Zur Eröffnung des Wilhelm-Erbstollens in Schwaz
(Montanistisches.) Kürzlich wurde in Schwaz der Anfang mit einem großen bergmännischen Unternehmen gemacht. Der dortige Bergwerksverein hatte beschlossen, einen neuen Erbstollen, circa 100 Klafter [Anm: 190 m] östlich vom alten Sigmund-Erbstollen unter dem Falkenstein und weiter nach Süden einzutreiben. Am 24. v. M. [Anm.: 24. März 1873, vgl. Anm. unten] wurde der Bau angeschlagen und demselben der Name Wilhelm-Erbstollen zur Erinnerung an den Gründer des Vereines Wilhelm Meurer gegeben. Man verspricht sich großen Erfolg von dem Unternehmen.
Quelle: Innsbrucker Nachrichten, 11. April 1873
Wilhelm Erbstollen, Schwaz, Tirol
im Hintergrund der Falkenstein
© Wolfgang Morscher, 11. März 2008
"Wilhelm Erbstollen
aufgeschlagen am 18. Maerz 1873"
Es ergibt sich damit ein um ein paar Tage abweichendes Datum, als in den Innsbrucker Nachrichten.
© Wolfgang Morscher, 11. März 2008
Palme/Gstrein/Ingenhaeff, "Glück auf! Faszination Schwazer Silberbergwerk", Schwaz 2002, S. 85 wurde das heutige Stollenportal erst nach 1920 errichtet, bis dahin war das Stollenportal aus Rundhölzern gehalten.
Die Gewerkschaft "Schwazer Bergwerksverein" wurde im Jahr 1856 durch private Geldgeber gegründet; der österreichische Staat überließ diesem die Reviere am Falkenstein und Ringenwechsel. (Ebd. S. 82)
Über den Wilhelm Erbstollen kann auch der "Neue Krummörtergang" erreicht werden. In den großvolumig auftretenden Breccien- und Netzwerkvererzungen entstanden große Kavernen, Flächen bis 3.000 Quadratmeter sind bis fast 20 Meter hoch überwölbt. In die größte dieser Zechen verlagerten die Machthaber des Dritten Reiches im Jahr 1943 einen Rüstungsbetrieb der Messerschmittwerke. 1600 Meter tief im Berg wurdde die Me 262, das erste Düsenflugzeug der Welt, zusammengebaut. Die Herstellung der Bleche erfolgte in der Grube, die übrigen Teile wurden zugeliefert. Um den Transport der Fluggeräte an den Tag zu ermöglichen, wurde mit dem Vortrieb des großprofiligen Messerschmittstollens begonnen. Der Krieg war jedoch zu Ende, ehe dieser Stollen fertiggestellt war - keines der Flugzeuge sah je das Tageslicht. (Ebd. S. 84).
Quelle: Wolfgang Morscher
© www.SAGEN.at