Bergbau in Bürs und im Brandnertal


von Walter Weinzierl

In Bürs ist zweifellos schon in früher Zeit Bergbau betrieben worden, wenn wir auch erst im 14. Jahrhundert von ihm gesicherte Kenntnis haben.

Im Jahre 1349 wurde in der Bürserschlucht Eisenerz abgebaut und die nächste Nachricht datiert vom Mai 1355. In der damaligen Teilungsurkunde zwischen den Grafen von Werdenberg-Bludenz und den Grafen von Werdenberg-Sargans steht geschrieben: „Der Isenberg zu Bürs soll mit allen Rechten und Zubehör in die Grafschaft Walgau von Werdenberg-Sargans gehören."

Wenn wir auch die Lage dieses Eisenberges nicht kennen, kann uns das „Eisentälchen" im Sarotlatal einen diesbezüglichen Fingerzeig geben, denn nach Artur Schwarz ist im Jahre 1360 von einem „Eisenberg" im Sarotla die Rede.

Wie fast überall wo bei uns Bergbau betrieben wurde, so finden wir auch in Bürs Burgen, die zweifellos den Abbau, die Schmelzöfen und die Ausbringung zu überwachen hatten.

Es sind dies die gänzlich abgegangene Burg „Rosenberg" auf der Schass über der Bürserschlucht und die heute noch stehende Burg „Rosenegg" zu ihren Füßen.

Auf diesen Burgen saßen in der Frühzeit wahrscheinlich schon die Edlen von Bürs, die sich bereits 1182 mit einem Ludwig von Bürs nachweisen lassen. 1360 begegnet uns ein in gräflichen Diensten stehender Edler Martin Bürser als Lehensinhaber der Burg Rosenegg. Dieses Geschlecht führte, wie schon gehört, 6 feuerspeiende Berge in seinem Wappen, was auf ebenso viele einst ihm gehörende Schmelzöfen hinweist.

Zur Frage nach dem Standort der Burg Rosenberg schreibt Isidor Flür: „Im oberen Schassgebiet findet sich rechtsseitig vom Wege, an der Stelle, wo die Rohrleitung abbiegt, eine breite Mulde, in der auffallend viele nicht große Steine zu Mauerwerk an mehreren Stellen aufgehäuft sind; ein kleines, regelmäßig gefügtes Mauerstück. Es sind Schlackensteine, stark eisenhaltig."

Weil mit Rosenberg im Mittelalter häufig Bergwerke bezeichnet wurden, ist es zweifelhaft, ob auf Schass eine Burg stand und nicht bloß ein Bergwerk dieses Namens oder dessen Knappenbehausung, die ja manchmal auch „Burg" genannt worden ist. —

Bevor wir uns den alten Bergbauen im Bürsergebiet zuwenden, wollen wir uns dem „Alvierbach" widmen, der das Brandnertal durchfließt und durch die Bürserschlucht ins Illtal tritt.

„Alvier" ist ein verunstaltetes Valvier und hat folgende Schreibweisen erfahren: 1347 Vallawier, 1446 Fallwier, 1464 Vallwier, 1488 Valwiera, 1665 Wallvier und 1766 Allwier.

Anno 1347 heißt es: „das Tal Vallawier". Folglich war Valwier der alte Name des Brandnertales.

Weil f des öftern zu v und w geworden ist, haben wir es hier mit einem „Vall-fier", also mit einem Eisental zu tun, wie wir sehen werden.

Nunmehr gehen wir den Flur- und Bergnamen nach, die noch vom einstigen Bergbau künden.

Östlich der Burg Rosenegg befindet sich am Berghang „Gafera", (1626 Gaferenwald, 1652 Gaferawald und auch Gauärenwald und 1724 Gafera) Gava fera ist rätoromanisch und heißt Eisengrube.

Über Gafera, in 1482 m Höhe, kommen wir zum „Rosenegg", wo vermutlich weitere Gruben lagen, denn dieses Rosenegg wird der gleichnamigen Burg ihren Namen gegeben haben, die vordem Balme Hohlenegg genannt worden ist.

Westlich von Bürs lag das zweite Bergwerkgebiet dieses Ortes, das sich durch folgende Flurnamen ausweist: Valfreu, Gaforna, Gafadura und Gaferetscha, die nahe beieinander liegen.

In „Valfreu" kann ein val ferrum stecken, also ein Eisental. Ist diese Deutung richtig, dann wäre dieses valferum der alte Name für das Schesatobel und dürften die dortigen Bergbaue auf ein hohes Alter blicken.

„Gaforna" (1563 Paforrna, 1573 Baforrna, 1700 Baforna), möchte man als eine Gasa-forna, eine Schmelzhütte oder als da forna, beim Schmelzofen deuten.

In „Gafadura" (1502 Gaverdura, 1503 Gafredura, 1535 Gauadura haben wir es mit einer gava-fer-dura, einer Eisenerzgrube zu tun.

„Gafaretscha" (1626 Gauadretscha, 1726 Gavatretsch, Berg auf dem Bürserberg und 1745 Gafatretscha) ist zweifellos eine gava-dureza, eine kleine Erzgrube in hartem Gestein.

Oberhalb von Bargs, nördlich der Höll, gibt es eine „Gafretscha", eine Eisenerzgrube, wahrscheinlich wie oben aus gava-dureza entstanden.

Südlich des „Loches" bei Boden stoßen wir auf eine zweite „Gafadura" und zwar in einer Wiese mit einer Barga gelegen (1503 Gafredura und Gaferdura, 1553 Gafreduren, 1800 Gavadura).

Westlich von Gafretscha befindet sich neben dem Montschiel, die Flur „Gavetsch" (1600 Gawetsch und 1678 Gavetsch), deren ältere Form Gawatsch gewesen sein wird. Der Name leitet sich von gav-atscha, die Stahlerzgrube ab.

Anschließend an Gavetsch kommen wir zur Alpe „Rona" (1556 die Rona, 1606 die Ronen) und zum „Ronatobel". Ronanamen finden sich, wie wir wissen, häufig neben alten Bergwerken, sind meistens bewaldet und enthielten die Kohlenmeiler für die Schmelzöfen.

Linkerhand der Ronaalpe liegt der „Loischkopf", der St. Elogiuskopf. An ihm ist Bergbau betrieben worden.

Dem Loischkopf vorgelagert ist der „Daleukopf", (1347 am Thalois, 1773 in Dalleu) und der „Daleuwald". Daleu ist ein da Leu, also ein zum Lois und gehört daher zum St. Elogiuskopf.

An der Gemeindegrenze von Bürs und Nenzing begegnet uns das „Fahreck" über dem Kalten Brunnen am Fuße des Loischkopfes. Das Fahreck wurde nach Isidor Flür einstens „Vorneck" geschrieben und trug daher wahrscheinlich eine forna, einen Schmelzofen.

In Brand gibt es die Flurnamen „i da Gruaba" und „Gruaba", die auf alte Stollen hinweisen werden.

Zuletzt kommen wir zum dritten Bürser Bergbaugebiet, jenem im Sarotlatal. Wie schon erwähnt, gäbe es dort, im Jahre 1360, einen „Eisenberg".

Eine Abzweigung im Sarotlatal heißt das „Eisentälchen" und am Ende des Haupttales haben wir das „Eiserne Törl".

Im Eisentälchen kommt Brauneisenstein vor und das Eiserne Törl dürfte der Name eines dortigen Bergwerkes gewesen sein.

Des weiteren treffen wir dort den „Gavalinakopf", den man gerne als den Kleinen Roßkopf bezeichnen möchte, läge nicht neben ihm der „Hüttenkopf". So aber ist es wahrscheinlicher, an einen kleinen Erzgruben- und Schmelzofenkopf zu denken.

Vom Eisenbergwerk im Sarotlatal, worunter wohl mehrere Gruben verstanden worden sind, erhielt der Pfarrer von Bürs eine Kuwe Eisen als Zehent. Seit Ende des 15. Jahrhunderts ist von dieser Abgabe nichts mehr zu hören.

Im Sarotlatal lag ferner auch der „Stahelhof", ein altes Heilbad, das schon um 1600 eingegangen ist.

Am Ausgang dieses Tales wurden, nach Artur Schwarz, an vier Stellen Schlackenplätze von einstigen Schmelzöfen nachgewiesen und das Hochwasser von 1910 legte bei der Holzbrücke im Brandnertal mehrere Schmelzöfen frei. —

Der Bergbau bei Bürs ging, wegen Unrentabilität, gegen Ende des 16. Jahrhunderts ein, doch weil die drei Schmiede von Bürs im Jahre 1610 an die Herrschaft Sonnenberg zinsten, muss um diese Zeit noch ein bescheidener Bergbau betrieben worden sein.

Damit schließe ich diese Arbeit ab. Wohl habe ich einige Daten und Namen von Bergwerken im Großen Walsertal, im Gamperdona, im Galina- und Saminatal, sowie im Bregenzerwald und im Rheintal, aber bevor nicht die Flurnamensammlungen dieser Gebiete vorliegen, ist es verfrüht, über sie zu schreiben. —

Nun wäre es schön wenn Mineralogen, das vorliegende grobe Bild des alten Bergbaus mit den zugehörigen Erzproben ergänzten; wenn Archäologen die ältesten Gruben auf ihr Alteruntersuchen und wenn Historiker die Archive nach weiteren Bergbaudokumenten durchsuchen würden. Dann könnte die Geschichte des Vorarlberger Bergbaus geschrieben werden.

Quelle: Walter Weinzierl, Über den alten Bergbau in Vorarlberg, Dornbirn 1972, S. 51 - 55.
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