Die Baue des Berggerichtes Imst. (1352 - 1663)
von Max Reichsritter von Wolfstrigl-Wolfskron
Wenn auch das Berggericht Imst keine sonderlichen Bergbaue aufzuweisen hat, so reicht doch der dortige Bergbaubetrieb in die ältesten Zeiten zurück, da in München am St. Gallentag 1352 von Markgraf Ludwig, Graf zu Tirol, einigen Ausländern, so Jakob Freymann und Grundold dem Drechsel, beide Bürger von München, und dem Goldschmied Fritz von Augsburg auf die Bergwerke im Gerichte Landeck im Oberinntal ein Verleihungsbrief ausgefertigt wurde 1).
1) I. Sperges, Tyrol. Bergbaugeschichte, p. 69.
Über eine weitere Bergbautätigkeit liegt durch nahezu ein Jahrhundert nichts vor, und erst im Jahre 1498 finden wir Innsbruck am Freitag vor dem Palmtag einen Abschied (Entscheidung) zwischen dem Lande und dem Berggerichte Imst vor 2).
2) Maximilianea, XII Nr. 25.
Jedenfalls zeigt dieses, dass schon einige Zeit vor diesem Jahr dort ein berücksichtigungsweiter Bergbau (vermutlich auf silberhaltigen Bleiglanz und Galmei) getrieben wurde.
Da am 23. Mai 1502 Jörg Ysenwanger, Lienhart Möltl und Wilhalben Küchler, Geschworene zu Schwaz, beauftragt wurden, außer den Bergbauen von Schneeberg, Gossensaß, Taufers, Klausen, Primör, Nals, Scharl auch den Bergbau zu Puchler in Imst zu befahren und über Alles zu berichten, muss derselbe damals doch schon von einiger Bedeutung gewesen sein 3).
3) e. u. b. 1502 f. 193.
Im Jahre 1516 erhaute Peter Pärl zu Arzl im Oberland einige Kübel Bleierz, die er an eine Hütte zu verkaufen beabsichtigte 1).
1) e. u. b. 1516 f. 288.
Da im Jahre 1517 für Imst ein eigenes Galmeimaß festgesetzt wurde, dürfte jedenfalls vor dieser Zeit dort schon ein reger Bergbau auf Galmei getrieben worden sein 2).
2) e. u. b. 1517 ff, 219, 223.
Bis zum Jahre 1523 war im Berggericht Imst der Gebrauch, dass wenn 2 oder 3 Gruben zusammengeschlagen (vereinigt) wurden und in Einer gearbeitet wurde, die Andern als gefreit betrachtet wurden, wenn sie nicht mit offenen Durchschlägen in Verbindung gewesen. Nun wurde am 30. Jänner 1523 verfügt, dass künftighin nur „an genuegsam beweglichen ursachen“ Gruben zusammengeschlagen werden dürften und außer Verhinderung durch Schneefall in Allen gearbeitet werden müsse. Außerdem vernahm man mit Missfallen, dass „auch wenig stueff und vil claubärtz gemacht, das uns an unnserer fron zu nachtail kombt“ 3).
3) e. u. b. 1523 f. 272.
Am 9. Februar desselben Jahres wurde der Bergrichter Heinrich Sygeler beauftragt „nachdem etwo fil galmey in deiner Verwesung gewonnen wirdt, fleißiges aufsehen zu haben 4).
4) e. u. b. 1523 f. 276.
Im Jahre 1525 treffen wir zum ersten Mal die Gewerken zu Imst an der Nöder erwähnt und wurde am 2. Jänner desselben Jahres Kaspar Hayml, Bergrichter von Hall, beauftragt, auf Kosten der Gewerken hineinzureiten, um die Gruben, welche dort der Gewerke Gell aufgeschlagen hatte, zu untersuchen 5).
5) m. 1525 f. 97.
Anfangs des Jahres 1527 wurde dem Christian Norl, Bergrichter in Imst aufgetragen, die Imster Frohnerze aufzuhalten und nach Begehren des Rattenberger Hüttenmeisters Ambros Mornauer dahin zu senden, ferner möge er berichten, wie viel Frohnerz im vergangenen Jahre den Fuggern überantwortet wurde? 6)
6) e. u. b. 1526 f. 200.
Am 18. August 1528 wurde angezeigt, dass die Gewerken an der Neder Hans Weyrer, Lazarus Plattner, Viktor Richter und Blasy Speck dort 4 Gruben heimgesagt hätten 7).
7) e. u. b. 1528 f. 416.
Dem Konrad Haberstockh, Bergrichter von Imst, wurde am 10. Mai 1535 mitgeteilt, dass man in Rattenberg die Imster Erze nicht mehr benötige, da man vom Schneeberg, Gossensaß und Gleirsch mit besserem Frischwerk versehen sei. Um aber das Imster Bergwerk zu erhalten, sei man Willens, wenigstens die Erze der armen Gesellen (Freigrübler) anzunehmen 1).
1) e. u. b. 1535 ff. 310, 311.
Wir lernen zwar Galmeybergbaue 1549 in Marienberg und 1585 in Biberwier, einen Quecksilbergbau 1549 und 1569 im Stanzertale kennen, und im Jahre 1566 wollte der bekannte Alchemist Leonard Turneißer am Speichen bei Imst sogar ein Goldbergwerk entdeckt haben, wir lernen ferner noch mannigfache Erzvorkommen im Fleckentale bei Nassereith, in der Grimbs [bei Landeck], auf Mäßner bei Landeck, in der Ganen bei Nauders, in Tarrenz und in Ötztal kennen, haben aber leider keinerlei Einblick in deren nähere Verhältnisse und Betrieb 2).
2) e. u. b. 1549 f. 402 — e. u. b. 1550 f. 349 — e. u. b. 1551 f, 182 — m. a. h. 1585 f. 126 — e. u. b. 1549 f. 406 — m. a. h. 1569 f. 330 — m. a. h. 1564 f. 352 — m. a. h. 1566 f. 324 — m. 1558 f. 459 — P. A. Suppl, 547, 923.
Eine einzige Ausnahme, weil in berggesetzlicher Beziehung nicht uninteressant, bildet das „Glasperckhwerch zu Landegg und Imbst“. Da die erzführenden Gänge flach ins Gebirge fielen und mehr Gegenklüfte als die dortigen Bleierzgänge hatten, wurde am 18. August 1558 vorgeschlagen, „daz danach ainer yeden Grueben 18 claffter im saiger gegeben und ain ebengen dem anndern innerhalb 16 lehen auch mitausitzen oder verlihen werde“ 3).
3) m. 1558 f. 882.
Leider war das — gelinde gesagt — eigentümliche Benehmen der Fugger gegen ihre Arbeiter auch in Imst nicht besser wie an den anderen Orten, wo sie Bergbaue trieben 4).
4) Vgl. M. R. v. Wolfskron, Beitrag zur Geschichte des Tiroler Erzbergbaues, Zeitschr. D. Ferdinandeums, III. Folge, Heft Nr. 41, 42, 43.
Zu Beginn des Jahres 1600 wollte der dortige Fuggerische Faktor Kaspar Schmelzer nicht mehr nach altem Gebrauche die Erzeinlösung vornehmen, und wie die Kammer in einem Erlasse an den Imster Bergrichter sagt: „dann auch und weiln eurn vermelden nach schmeltzer und gewerckhen zu besagtem Imbst der armen perckhwerchsgesellschaft alda das getraidt und andern pfennwert gar in ainem hohen tax abgeben“. Die Maßregel des Bergrichters, dass für künftig der dem Proviantsatze entsprechende Betrag den Knappen in barem Geld bezahlt werden sollte, wurde gutgeheißen und auch für künftighin bestätigt.
Dass der Knappschaft übrigens auch nicht in gebührender Weise ihr erobertes Erz abgelöst wurde, zeigt ein Dekret der Kammer vom 14. März 1600 an den Fuggerischen Faktor in Schwaz, er möge dafür Sorge tragen, dass der Fuggerische Faktor in Imst nicht weniger als die anderen Gewerken 19 oder 20 Perner für Erzlosung zahle 1).
1) m. 1600 ff. 42, 299.
Zwei Jahre später wurde ein Zubau St. Jakob in der Kölln genannt, der unter die Grube Unser Frauen im Muntain getrieben worden war, wieder in Angriff genommen. Man hatte zwar früher dort Erze angetroffen, doch wurde trotzdem damals dieser Bau wegen Mißhelligkeiten zwischen den Offizieren eingestellt 2).
2) m. 1602 f. 376.
Martin Schwenzengast zu Prutz bat im selben Jahre um Verleihung eines Eisenerzvorkommens, das er zwischen Nassereith und dem Fern angetroffen, sowie um einen Wasserfall (Berechtigung zu einer Wasserwehre) im Tegerstal. Da nach dem Bericht des Imster Bergrichters „der eisenstain an obbemelten orten, so an stahl und eisen ser hältig in zimblicher menig“ vorkam, auch an Holz ein derartiger Überfluß war, dass es sonst im Walde ohne Nutzen verfaulen müsste, riet die Kammer am 30. September 1598 dem Kaiser an, diesem Begehren Folge zu leisten 3).
3) m. a. h. 1598 f. 226.
Rudolf II. verlieh auch wirklich am 11. November 1598 obigen Gewerken diesen Bergbau 4).
4) g. v. h. 1598 f. 215.
Über den Galmeibergbau „zum Heilligen drey künigen in Mariaperg im Oberlanndt“ ist außer einem Auftrag für die Gewerken vom Jahre 1598, für ihren erzeugten „Galmay“ die Frohue zu entrichten und einem am 13. Oktober 1599 an die Petersteinischen Untertanen erlassenen Befehl, diesen Galmei herabzuliefern, nicht viel bekannt.
Der Gewerke Michael Meitinger, k. k. Kanzleidirektor, der dort zur Hälfte mit dem österreichischen Faktorhandel 18 Viertel mitbaute, bot dieselben dem Letzteren um 700 Gulden zum Kauf an. Es wurden ihm aber dafür am 17. Dezember 1604 nur 400 Gulden gegeben und dabei seine Schuld an den Faktorhandel eingehalten 1).
1) m. 1598 f. 1307 — m. 1599 f. 1379 — m. 1604 ff. 459, 1935.
Am 13. September 1604 wurde vom Bergrichter ein Bericht über eine Klage der Gewerken auf Hochmuntain bei Imst von wegen ihrer aufrührerischen Knappen verlangt, sowie am selben Tage über das Ansuchen des Mathias Fuxperger in Patznaun um Verleihung eines von ihm zwischen Fallenbach und Altperschen im Lechtal aufgefundenen Vorkommens von Eisenstein. Der Erzanstand sollte dort sehr groß und auch genügend Holz und Wasser vorhanden sein 2).
2) m. 1604 ff. 1290, 1294.
Beim Fahlerzbau in der Tabotillenalm ober Landeck waren zwar früher die Gewerken frohnfrei, da sie aber im Jahre 1603 bei 77 ¾ Star Glaserz geteilt hatten und sich die Grube sehr höflich zeigte, sollten sie mit Verordnung vom 9. März 1604 künftighin das dreißigste Star Erz als Frohne stürzen.
Auch der Galmeibergbau des Laurenz Ott und seiner Mitgewerken bei St. Veit in der Heitterwand [Heiterwand] bei Imst erzeigte sich um diese Zeit, besonders auf dem Neuschurf bei Maria Magdalena sehr höflich, weshalb die Gewerken dem österreichischen Faktorhandel einen Kontrakt wegen beständiger Lieferung alles dort erzeugten Galmei antrugen, worüber am 14. Februar 1604 vom Schwazer Bergrichter ein Bericht verlangt wurde 3).
3) m. 1604 ff. 205, 292.
Außerdem befanden sich noch im Sprengel des Imster Berggerichtes in Zirl Galmeigruben und im Ammerwalder Gebirge hinter dem Aiterwanger See ein dem Ambros Sauerwein gehörender Eisensteinbergbau, ferner in Umhausen ein dem Hauptmann Georg Stoltzeisen gehörendes Vitriolbergwerk. Da das Schmelzwerk des Ambros Sauerwein 4 Meilen vom Bergbau entfernt war und deshalb der Erztransport eine unerschwingliche Höhe erreichte, bat dieser Gewerke, gleich beim Bergwerk einen Hochofen aufstellen zu dürfen, worüber wegen Deckung des Brennmateriales am 27. Oktober 1606 ein Bericht verlangt wurde. Diese oberwähnte zu Ehrwald befindliche Eisenhütte hatte Ambros Sauerwein, ein Hofbediensteter Erzherzogs Ferdinand II. für seine im Erztal im Ellbögen gewonnenen Eisenerze im Jahre 1599 erbaut, nachdem es ihm in Rücksicht auf das Holzreservat der Haller Saline nicht gestattet wurde, dort eine Hütte zu bauen 1).
1) m. 1618 f. 1204 — m. 1604 f. 916 — m. 1618 f. 427 — m. 1606 f. 1813 — g. v. h. 1596 f. 148 — m. 1598 f. 225 — m. 1599 f. 816.
Wenn auch gar nichts Näheres darüber vorliegt, wären noch die uralten Bleigruben im mächtigen Gebirgsstocke des Tschirgandt [Tschirgant] und die Galmeigruben in Barwies und im Zirler Cristen zu erwähnen 2).
2) m. 1522 ff. 1070, 1323 — m. 1619 f. 808 [vermutlich Irrtum, Zirler Christen?] — m. 1622 f. 1744.
Im Jahre 1622 wurde von Marienberg und Lemberg bei Imst Galmei an die Nassereither Messinghütte des Prälaten von Ottenpeuern geliefert und zwar von ersterem Orte 110 Tonnen zu 7 ½ fl. und von letzterem Orte 43 Tonnen zu 6 ½ fl. 3).
3) m. 1622 f, 1749.
Zu Imst sagten, nach einem Bericht des dortigen Bergrichters, die Fugger im September 1623 einige Gruben heim 4).
4) m. 1623 f. 1718.
In eben jenem Berggericht verkaufte im Jahre 1625 der Freigrübler Georg Tänzl für 200 fl. und 2 Taler Leukauf, 6 Neuntel Teile und dessen Zugehörigkeiten am Tage und im Gebirge, Bergstube, Kram und Grubenzeug bei St. Lorenz, unser lieben Frauen und St. Johannes in der Heiterwand an den oberösterreichischen Handel. Am 23. September 1625 erfolgte der Auftrag, auch mit den Grienbergischen, welche die restlichen 3 Neuntel besaßen, zu unterhandeln 5).
5) m. 1625 f. 1155.
Die Trämblischen Erben aus Nürnberg machten im Jahre 1637 auf der Heiterwand bei Imst einen Durchschlag und wurde dieser Bergbau am 18. August desselben Jahres anstatt den obangeführten Gewerken dem Hans Tännzl verliehen 6).
6) m. 1637 ff. 940, 1057.
Da der österreichische Handel der armen Imster Knappschaft von den Jahren 1647 — 1649 noch immer ihren Lohn im Betrage von 1341 fl. 44 kr. schuldete, bat der dortige Bergrichter, man möge ihm doch wenigstens 400 fl. anweisen, damit der Erzfloßmann Matheus Eidter auch ferner Viktualien bringen könne, und dann die Knappen, wenn ihnen dieses mal nicht geholfen würde, vom Berge ausstehen wollten. Dieses hätte dann die Folge gehabt, dass die landesfürstlichen Teile nach Bergrecht den Fuggern zufallen würden. Sein Bericht aber hatte für diesen Armen nur die sehr unerwünschte Aufforderung zur Folge, er möge zu diesem Behufe selbst 400 fl. herleihen und die Knappen — welche aber trotzdem früher die sechsmonatliche Kriegssteuer zu zahlen hatten — befriedigen 1).
1) m. 1649 ff. 913, 914.
Am 19. Februar 1654 berichtete der Haller Bergrichter Severin Norl, dass der Fuggerische Faktor zu Imst den Galmei mit taubem Erz verfälsche, so dass die Käufer zu Schaden kamen und der Verschleiß zum Nachteil des Kammergefälles aber auch der armen Knappschaft sich sehr vermindere, wofür er Zeugen anführte, welche der Richter von Stams Georg Feichtinger von der Kammer zu vernehmen den Auftrag bekam 2).
2) m. 1654 f. 267.
Zehn Jahre später beklagten sich die Freigewerken des Berggerichtes Imst, dass die Lienzer Messinggewerken Andrä Pranger und Karl Aschauer von ihrem Kärntner Werke Drauburg, zwei Meilen unter Lienz, diese ausländischen Galmeie hereinführen und mit Tiroler Holz und Kohlen verarbeiten. Wegen dieser Konkurrenz würden sie, wenn nicht bald Abhilfe käme, ihren Betrieb einstellen, worüber ehestens ein Bericht verlangt wurde 3).
3) m. 1663 f. 500.
Im selben Jahr übernahm der Imster Ratsbürger Martin Vischer durch Kauf und Übertragung das dortige Fuggerische Bergwerk, worüber er am 11. April 1663 die ordnungsmäßige Bescheinigung begehrte 4).
4) m. 1663 f. 473.
Quelle: Max Reichsritter von Wolfstrigl-Wolfskron, Die Tiroler Erzbergbaue 1301 - 1665, Innsbruck 1903. S. 23 - 29.
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Abkürzungsverzeichnis:
Gemeine Missiven . . . m |
Von der fürstl. Durchlaucht . . . v. f. d. |
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Die römischen Ziffern bezeichnen die Faszikel, die Zahl im Nenner die Aktennummer, f. mit nachfolgender Zahl Folio des betreffenden Kopialbuches.
Maximilianea, Ferdinandea, Leopoldina erscheinen völlig ausgeschrieben, die vereinzelten Codices sind im Kontext erwähnt.