,120% Silber und 28% Kupfer. Ein sehr alter Betrieb liegt in der „Rotlahn“. Belegt ist der Bergbau seit dem 12. Jahrhundert. Vom Anfang des 13. Jahrhunderts bis 1580 war er im Besitz der Bischöfe von Brixen. Die Blütezeit des Baues war im 14. Jahrhundert. Ende des 17. Jahrhunderts wurden Wiedergewältigungsversuche unternommen. — Bei Latzfons wurden 1582 Erzgänge mit Braunkohle gefunden. Am Dioritfels von Säben wurde 1724 Gold entdeckt. Die Verhüttung der Erze erfolgte von 1479 bis 1511 in Gernstein, bis 1868 in Sulferbruck; dann wurde der Betrieb hier aufgelassen.

2. Samalpe (Villandererberg): Art der Lagerstätte wie beim vorausgehenden, jedoch noch älter. Vor allem ein umfangreicher Bergbau auf Silber wurde hier betrieben. Eine erste Verleihung erfolgte 1100 — 1140. Ursprünglich Besitz des Klosters Neustift, später des Bischofs von Brixen. Die einst berühmten Erzbaue waren zu Anfang des 16. Jahrhunderts erschöpft; außerdem drang in die Tiefbaue Wasser ein, daher wurde der Betrieb 1530 aufgelassen. Murbrüche des Zargenbaches haben die Spuren des Bergbaues zerstört.

3. Seeberg (Villandererberg): Am Kontakt von Glimmerschiefer und Porphyr beim Weißen See kommen Bleiglanz und Elende vor; 1140 wurde auch etwas Silber entdeckt, ebenso Spuren von Gold. Die Blütezeit war im 11. Jahrhundert. — Von untergeordneter Bedeutung war der Betrieb auf Petzleiten , der von 1579 bis um die Mitte des 18. Jahrhunderts betätigt wurde. Die Auflassung erfolgte wegen Wasserandranges.

4. Mittelberg (Aferertal): Lagerstätte von Kupfer- und Schwefelkies im Tonschiefer. Der Bau war in Betrieb vom 14. Jahrhundert bis 1496; die Auflassung wurde durch einen Bergsturz verursacht. Die Verhüttung des Erzes erfolgte in Sulferbruck. — Die Bergbaue von Pfeffersberg (westlich Brixen) und Freudental wurden 1489 zwischen dem Landesherrn und dem Bischof von Brixen geteilt; sie standen in Betrieb bis zum 16. Jahrhundert. Auch im Lüsental finden sich alte Erzschürfe.

5. Froy: Der Bergbau auf Kupfer und Schwefelkies war in Betrieb von 1366 bis 1527. Die schon seit langem bekannten sogenannten „Zementwässer“ wurden zeitweilig von Bad Froy ausgewertet.

6. Halsberg: Auf Gängen im Porphyr des Eggentales wurde zwischen 1800 und 1859 Bleiglanz mit Blende und Flussspat abgebaut. Die Verhüttung erfolgte in Sulferbruck. — In der Gegend von Deutschnofen wurde auch bereits 1483 ein Bergbau erwähnt. Ebenso bestand bei Kampenn ein ergiebiger Bleibergbau.

7. Laab (Deutschnofen): Die der vorausgehenden ähnliche Lagerstätte wurde von 1720 bis Ende des 18. Jahrhunderts betrieben. Die Verhüttung der Erze erfolgte ebenso in Sulferbruck. Bei Welschnofen wurde um 1558 auf Eisen geschürft (Alpe Erzerlahn).

8. Grimmalpe (Jochgrimm): Auf Gängen am Kontakt von Granit, Porphyr und Werfener Schichten wurde silberhaltiger Bleiglanz mit Flußspat, Baryt und Fahlerz abgebaut. Erste Erwähnung schon 1483; Hauptbetrieb 1507 — 1567. Ein ähnlicher Bau wurde um 1511 bei Aldein betrieben. Die Verhüttung der Erze erfolgte in Terlan. Mitte des 18. Jahrhunderts wurden erfolglose Wiedergewältigungsversuche unternommen. Bei Radein wurde im 18. Jahrhundert auf Steinsalz geschürft, jedoch ohne Erfolg.

9. Nalserberg (Nals): Auf Gängen im Granit und an dessen Kontakt mit Werfener Schichten wurde silberhaltiger Bleiglanz mit Fahlerzen, Baryt und Flussspat abgebaut. Der Bergbau ist seit der Vorzeit bekannt; die erste Verleihung erfolgte bereits 1265. Der Hauptbetrieb war 1483 — 1787. Zur Blütezeit, Mitte des 16. Jahrhunderts, war der Bau sehr ausgedehnt und es wurden mehrere hundert Knappen beschäftigt. Um 1596 begann der Niedergang. Die Verhüttung der Erze erfolgte zeitweilig in Nals. Im Köstental bestand um 1530 ein Bau auf Silbererze.

10. Rabenstein (im Pensertal): Auf Klüften im Tonglimmerschiefer wurde silberhaltiger Bleiglanz mit Blende und Flußspat abgebaut. Der Betrieb dauerte von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis 1640. Die Verhüttung der Erze erfolgte in Rabenstein. 1875 wurden mit Erfolg Wiedergewältigungsversuche durchgeführt.

11. Terlan: Ab 1313 wurden Silber und Blei abgebaut; die Blütezeit war um 1480, ab 1730 trat Verfall ein.

12. Altenburg: Mitte des 16. Jahrhunderts bestanden zahlreiche Zechen auf Bleiglanz. — Bei Tramin wurde etwas Braunkohle abgebaut.

13. Mauknerkessel (äußeres Sarntal): Eine alte Grube deutet auf Abbau von Bleiglanz und Zinkblende.



d) Die Bergreviere Klausen-Ost und Lienz-West:

1. Untermoj: Von Anfang bis Mitte des 17. Jahrhunderts wurde in einer Lagerstätte im Hauptdolomit Bleiglanz mit Blende und Flußspat abgebaut. Dieser nur wenig ausgedehnte Bergbau war Besitz der Bischöfe von Brixen. Die Verhüttung der Erze erfolgte in Piccolein.

2. Laguschel: In Lagerstätte und Betrieb der vorausgehenden entsprechend.

3. Fodara Vedla: Im dolomitischen Kalk wurde Alaunschiefer mit Schwefelkies abgebaut. Im 16. Jahrhundert stand eine Alaunsiederei in Betrieb mit Ausfuhr nach Venetien.
In Tolpeit wurde um 1649 ein Schurfbau auf Bleierze und Silber betrieben, in Spessa um 1857 Kohle abgebaut.

4. Valparola: Lagerstätte von Rotund Brauneisenstein im dolomitischen Kalk. Betrieben von 1403 bis Ende des 17. Jahrhunderts. Eigentümer war zuerst der Bischof von Brixen, später das Kloster Sonnenburg. Die Verhüttung des eigenen Erzes und jenes von Posalz bei Colle S. Lucia erfolgte bis 1623 auf Sares (Eisenofenalpe), bis Ende des 17. Jahrhunderts in Piccolein; dann trat Verfall ein.

5. Leithner Schurf (bei Welsberg): Lagerstätte von Schwefelkies im Tonschiefer.

6. Petersberg (bei Aufkirchen): Abgebaut wurde Schwefelkies, Bleiglanz und Alaun. Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Betrieb eingestellt.

7. Knappenfuß (westl. Schluderbach): Im dolomitischen Kalk wurde Bleiglanz mit Galmei abgebaut. Der Bergbau stand in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Betrieb. Die Verhüttung der Erze erfolgte im Höhlensteintal (nächst Klauskofel). Im Tal der Schwarzen Rienz stand ein kleineres Bleibergwerk in Betrieb.

8. Winnebach: Seit etwa 1200 wurde ein nicht näher bekannter Bergbau betrieben. Erste urkundliche Erwähnung 1411.


e) Das Bergrevier Vinschgau:


Die ältesten bisher bekannten Urkunden behandeln die Belehnung mit Schurfrechten im Münstertal (Fuldera am Ofenpaß, 1332) und bei Sulden (1352). Die Zahl der Bergbaue war recht erheblich. Die meisten führten silberhaltigen Bleiglanz, in Sulden wurde auf Eisen geschürft.

Vor dem Bau der Schmelzhütte in Terlan wurden die Bleierze nach Rattenberg geliefert, wo man sie als „Frischwerk“ zum Verbleien der Fahlerze benötigte. Das Silberbrennen erfolgte in Rattenberg und Schwaz, seit 1536 zuerst in Bozen, später in Brixen. Der Deutsche Ritterorden, der auch zu den Gewerken gehörte, ließ seinen Anteil zuerst in Lana, später zu Rabenstein im Sarntal verhütten. Besonders hohen Silbergehalt wiesen die Erze der Grube „Zu Unserer Frauen“ auf, wo eine Tonne Erz rund 50 kg Silber ergab. Die bedeutendsten Werke waren:

1. Naif: Auf Gängen im Granit und Porphyr wurden silberhaltiger Bleiglanz mit Flußspat, Baryt und Fahlerz abgebaut. Der Bau stand in Betrieb vom Anfang des 14. Jahrhunderts bis 1372. Ein Bergsturz zwang zur Auflassung desselben. Die Verhüttung der Erze erfolgte in Terlan. 1472 wurde Gold gefunden; 1482 in der Passer ein Silber- und Goldwaschwerk betrieben. Im 16. Jahrhundert wurde der Betrieb neuerdings aufgenommen. Um 1871 wurde bei Hafling-Vöran und in der oberen Naifschlucht Kohle abgebaut.

2. Zufall (Martelltal): Lagerstätte von Kupfer- und Schwefelkies mit Fahlerz und kristallinem Kalk im Tonglimmerschiefer. Ein sehr alter Bau lag in der Nähe der Zufallkapelle; dieser wurde schon im 13. Jahrhundert stark betrieben. Im 15. Jahrhundert war er Eigentum der Grafen von Matsch, später der Bischöfe von Chur. Die Verhüttung der Erze erfolgte zuerst zu S. Maria in der Schmelz (capella metallorum, 1711 erbaut), dann in Morter. Die Kupferbaue standen in Betrieb von 1478 bis 1760. Auf der Lyfialpe wurde Eisen abgebaut, im Madritschtal Eisen und goldhaltiger Kupferkies, am Madritschjoch Kupfer (1760), auf der Muthspitze Kupferkies und Fahlerz. In anderen Gruben wurde etwas Silber gewonnen, sowie Bleiglanz und Alaun (16. Jahrhundert). 1782 sollen infolge eines Wassereinbruches 30 Knappen verunglückt sein.

3. Lagar (nächst Vezzan): In Quarzgängen des Tonglimmerschiefers wurden Blei- und Blenderze abgebaut. Der Betrieb war wie beim vorausgehenden. Die Verhüttung der Erze erfolgte um die Mitte des 16. Jahrhunderts in Morter. — In Schlanders (Nons) war um 1479 ein Bergbau auf Silber und Blei in Betrieb. Berühmt war auch der Göflaner oder Schlanderer Marmor, dessen Abbau 1808 in Betrieb genommen wurde.

Der Laaser Marmor war schon den Römern bekannt. Seit dem 15. Jahrhundert wurde er mit Vorliebe zu Bauten und Bildhauerarbeiten verwendet.

4. Fora (bei St. Martin a. K.): Um 1478 wurden kleine Gruben auf Blei und Zink betrieben.

5. Stilfseralpe: Am Kontakt von Werfener Schichten und Buntsandstein im Tramentangraben wurde silberhaltiger Bleiglanz mit Blende, Baryt und Flussspat abgebaut. Der Bau stand vom 15. Jahrhundert bis 1612 in Betrieb, war ursprünglich Eigentum der Grafen von Matsch, später der Bischöfe von Chur. Die Verhüttung der Erze erfolgte bis 1812 in Prad. Vom Anfang des 18. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts wurden Wiedergewältigungsversuche unternommen; nach anfänglichen Erfolgen mußte der Betrieb jedoch wegen Erschöpfung der Lagerstätte aufgelassen werden.

In Gomagoi waren um 1485 Gruben auf Eisen und Kupfer in Betrieb.

6. Sulden: In der Nähe der Gampenhöfe wurde im Tonglimmerschiefer Kupfer- und Schwefelkies abgebaut. Der Betrieb dauerte nur etwa von 1750 bis 1760. In Su1den wurde von 1352 bis 1775 Eisen und manganhältiger Brauneisenstein abgebaut. Angeblich soll um diese Zeit auch am Zebrù ein Bergbau bestanden haben.

7. Tartscherbühel: Lagerstätte von Fahlerz mit Baryt im Gneis und Glimmerschiefer. Trichterförmige Bodensenkungen (Pingen) und Reste alter Duckelbaue geben noch Zeugnis davon. Der Bau reicht ohne Zweifel in das 9. oder 10. Jahrhundert zurück und gehört zu den ältesten des Landes. Bei Schluderns wird 1219 ein Bergbau erwähnt.

8. Taufers i. M.: 1483 wird ein Bergbau auf Gold erwähnt. Die Verhüttung der Erze erfolgte am Ofenpaß (Eisenbergbau Fuldera 1332).

9. Laasertal: Alter Bergbau auf Bleiglanz und Zinkblende.

10. St. Peter: Bergbau auf Bleiglanz. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts im Besitze des Stiftes Marienberg.

11. Tschengels: Alte Baue auf Silbererz.

12. Völlan: In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden Bleiglanz und Kupfer abgebaut.

13. Ultental bei St. Pankraz: Aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts sind Stollen eines Bergbaues auf Eisen und Kupfer erhalten.


f) Das Bergrevier Nonsberg-Sulzberg:

Von den verschiedenen Bergbauen dieses Reviers liegt nur einer innerhalb unserer Provinz, nämlich:

Lanergraben (Monte Dian): Lagerstätte von Kupferkies mit Bleiglanz und goldhaltigem Schwefelkies im Porphyr. Seit dem 13. Jahrhundert unterhielten hier die Bischöfe von Trient einen lebhaften Betrieb. 1280 wurde durch einen Murbruch der Betrieb eingestellt. Die Verhüttung der Erze erfolgte im Weiler Schmieden bei Laurein.

(Tabelle in Arbeit)

Quelle: Luis Staindl, Südtirols Bergbau in Vergangenheit und Gegenwart, in: Der Schlern, Illustrierte Monatsschrift für Heimat- und Volkskunde. 31. Jahrgang, Jänner/Februar 1957, 1. und 2. Heft, S. 29 - 33.
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