Die Baue des Berggerichtes Hall. (1301 - 1660)
von Max Reichsritter von Wolfstrigl-Wolfskron
Wenn auch jetzt in diesem Bezirke jeglicher Erzbergbau völlig erloschen ist, so war er doch schon am Beginn des vierzehnten Jahrhunderts der Sitz eines ziemlich regen Eisenwerkbetriebes, wobei freilich nicht außer Acht gelassen werden muss, dass damals selbst renommierte Eisenwerke, wie z. B. im Brixnerischen Gebiet, von einem gegen die Riesenwerke der Gegenwart geradezu winzigen Umfang waren.
Zu Melles in der Pfarre Kolsaß auf dem Wattner Berge war ein Eisenwerk, das König Heinrich von Böhmen im Jahre 1315 einem gewissen Gottschalk von Melles zu Hall verliehen hatte.
Später besaß es der Pfleger von Rattenberg, Hanns Münchawer und dessen Gattin Eva Kirchmayrin, welche dieses Eisenwerk mit allem Zubehör und Rechten am Sonntag als man singt Quasi modo geniti 1466 an Erzherzog Sigismund um 20 Mark Perner guter Meraner Münz und einer ewigen Zinsgült aus dem Pfannhaus zu Hall, wo man den Erben der Eva wöchentlich (das Jahr zu 50 Wochen gerechnet) 4 π Perner zahlen soll — verkaufen. 1)
1) S. A. Eisen Perckhwerch Nr. 7205.
Das Stubaital gehörte ebenfalls zum Sprengel des Haller Bergrichters und stammt aus dieser Zeit ein Revers eines gewissen Cunrad Rünntel, dass er von der Fundgrube und anderen Gruben seines Goldbergwerkes, „so er am Pail in Wülpmer alben (Vulpmeser Alpe) funden hat, nach verscheinung der freyung den wechsel geben woll.“ Er verpflichtet sich am 25. Februar 1468 außerdem noch dem Erzherzog Sigismund und dessen Gattin Eleonora je ein Neuntel dort zu überlassen 1).
1) S. A. Hall und Ober Yntal Nr. 7207.
Die Aufforderung Erzherzog Sigismunds „vom mittichen vor fand Afrentag“ 1484 (4. August) an Klement Wolffsegger, Anwalt in Tauer, wegen einer Supplikation des Haller Bergrichters Benedikt Klöcl, lernt uns kennen, dass im Vomperbach sich landesfürstliche Gruben befanden und diese Örtlichkeit noch zum Haller Berggericht gehörte. Vermutlich war der Vomperbach die Grenze zwischen dem Haller und Schwazer Berggericht. Nach einem Berichte dieses Bergrichters verglichen sich nach vorhergehenden Beschimpfungen und Misshandlungen zwei Knappen vor dem Taurer Anwalt, in welcher Handlung er einen Eingriff in seine Jurisdiktion erblickte 2).
2) S. A. Perckhwerch Nr. 7410.
„Die notdürftigen ratsleg der perckhwerch“ vom Jahre 1494 lassen uns erkennen, dass damals sich in Gleyrs und am Solstein ergiebige Silberbergwerke befanden, da „dasfelb perckhwerch des wechsls solang der kn. Mjt. das gevällig ist zu freyen“ 3).
3) S. A. Perckhwerch in Gemain Nr. 7439
Ein Akt aus dem Jahre 1501 über die „fron im Lafeys“ (Lafatsch bei Hall) zeigt, dass dort damals schon ein Bergbau bestand und baute dort im Jahre 1506 Hanns Füeger 4).
4) e. u. b. 1501 — m. 1506 f. 157.
Am 12. Dezember 1510 wurde dem Haller Bergrichter angezeigt, dass in Kurzem im Berggericht Hall eine Synode abgehalten werden solle. Die Gewerken hatten sich nämlich beklagt, dass durch die Einfuhr fremder Bleierze ihre Erze in Abfall kamen und baten daher diese Einfuhr zu verbieten 5).
5) e. u. b. 1510 f. 251.
Der Umstand, dass man sich damals nicht damit begnügte, über die mündlich oder schriftlich vorgebrachten Klagen der Gewerken nach Erholung eines diesbezüglichen Berichtes des Bergrichters oder anderer Sachverständiger, darüber eine Entscheidung zu geben, zeigt, da man sich entschloss, eine Bergsynode abzuhalten, dass diese Klagen von großer Tragweite gewesen sein müssen und sich damals auch schon viele und darunter einflussreiche Gewerken im Haller Berggerichte befunden haben mussten.
Die Gewerken Peter Graup und Ruep Bernhuett in Volders hatten mit dem Verkauf ihrer Erze und Frischwerke in Schwaz mancherlei Anstände. Es wurde daher am 12. März 1512 dem Haller Bergrichter Hanns am Stein der Auftrag gegeben, diese Erze nach Hall zu führen, zu verwahren und dann nach Schwaz zu verkaufen 1).
1) bevelch 1512 f. 253.
Bernhard Gstader, Schmelzmeister des Junkers Sigmund Füeger bat um 1513 herum, der Kaiser möge bewilligen, dass für die Hütte des Letzteren zu Weer ihm 2 Wellbäume angewiesen würden.
Eben dort hatte auch zu dieser Zeit der Haller Bürger Hauns Wyeßer eine Schmelzhütte. Anbetracht der „großen pew“, die er in Tirol hatte, und insbesondere seiner Schmelzhütte zu Weer wurde ihm am 7. April 1513 gestattet, die ersten dort erzeugten Silberblicke, die er auf jener Hütte machen würde, wechselfrei zu belassen 2).
2) Maximilianea XII Nr. 32, 34.
Wir kommen nun im Jahre 1518 zum ersten Mal zu einem Akt, der über die zu Erzherzog Sigismunds Zeiten schon ziemlich ausgedehnten Bergbaue am Höttingerbach berichtet. Erzherzog Sigismund interessierte sich ungemein für dieselben, es wurden dort schöne reiche Erzteilungen vorgenommen und da er zwei Schmelzhütten für denselben bauen ließ, eine in Mühlau, die zweite in Innsbruck, dürfte derselbe eine ziemlich große Ausbeute gegeben haben. Dass diese Hüttenwerke, von denen jetzt keinerlei Spuren zu bemerken sind, wirklich bestanden, zeigt uns ein Akt vom 1. Jänner 1501, in welchem dem Verweser von Sterzing, Wolfgang Scherer aufgetragen wird „Also daz er zu Gossensas auch am Sneperg fruit ärtz als wie zur notdurft unser beider hüttwerch zu Innsprugg und Mülein ungeuerlich bedürffen“ zu liefern.
Aus dem zuerst angeführten Akte ersehen wir, dass die Erze vom St. Peter im Hettingerbach den Gewerken vom Erzkaufer viel zu gering „nachens“ abgekauft wurden, so dass ihnen für ein Star Stufglaserz, das 8 oder 9 fl. wert ist, nicht mehr als 15, 16 oder 17 π Perner gegeben wird und sie auch die Bezahlung „von Unnserm hutmaister in uns lannge zeit nit bekhommen“. Sie gaben an, notgedrungen die Feldörter stehen lassen zu müssen, wenn nicht bald Abhilfe geschehe. Es wurde daher am 28. Juni 1518 angeordnet, das Glaserz solle wie das Schwazer Glaserz, wenn im Zentner 6 Loth Silber sind, mit 22 π Perner und in schnelle Bezahlung erfolgen, „damit Unns dasselb pergkwerch, daz unnser lieber vetter und fürst Erzherzog Sigmund in zeit seines lebens so lieb gehabt, daz er deßhalben die hüttn zu Müllin gepawt hat, nit erlige unnd dhainer annders thuet“ 1).
1) e. u. b. 1501 f. 20 — g. v. h. 1518 f. 81.
Die Erze am Höttingerbach und dem dazugehörigen Kerschpuech, auch Kerschbachtale, waren silberhaltiger Bleiglanz, Kiese, vermutlich auch Galmei. Aus obigem Akte ersehen wir aber, dass wie in Schwaz auch dort Fahlerze einbrachen und vermutlich in größerer Menge, da die dort erzeugten Bleiglanze zum Verbleien nicht ausreichten, und man solche von Sterzing und dem Schneeberg zuführen musste.
Eine „Supplication so unns gemain gewerckhen, die an der Golrawn im perckhwerch bei Hall im Inntall pawen“ vom 12.Jänner 1526 zeigt uns einen Bau in einer jetzt völlig unbekannten Örtlichkeit 2).
2) g. v. h. 1526 f. 16.
Da man selbstverständlich die Schmelzhütten immer so nahe als möglich von dem betreffenden Erzbergbaue errichtete, so lässt die Auffindung eines alten Hüttschlages zu Baumkirchen bei Hall im Jahre 1527 mit ziemlicher Sicherheit auf ein nicht zu fernes Erzvorkommen einen Schluss ziehen 3).
3) m. 1527 f. 107 — e. u. b. 1527 f. 374.
Trotz all diesen mehrfachen Vorkommen scheint nach dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts der Bergbau im Haller Berggericht sehr abgenommen zu haben. Ein Dekret vom 18. Jänner 1528 besagt nämlich „Nachdem zu dieser zeit die perckhgerichtshanndlung zu Hall im Intall klainfüegig ist“, will man (den bisherigen Bergrichter) Wolfgang Schönner zu was Anderem gebrauchen und hat einstweilen Liennhart Seydl diesen Dienst zu versehen 4).
4) e. u. b. 1528 f. 401.
Die Verhältnisse dürften sich aber doch etwas gebessert haben, da wir vier Jahre später in Hall wieder einen Bergrichter namens Stefan Lederer antreffen. Derselbe teilte am 10. Juni 1532 mit, dass die Gewerken am Höttingerbach ersuchten, dass ihre Bergbaue durch verständige und verpflichtete Bergwerks-Offiziere befahren würden. Er hatte daher mit nächster Raitung denselben vorzuhalten, was Alles zu geschehen habe 1).
1) e. u. b. 1532 f. 374.
Drei Jahre später treffen wir in Hanns Graf einen neuen Haller Bergrichter. Sigmund Rot zu Tauer bat denselben, ihm zu vergönnen, die Erze seines Neuntels beim krumpen Lärch im nahen Gleirs zu seinem Schmelzen in's Brixental zu verführen. Mit Dekret vom 26. Jänner 1535 sollte er aber zuerst diese Erze den Schmelzern von Schwaz und Rattenberg antragen, werden sie dort nicht um einen gebührenden Pfennig angenommen, dann erst könne er damit in obgedachter Weise vorgehen 2).
2) e. u. b. 1535 f. 299.
Im selben Jahr werden auch zum ersten Mal in diesem Jahrhundert die Gewerken von Stubai erwähnt. Auf welches Erz sie bauten, ist ebenso wenig bekannt als die Örtlichkeit, wo sie ihre Bergbaue hatten. Sie zahlten bisher nur das zwanzigste Star als Frohn und wurde am 5. Mai 1535 dem Bergrichter befohlen sich hinein zu begeben, „mit den gewerckhen zuhanndeln, daz sy hinfür den arbaittern bessere bezallung, dan bißher beschehen, thuen, damit die gueten arbaitter nit vertriben werden“. Ein Akt vom Jahre 1535 lässt ersehen, dass sich die Stubaier Gewerken verbaut hatten, sich aber dort trotzdem vermögliche Gewerken eingefunden hatten. Es wurde ihnen daher am 16. Mai 1538 ihre alte halbe Frohn auf weitere 3 Jahre verlängert 3).
3) e. u. b. 1535 f. 300 — g. v. h. 1535 f. 112 — v. k. Mj. 1535 f. 77 — m. a. h. 1538 f. 82.
Die Lafatscher Gewerken bei St. Peter und Paul erhielten hingegen am 4. Februar 1538, da sie seit langer Zeit gebaut, die Gruben hoch und ferne liegen, eine 3 — 4 jährige Frohnfreiheit eingeraten, auf was noch im selben Jahre eingegangen wurde 4).
4) m. a. h. 1538 f. 34 – e. u. b. 1538 f. 275.
Wir kommen nun wieder zu den Bergbauen am Höttingerbach zurück.
Der Haller Bergrichter Hanns Graf erhielt im Jahre 1540 den Auftrag, dieselben zu befahren und darnach ein Gutachten abzugeben, ob man den dortigen Gewerken ein Hilfsgeld gewähren könne?
Da nach seinem Berichte die Gewerken bei der Gottesgab an ihrem Hauptbau im Ölperg ihr im Schiefer liegendes Feldort in 19 Jahren schon 33 Lehen (438 m) tief getrieben hatten und Willens waren, dort noch 3 Jahre mit Hauen und Bauen fortzufahren, wurde ihnen am 7. August 1540 für jedes Jahr 24 fl. Gnade und Hilfe bewilligt. Am 13. Dezember desselben Jahres wurde vom Haller Salzmayr auch ein Bericht über eine Bittschrift dieser Gewerken wegen Mangel von Holz und Kohl abverlangt. Da sich die Bergbaue sehr „höfflich“ zeigten und in starker Belegung standen, wurde den Gewerken am 3. Februar 1543 auch für fernerhin dasselbe Hilfsgeld bewilligt. Sie beklagten sich jedoch am 1. Jänner 1553, dass ihnen das bewilligte Gnadengeld durch zwei Jahre nicht bezahlt wurde, worüber nun ein Zahlungsauftrag kam 1).
1) m. 1540 ff. 27, 257 — e. u. b. 1540 f. 255 — m. a. h. 1543 f. 24 — P. A. Suppl. 789, 924.
Mittlerweile erhielten mit kaiserlichem Dekret von Augsburg den 6. Jänner 1550 der Hofsekretär Georg Resch, der Rattenberger Hüttenverwalter Wilhelm Igl und Hans Reichart die Erlaubnis zur Erhebung des alten Glasbergwerkes bei St. Helena im Grafenmarkt, im Höttingerbach, wozu außerdem noch ein Hilfsgeld jährlicher 200 fl. bewilligt wurde. Nach dem Gesuch derselben kam dort reicheres und ärmeres Glaserz (hier silberhaltiger Galenit), das 24 Loth (circa 421 Gramm) Silber und Blei hielt, vor. Die Gänge und Klüfte gegen Abend sind fast verhaut, und ergaben die reichen Teilungen zu Erzherzog Sigismunds Zeiten; die Gewerken wussten aber mit Sicherheit, dass sich dieselben auch von Abend in Morgen werfen und ihr Streichen durch einen sanften Boden auf Grafenmarkt haben, wo vor etlichen Jahren die Hauptkluft mit Erz und Spüren und einem ausbeißenden edlen Kalk unter dem Waasen erfunden und aufgeschlossen wurde, wobei auch Erzteilungen geschahen. Der Aufschluss ist aber noch ganz seicht im Gebirge und das Absinken wegen zusitzender Wässer kostbar. Sie machten daher einige Lehen, darunter einen Neuschurf St. Helena, wo auf 25 Lehen (332.5 m) der Erzgang zu gewärtigen war. Der Unterbaustollen geht durch harten und zähen Naglstein und war man damals 14 Lehen (190.7 m) tief hineingekommen 2).
2) P. A. Suppl. 758.
Die eigentümlichen Terrainverhältnisse beim neuen Bergbau im Kerschpuechtale brachten bei Verleihung der Lehen Unzukömmlichkeiten mit sich, weshalb dieser Bergbau im höherem Auftrag vom Bergrichter von Kitzbühel Martin Gartner und dem Bergrichter von Rattenberg Sigmund Winkler im Beisein der Gewerken befahren wurde. Infolge dessen wurde am 17. April 1553 dem Haller Bergrichter befohlen, für künftighin die Lehen nicht mehr so nahe aneinander zu verleihen „zwischen fürst vnd sol ungeverlich zwischen 15 — 20 claffter saigermaß, deßgleichen im schermb, dieweil das pirg vil täler hat nit weniger nach pirgsfal als zwainzig lehen und wo künftiglich die gepew mit durchschlegen auf clüfft und genngen zusammenkommen, so soll nach glegenhait, wie die clüfft auch in dem gepirg befunden würden, durch perckhlewt erkennt und das maß der schin, es sey auf fürst und sol oder im scherm weitter geschöpft und gemacht werden, und nach demselben sel ainer grueben beschehen als der andern und was erfindung und perckhwerchs recht ist“ 1).
1) e. u. b. 1543 f. 401.
Außer der Gottesgabgewerkschaft, welche auf silberhaltigen Bleiglanz, vielleicht auch den in diesem Gebirge nicht selten vorkommenden Galmei baute, existierte im Kerschpuechtal, wie wir aus einem Akt vom 17. März 1554 ersehen, noch die Gewerkschaft bei St. Daniel, welche hauptsächlich auf Kies baute und daraus Vitriol und Schwefel darstellte. Sie baten unter obigem Datum zur Schmelzung ihrer anderen Erze die alte Schmelzhütte in Mühlau benützen zu dürfen und erklärten sich bereit, sie auf ihre Kosten wieder herzustellen und jeden Schaden zu vergüten, was ihnen auch mit kaiserlichem Dekret von Preßburg den 18. März 1554 bewilligt wurde. Diese Gewerkschaft dürfte sich übrigens durch den beim Kiesrösten unvermeidlichen Rauch bei der Nachbarschaft unliebsam bemerkbar gemacht haben, da im Jahre 1597 sogar Bürgermeister und Rat von Innsbruck und auch die Gemeinde Hötting baten, derselben nicht mehr Holz zum Grubenbetrieb und Vitriolsieden anzuweisen. Da die Gewerken aber erklärten, nicht nur Schwefel und Vitriol zu erzeugen, sondern auch auf Blei und Silber zu bauen, wurde im Interesse des Kammergefälles (Silberwechsel) diesem Ansinnen nicht Folge gegeben 2).
2) P. A. Suppl. 758.
Die Erze bei der Gottesgab waren nach einem Bericht der beiden Rattenberger Hüttmamtsverwalter Wilhelm Igl und Hanns Pröll vom 13. Jänner 1560 an Halt zwar reich und gut, auch etwas kupferhältig, aber gut geschieden. Sie wurden nach dem Zentner und nicht nach dem Star angenommen und für das Loth Silber im Erz 30 Kreuzer bezahlt. Nach einem dem Akte beigelegten Zettel waren in einer Teilung des Jahres 1560 nur 7 Posten in einem Gewicht von 39 Ztr. 79 π, welche 12 Mark 14 Loth 1 qt. (3617.6 Gramm) Silber hielten und einen Wert von 183 fl. 7 kr. hatten.
Nach einem Berichte (präs. 11. Juni 1561) führten die Gewerken bei St. Peter noch einen neuen Bau „zum Gotberat“, dessen Feldort nach der Vermessung der kaiserlichen Bergbeamten auf dieselbe Stunde, wie bei St, Peter ging. Sie senkten auf St. Peter nieder, fanden dort Schiefer im Feldort und hörten, nachdem sie ein Lehen (13.62 m) weit denselben durchfahren hatten, mit dem Bauen auf.
Es versuchten jedoch am Höttingerbach nicht nur kleine Gewerkschaften, sondern auch einzelne Knappen ihr Glück, so wurde mit Hofdekret vom 13. August 1567 auch dem Erzknappen Hanns Rainer für seinen Bergbau zu Unser Frauen neben dem Höltingerbach am Achselkopf 5 Gulden Gnade und Hilfe verliehen 1).
1) P. A. Suppl. 706.
Am 10. März 1577 liegen zwar auch noch Belehnungen bei St. Barbara und St. Georgen im Höttingerbach und am 1. August desselben Jahres bei St. Barbara und St. Georg, St. Christof und am Weinstock ebendaselbst vor, doch ist nichts Weiteres über diese Baue bekannt 2).
2) P. A. Suppl. 763.
Wir kommen nun zu dem Bergbau am Neuenweg ober Mühlau bei Innsbruck.
Von diesen zu St. Maximilian und St. Niklas benannten Gruben liegt viel weniger vor und ist mit Sicherheit das Erz, auf welches gebaut wurde, ebenso wenig bekannt, als die Größe der Erzeugung und der Halt der Erze. Aller Wahrscheinlichkeit nach waren es silberhaltige Bleiglanze, vielleicht auch Kiese, und muss die Ausbeute doch eine nennenswerte gewesen sein, da man sonst nicht in den Jahren 1540, 1543, 1548 und 1549 so schnell mit Bewilligung von Gnade und Hilfe bei der Hand gewesen wäre, welche nur bei Bergbauen von guter Erzeugung oder sehr höflichem Vorkommen für gewöhnlich gewährt wurde.
Da im Jahre 1549 schon ein sehr langer (47 Lehen oder 623.2 m) in Schiefer getriebener Stollen bestand, musste der Bergbau schon viele Jahre vor dieser Zeit seinen Anfang genommen haben.
Am 15. April 1540 erhielt Ambros Mornauer, Hüttenmeister in Rattenberg, den Auftrag, sofern in der dortigen Hütte 2 Blasbälge entbehrlich wären, denselben den Gewerken von St. Maximilian am neuen Wege zur Wetterlosung abzugeben. Drei Jahre später baten die Gewerken, welche wegen Wetternötigkeit einen Durchschlag machen wollten, dazu um einen Geldvorschuss. Es wurde ihnen auch am 5. Februar 1543 gegen die schriftliche Zusicherung, Letzteren wirklich zu machen, dazu 50 fl. bewilligt. Da den Gewerken später durch Gewältigung einer Sandwelle mit Getriebszimmerung und der Aufstellung eines Wetterfochers große Kosten erwuchsen, wurde für sie neuerdings am 13. Jänner 1548 50 fl. Gnad und Hilf eingeraten, desgleichen am 13. Dezember 1549, als sie ihren damals schon 47 Lehen tiefen Stollen noch weiter treiben wollten 1).
1) m. 1540 f. 84 — m. a. h. 1543 f. 127 — m. a. h. 1548 f. 16 — P. A. Suppl. 329.
Im Unterinntal befanden sich damals noch Bergbaue am Kolbenturm bei Volders, Küenberg bei Hall, Lafatsch, Kolsaß und Wattens. Von den zwei erst angeführten Gruben ist nichts Näheres bekannt, hingegen kamen im Wattenertal sowohl Eisenerze als Silbererze vor, da am 30. November 1578 Georg Schleudersbacher und dessen Mitverwandte aus Nürnberg dem Erzherzog ihre Eisenerze aus diesem Tal zum Kaufe antrugen und sich bei Wattens selbst eine dem Georg Reiff gehörige auflässige Silberhütte befand, von welcher am 5. November 1557 der bekannte Schwazer Faktor Erasmus Reislander berichtet, dass sie „vast abgeödet, weder palg, wellbaum oder andere Vorrichtung vorhanden, die röstöfen und treibhert zerrissen, ain antzal ziegl davon und herausgenomen ains thails verfüert“. Dieses Alles sollte jedoch Georg Reifs selbst getan haben, da er auch in Rattenberg ein Schmelzwerk besaß und alles brauchbare Hüttenzeug dorthin hatte verführen lassen.
Im Lafatschtale waren im Jahre 1594 die Katzbecks mit den Fuggern wegen 11 Vierteln an ihrem Bergbau am Reps strittig und liegt über den Bergbau bei Unnser Frauen in der Kundten am Kolsaßerberge vom 27. November 1558 ein Bericht Erasmus Reisländer und der Schwazer Berggerichtsgeschworenen vor. Sie vermeldeten, dass dieser Stollen so ungeschickt angelegt sei, dass das Wasser nicht ablaufen kann und Wetter und Förderung abgesperrt würden, was sich aber durch einen 10 Klafter langen Zubau verbessern ließe. Hinter diesem Gesenke war der im Schiefer getriebene Stollen noch 26 Lehen (za. 344.8 m) tief ohne Gänge und Klüfte anzutreffen, konnte daher nicht als höflich bezeichnet werden 1).
1) P, A. Suppl, 46, 385, 677 — P. A. XVI. 847.
Schließlich wären noch die schon früher besprochenen im Stubaital gelegenen Bergbau zu erwähnen.
Dort wurde schon im Jahre 1531 mit großem Verlust gebaut, doch waren trotzdem die Gruben sehr höflich, weshalb auch am 9. September 1531 der Haller Bergrichter Christian Norl und die Berggeschworenen von Schwaz im Einvernehmen mit dem Ersteren dort auf eine 4jährige Frohnfreiheit und den Wechsel von nur 6 Kreuzern per 1 Mark Brandsilber einrieten.
Am 11. Mai 1541 wurde den Stubaier Gewerken in Anschauung ihres schweren Verbauens ihre frühere Frohnfreiheit auf neuerliche 3 Jahre erstreckt und sollten sie nach Ablauf dieser Frist nur die halbe Frohn, d. i. das zwanzigste Star Erz entrichten.
Georg Füeger, Salzmayr zu Hall und dessen Mitgewerken (18 Verwandte und Pfannhausbeamten) baten 1544 für ihre 7 im Stubai gelegenen Gruben, welche früher dem Sigmund Füeger gehörten, aber nur lässig betrieben und fast auflässig wurden, um eine 10jährige Frohnfreiheit. Diese Gruben hießen: bei St. Sigmund, St. Margareten, zu Unser Frauen, 14 Nothelfer, St. Geörgen, St. Jakob, im Faldernikerbach ober Neustift.
Das Star Erz galt zirka 1 Krone.
Am 26. September 1551 berichtete Michael Leitgeb, Bergrichter von Hall, dass Larenz Gumer in Stubai 4 Gruben auf einem festen Kiesgang erhalten habe. Es wurden dort 23 Kübel Kies gehauen und ergaben dieselben, vermutlich in einer fremden Hütte verschmolzen, 4 Zentner Rohstein, der nur 4 Loth Silber hielt und deshalb nicht für schmelzwürdig befunden wurde.
Über die Bergbaue des Jakob Saider und seiner Mitverwandten in Stubay machte der Bergrichter von Schwaz, Hans Gebhard, am 6. Oktober 1592 eine ziemlich ausführliche Beschreibung, aus der zu entnehmen ist, dass die Erze zu arm waren und deshalb 100 fl. für dieselben ein genügender Kaufpreis sei 1).
1) e. u. b. 1541 f. 291 — P. A. Suppl. 80, 148, 454, 905, 930.
Der Betrieb des Kerschpuechtaler Bergbaues musste sich während dieser Zeit gut entwickelt haben, da die dortigen Gewerken die Absicht hatten, im Jahre 1596 zur Verschmelzung ihrer Rosterze einen Schmelzofen zu bauen. Es wurde am 14. Mai 1596 dem Haller Bergrichter mitgeteilt, dass dieses Ansuchen bewilligt wurde und erhielt er 2 Jahre später von der Kammer den Auftrag, über die Frohn des dortigen Kieserzes uud feinen Halt an Silber und Kupfer Bericht zu erstatten 2).
2) m. 1596 f. 603 — m. 1598 f. 178.
Aus einigen Akten aus dem Jahre 1598 ersehen wir, dass der Stadtmagistrat von Hall mit den Fuggern wegen Steigerung der Erzfuhr von ihren Galmeigruben in der „Alben Narfeis gelegen in Lofeis“ in Streit geraten. Da dem Salzmayr auch Bergrichter von Hall am 13. Juli 1598 aufgetragen wurde, dass sich sowohl die Gewerken als die Stadt Hall ehestens mit den erforderlichen Verleihbriefen vor der Kammer einzustellen hätten, musste die Stadt Hall dort auch Bergbaue gehabt haben 3).
3) m. 1598 ff. 784, 829, 1059.
Das Eisenbergwerk im Wattental wurde mit kaiserlichem Dekret, Prag, den 27. Jänner 1598 der Zillertaler Gewerkschaft mit einer 3jährigen Frohnfreiheit verliehen 4).
4) m. a. h. 1597 f. 323.
Thoman Eggenstain, Münzwardein zu Hall trug ein Jahr später der Regierung seine 3 Neuntel bei der Weinrebe ober Tauer an. Mit Dekret vom 23. Juli 1599 wurden ihm dafür und für 22 ¾ Star erhautes Bleierz und vorhandenes Grubenzeug 120 Taler oder 144 fl. bewilligt und dieser Bau dem oberösterreichischen Handel zugeschrieben 1).
1) m. 1599 f. 960.
Nachdem durch nahezu ein Vierteljahrhundert von den Bergbauen am Höttingerbach in den Akten nichts verlautet, erfahren wir im Jahre 1621, „daz alda noch ain guet glaß und pleyärztprechen verhanden man auch dergleichen ärzt bey dem österreichischen handl in mangl hat“. Nach dem Bericht des Schwazer Faktors Georg Gschwandtner, der im Auftrag diese Gruben befahren hatte, ist noch etwas Hoffnung dabei und sollte deshalb mit den Gewerken eine Besprechung wegen Mitbauen oder Erwerbung geschehen. Man scheint sich für das Letztere entschlossen zu haben, da obiger Faktor am 27. Juni 1622 bat, ihm Grubenholz anzuweisen, weil er die alten verfallenen Stollen am Höttingerbach wieder gewältigen wolle, was wohl von einem ziemlich traurigen Zustand dieser einst so berühmten Baue Zeugnis gibt 2).
2) m. 1621 ff. 961, 1191 — P. A. Suppl. 329.
Im Jahr 1625 lernen wir ein „Perckhwerch im Sellrain“ kennen. Auf was dort gebaut wurde, ist leider nicht ersichtlich. Es trug damals Stefan Kofler seine 5 Neuntel dem österreichischen Handel an. Etliche Klafter neben ihm hatte Jakob Gebhard, o. ö. Kammerrat, welcher die übrigen 4 Neuntel besaß, den Stollen übertrieben und soll dabei durchstreichende Klüfte getroffen haben, weshalb weiter gebaut wurde 3).
3) m. 1625 f. 450.
Außer den längst bekannten Sauerwein'schen Eisensteingruben im Erztal in den Ellbögen lernen wir dort im Jahre 1642 am Erlacherbach (Oerlpach) einen neuerlichen Bergbau kennen. Auf was gebaut wurde, ist leider nicht ersichtlich, doch zeigen die Vorsichten, welche die Kammer brauchte, damit sich dort nicht unliebsame Gewerken ansitzen konnten, dass man auf dieses Vorkommen einen ganz besonderen Wert legte. Da der Erlacherbach Gold hielt, dürfte man vielleicht geglaubt haben, dort dieses Edelmetall im Anstehenden zu treffen. Es wurde, nachdem am 24. September 1642 das zur Aufschlagung dieses Bergbaues nötige Holz angewiesen wurde, am 10. November desselben Jahres dem Bergrichter von Hall befohlen, falls sich Personen um Belehnung von Neuschürfen am Erlacherbach in den Ellbogen melden sollten, sie nicht zu verleihen, bevor nicht darüber Bericht erstattet worden sei.
Dass dieses Vorkommen wirklich beachtenswert war, zeigt auch der Umstand, dass sich die Fugger und Kirchbergischen um Verleihung fernerer Gruben bewarben. Der österreichische Handel und Hans Anzinger waren dort damals noch nicht belehnt und man wollte die Ersteren dort um keinen Preis ansitzen lassen. Dem Bergrichter wurde sogar am 31. Dezember 1642 befohlen, mit besonderem Fleiße in allen Mandaten, Urteilbüchern und Bergwerkserfindungen um Gründe nachzusuchen, um dieses abschlagen zu können. (Es war dieses, streng genommen, eine gesetzwidrige Verfügung -.)
Man scheint mit großem Eifer daran gegangen zu sein, da 7 Jahre später dort schon Stollen, Schächte, Taggebäude, ja sogar ein Rad, vermutlich zu einer Kunst, erwähnt werden, doch konnte der Bergbau damals wegen gegenwärtigen schlechten Augenscheines, hoher Proviantpreise und Geldmangels und der voraussichtlichen großen Unkosten nicht weiter betrieben werden, man verfügte aber am 17. Juli 1649, dass derselbe wegen begründeter guter Hoffnung in Rechten erhalten, Stollen, Schächte und Taggebäude vor dem Eingehen bewahrt werden, die beiden Hütten und Wasserkästen erhalten, das Rad nicht vertragen und der Schacht mit Bergen nicht eingelassen werde 1).
1) m. 1642 ff. 1691, 1987, 1990, 2328 — m. 1649 f. 1024.
Kaspar Roth von Tauer beschwerte sich im Jahr 1653, dass die an seinem Bergbau bereits durch 20 Jahre innegehabten und auf seine Kosten erhaltenen Halden vom Haller Bergrichter ihm abgesprochen und dem Gregor Hebenstain zugesprochen wurden. Es wurde daher am 20. Juni 1653 darüber ein Bericht abverlangt 2).
2) m. 1653 f. 932.
Schon wenige Jahre früher trat der Verfall des Tiroler Bergbaues überall, nicht weniger im Berggericht Hall derart zu Tage, dass die Kammer am 25. Juni 1650 sämtlichen Pflegern und Bergrichtern den dringenden Befehl gab, die Untertanen zur Erweckung neuer Bergwerke und Schürfe zu bewegen, und ihnen dabei behilflich zu sein. Wie vorauszusehen, hatte dieses Mandat, dem ein gänzliches Verkennen der Verhältnisse zugrunde lag, keinen sonderlichen Erfolg. Es fehlte eben in Tirol an dem zum Bergbau allernötigsten Behelfe — an genügendem Bargeld — und war es daher geradezu eine Gewissenlosigkeit, größtenteils unbemittelte Leute in Bergbauunternehmungen von meist fraglichem Wert hineinzuhetzen. An eine Beteiligung von ausländischen Kapitalisten war ohnehin nicht zu denken, da die dabei in erster Linie in Betracht kommenden sonst sehr bergbaulustigen Patrizier der größtenteils protestantischen deutschen freien Reichsstädte durch die seinerzeitige Gegenreformation in Tirol zu üble Erfahrungen gemacht hatten, um mit Vernunft in jenem Lande neuerlich ihre Kapitalien anlegen zu können 1).
1) Vergl. M. R. v. Wolfskron, Beitrag zur Geschichte des Tiroler Erzbergbaues. Zeitschr. d. Ferdinandeums. III. Folge, 42. Heft, pp. 24 - 25.
Wenn wir von einem neuen Eisensteinbaue in Stubai absehen, den im Jahre 1657 die beiden Haller Bürger Hans Niedermayr und Jakob Kindlpöckh, ferner Peter Höfer und Thoman Siller in Stubai aufschlugen, hatte dieses Mandat auch im Haller Berggericht außer einigen Neuschürfen auf Eisen im Volder- und Wattental und einem mehr als fraglichen Goldvorkommen am Sammetjoch in Wiesing keinen Erfolg 2).
2) m. 1657 f. 292 - m. 1658 f. 64 — m. 1660 f. 555.
Quelle: Max Reichsritter von Wolfstrigl-Wolfskron, Die Tiroler Erzbergbaue 1301 - 1665, Innsbruck 1903. S. 9 - 22.
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Abkürzungsverzeichnis:
Gemeine Missiven . . . m |
Von der fürstl. Durchlaucht . . . v. f. d. |
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Die römischen Ziffern bezeichnen die Faszikel, die Zahl im Nenner die Aktennummer, f. mit nachfolgender Zahl Folio des betreffenden Kopialbuches.
Maximilianea, Ferdinandea, Leopoldina erscheinen völlig ausgeschrieben, die vereinzelten Codices sind im Kontext erwähnt.