Gold in Tirol
Wie der Diamant, der König der Edelsteine, seine Fürstenwürde dem Umstande verdankt, dass er alle die begehrten Eigenschaften der edlen Steine im höchsten Grade in sich vereiniget, so gilt das Gold, das allein ihn zu tragen für würdig befunden wird, vermöge seiner seltenen Eigenschaften als der König unter den Metallen, obschon es sich in Bezug auf Nützlichkeit sich nicht mit dem so überaus verbreiteten Eisen vergleichen darf.
Eine der edelsten Eigenschaften des Goldes beruht bekanntlich in seiner Zähigkeit, bez. Dehnbarkeit, die fast ans Unglaubliche grenzt; und wenn man gewöhnlich behauptet, dass man mit einem Dukaten einen Reiter mitsamt dem Rosse vergolden kann, so ist damit eigentlich noch viel zu wenig gesagt. Man hat ausgerechnet, dass man mit einer Unze Gold mehr als 1000 40-zöllige Blätter auszuwalzen vermag, was ungefähr einer Drahtlänge von 1,095.000 Faden gleichkommt. Eine andere edle Eigenschaft des Goldes ist die seiner Widerstandsfähigkeit geyen den Rost, dem sonst früher oder später alle unedlen Metalle zum Opfer fallen. Unverändert bewahrt es seinen Glanz und seine Fähigkeiten und würde es auch Tausende von Jahren im schlammigen Sumpfe liegen. Daraus erklärt sich von selbst das Begehren des Menschen, der das unveränderliche Gold mit Vorliebe erwählt zur Herstellung zierlicher Gegenstände der Kunst und des Luxus, die berufen sein sollen, länger als andere Stand zu halten dem nagenden Zahne der Zeit. Das lehren uns verhältnismäßig zahlreiche, dem eisgrauen Altertum entstammende Ausgrabungen von Goldartefakten, die noch im unveränderten Glanze sich herübergerettet haben in unsere Zeit. Dem Umstände dieser Unveränderlichkeit ist es zu danken, dass das gediegene Gold von allem Anbeginne her sich durch alle Wechselfälle hindurch ohne Zersetzung in seinem ursprünglichen glänzenden Kleide zu erhalten vermochte, während andere Mitgenossen, wie das Eisen, dem Einfluss der Athmosphärilien längst unterlegen und in Rost und Staub verfallen sind. Und wenn auch jene Wechselfälle, die durch die mannigfachen Veränderungen in der Bildung und Umbildung unserer goldführenden Gebirge herbeigeführt wurden, es vermocht haben, dass das Gold, sei es durch Gletschereis oder Wasserströme, durch mechanische Zertrümmerungen des goldführenden Gesteins von seiner ursprünglichen Lagerstätte losgerissen und mit anderen Erzen endlich zerkleinert und zu kleinen Blättchen zerquetscht in den Schlamm der Flüsse gelangte: es ist doch kein Stäubchen davon absolut verloren gegangen, d. h. zu einem andere Stoffe umgebildet worden. Die Schwierigkeit seiner Habhaftwerdung besteht nur darin, die so weit herum zerstreut liegenden Goldflitterchen zusammenzubringen, einzusammeln, wofern man nicht etwa das Glück hat, eine ursprüngliche Lagerstätte aufzufinden, wo das Gold entweder frei und gediegen oder im Gemenge mit anderen Metallen sich reichlicher vorfindet. Nicht seine scheinbare Seltenheit, sondern die Spärlichkeit und Zerstreutheit seines Vorkommens, sowie das mühevolle, oft mit Gefahren verknüpfte Einsammeln bedingen die Kostbarkeit des Goldes. Bei allen den oft fast wahnwitzigen Anstrengungen golddürstender Abenteurer würde es aber dennoch wohl kaum gelungen sein, so viel Gold unter die Menschen zu bringen, wenn sich zur Behebung desselben nicht ein mächtiger Gehilfe gefunden hätte, der sich dieses kostbaren Artikels auf listige Weise zu bemächtigen verstand. Dieser Gehilfe und Verbündete ist das flüchtige Quecksilber, das sich bekanntlich begierig an die Spuren des Goldes (und Silbers) heftet, dieses schmeichelnd umschlingt und verzehrt und kein Stäubchen mehr zurücklässt, wenn es einmal mit diesem zusammen getroffen. In Fällen, wo das gewöhnliche Schlämmen oder Waschen des Goldsandes nicht mehr ausreicht, ist die Behandlung mit Quecksilber-Amalgamation neben dem sog. Cyanitverfahren fast das einzige Mittel, um selbst die mikroskopisch feinen Stäubchen aus dem zermalmten Gestein und Schlamm hervorzuholen, indem man den goldhaltigen Sand durch Schüttelbewegungen mit dem Quecksilber in Verbindung bringt. Es bildet sich daraus „Goldamalgam", d. h. die Verbindung des Goldes mit dem Quecksilber, welches letztere als flüchtiges Element in geeigneter Hitze sich leicht wieder vom Golde trennen lässt. — Das sog. Cyanitverfahren beruht auf der Eigenschaft, dass sich Gold nicht bloß vom Königswasser (einer Mischung von Salzsäure und Salpetersäure), sondern auch in einer verdünnten Lösung von Cyankalium auflösen lässt, aus welcher dann das Gold durch Elektrolyse abgeschieden wird. Man wendet dies Verfahren mit Vorliebe da an, wo das Gold au solche Mineralien gebunden ist, die sich im Cyankalium nicht lösen.
Während von einer Härte des reinen Goldes, die nur 2'5 Grad beträgt, keine Rede sein kann, entspricht sein Gewicht, bez. seine Dichte 19 mal derjenigen einer gleich großen Wassermenge. Diese außerordentliche Schwere spielt bei der Gewinnungsart durch das natürliche Waschverfahren eine Hauptrolle, denn sie bewirkt, dass das im Sande enthaltene Gold infolge seiner Schwere zuerst zu Boden sinkt, während alle leichteren Teile von dem sprudelnden Wasser aus dem Schüttelsieb hinweggeschwemmt werden. Dies Verfahren ist das einfachste und naturgemäßeste, dessen sich schon die alten Völker bedienten, indem sie dem Laufe der Flüsse entgegengingen, um das in der Nähe der ursprünglichen Lagerstätte natürlich reichlicher vorhandene Gold einzusammeln oder auszuwaschen. Das ausgewaschene Gold nannte man darum Waschgold oder auch Seifengold, weil es durch Waschen in den sog. Goldseifen, den Geröll- und Schlammablagerungen goldführender Flüsse und Ströme, gewonnen wurde. Es ist aber begreiflich, dass sich der Goldreichtum in den alten Kulturstaaten in eben dem Maße verringerte, als die Kultur vorschritt, und dass sich insbesondere die Goldwäschereien, wie solche besonders zahlreich in unseren Alpenländern existierten, sich dort kaum noch lohnen.
Nicht viel besser verhält es sich mit dem auf primärer Lagerstätte vorkommenden Berggolde, das nur durch bergmännischen Betrieb gewonnen werden kann, weil es, meist mit Quarz verwachsen, auf Gängen in kristallinischen Schiefern, jedoch, wie überall, nur spärlich auftritt.
Nur als Seltenheit trifft man es in deutlich ausgebildeten, obschon stets kleinen, regulären Kristallen, (meist Oktaedern), die dann durch mannigfache Verzerrungen und Verwachsungen zu oft dendritischen, draht- und knotenförmigen Aggregaten und Blechen verbunden sind. Gewöhnlich erscheint es eingesprengt als mikroskopisch feine Schüppchen, für sich, oder in Begleitung anderer Erze, zu denen gewisse Kiese, so namentlich der Eisenkies gehören, die dann wegen ihres Goldgehaltes „göldische Kiese“ genannt werden.
Solcher und ähnlicher Art sind nun auch die Goldvorkommen in unserem Alpenlande Tirol, das einst mit zu den goldreichsten unserer Monarchie gehörte.
a) Berggold
Fundorte und Vorkommen:
Im Zillertal, speziell in der Gegend um Zeil, und zwar südöstlich am Heinzenberg und östlich am Rohrberg, existieren schon angeblich seit dem Jahr 1526 Goldbergbaue im Phyllit, in Tirol übrigens meines Wissens die einzigen derzeit zum Teil noch in Betrieb stehenden.
Darüber berichteten schon alte Autoren wie v. Sperges, v. Senger, Trinker u. a., woraus hervorgeht, dass hier das Gold auf Lagern im Tonglimmerschiefer gewonnen wird, von denen das Friedrichslager das bedeutendste ist. Die quarzige, größtenteils mit Arsen- und Eisenkies imprägnierte Lagermasse enthält das gediegene Gold meist nur fein eingesprengt, höchst selten als fast mikroskopisch feine Dodekaeder-kriställchen und über liniengroße Schuppen, die (nach v. Senger) auch zarte Dendriten bilden. Durch geeignete Röstung drängen sich die sonst kaum sichtbaren Goldteilchen nach Verflüchtigung des mit dem göldischen Arsenkiese verbundenen Arseniks zwischen die entstandenen Risse und Poren sichtbar an die Oberfläche.
Allerdings sind das Gold und die goldführenden Kiese nicht gleichmäßig durch die ganze Lagermasse verteilt und ist daher der Ertrag ein sehr ungleicher.
Von anderen größtenteils eingestellten Gruben nennt man: „Scheibenwände“ (nahe am Heinzenbergbau in der Gerlosklamm); „Tannenberg" (im Haupttal, ½ km südlich vom Heinzenberg); „Alt- und Neurohr“, (nördlich an der rechten Zillertalflanke). Ferner existieren alte Gruben westlich von Zell, am „Laimacherberg".
In der Ferdin.-Zeitschrift wird auch „Florplauken" im Zillertal genannt.
Dass das Bergwerk am Heinzenberg in früherer Zeit doch erträglicher als heute gewesen sein muss, lehren uns die Berichte über die Grenzstreitigkeiten zwischen dem tirolischen Landesfürsten Leopold V. und dem Erzbischof von Salzburg, Paris Graf v. Lodron, die beide sich um den Besitz desselben stritten, welcher Streit erst im Jahr 1648 dahin entschieden wurde, dass der Gewinn der Ausbeute unter beide gleichmäßig zu teilen sei.
Anfang des 19. Jahrhunderts ging der Bau durch Säkularisierung ans Ärar über, worauf in den 50 er Jahren der Bischof von Brixen denselben erwarb, aber nur bis zum Jahr 1870 betrieb. Auch die spätere Besitzerin, eine englische Gesellschaft, machte damit nicht das erhoffte Glück. Wir wünschen der gegenwärtigen Inhaberin, einer Berliner Gesellschaft, besseren Erfolg (eventuelle Anfragen erledigt Bergmeister Heinr. Petri in Schwaz).
Im benachbarten Gebiet der Hohen Tauern und namentlich in den vom Großvenediger beherrschten Tälern des Pinzgaues ist gediegen Gold nachgewiesen worden. Schon die noch da und dort im Volke bestehende Sage berichtet von dem Venediger Männchen, welches vor alten Zeiten mit Kompass und Spaten diese Berge nach edlem Metalle durchsuchte und, soviel es tragen konnte, mit in die Lagunenstadt brachte, um dort Paläste zu bauen. Und dass diese und ähnliche Sagen nicht ganz grundlos bestehen, lehrt die Tatsache, dass alle hier entspringenden Bäche nicht unbedeutend goldführend und zahlreiche Goldwäschereien im weiteren Verlaufe derselben bestanden haben.
Im Krimmler Achental, im Ober- und Untersulzbachtal und überhaupt in allen Nebenflüssen der Salzach, aber auch in der Tirol zugehörigen Isel und ihren Nebenflüssen hat man solches gefunden.
Offenbar existiert am Großvenediger, in der Gegend des Hohen Happ über der Dorferalpe, sowie an einem angeblich noch geheim gehaltenen Fundpunkte in der Nähe der Weißspitze bei Pregratten eine Lagerstätte, da hier (nach Weinschenk) tatsächlich Gold (mit Magnetit, Talk und Apatit zusammen im grobkörnigen Breunnerit) beobachtet wurde.
Dem gegenüber muss ich erwähnen, dass die bis jetzt geheim gehaltene Fundstelle auf der Froßnitzeralpe zu suchen ist, die zugleich als der Fundort der berühmt gewordenen großen Bornitkristalle zu betrachten ist. Von hier erhielt ich zuerst im Jahr 1896 durch den Entdecker dieser Lagerstätte (Der erste Entdecker der großen Bornitkristalle mit dem gediegen Gold, ein gewisser A. Jestl, von welchem ich auch die ersten und zugleich größten Bornitkristalle erworben habe, ist, wie ich höre, über dem Verdrusse, seinen Fundort verraten zu wissen, leider dem Irrsinn verfallen und musste in die Landesirrenanstalt nach Hall verbracht werden. Sein Freund erzählte mir, er habe selbst gesehen, wie derselbe ein fast erbsengroßes Stück Gold abgelöst, und um seine Dehnbarkeit zu prüfen, platt geklopft habe) zwei, durch ihre Größe ausgezeichnete, grün patinierte Bornitkristalle, an denen beiden in übereinstimmender Weise ziemlich dicke Knoten und Drähte von gediegenem Gold in der Größe eines Weizenkorns hafteten. — Was ich bisher nach den übereinstimmenden Berichten der Sammler und den mir vorliegenden Belegstücken über dieses merkwürdige Zusammenvorkommen von Bornit mit gediegenem Gold in Erfahrung zu bringen vermochte, lässt sich mit wenig Worten sagen: Die Fundstelle liegt an einer wegen Steinschlag nur mit Gefahr erreichbaren Gletscherwand in einer Höhe von mindestens 2500 m, und zwar in den Hohlräumen der mit prächtigen Albit- und Calcitkristallen angefüllten Gänge, die, wie es scheint, in die Zone der Eklogite fallen. Zwischen den Albitkristallen zeigen sich wie eingeträuft, vereinzelte Partien von derbem, seltener deutlich kristallisierten Bornit, und es scheint mir geradezu charakteristisch für dieses Vorkommen, dass sich an allen von mir beobachteten Bornitkristallen wenigstens Spuren von gediegenem Gold gefunden haben, das aus ihnen selbst hervorzukommen scheint.
Am Mellitzenbach soll das Gold ebenfalls in Begleitung kleiner Bornitkristalle, die mit Albit, Calcit, Quarz, Pyrit, Hämatit, Magnesit u. a. Spalträume eines magnetitreichen Schiefers füllen, beobachtet worden sein, und die Sammler behaupten, dass es in der Nähe einen ziemlich mächtigen Erzgang gäbe, in welchem sich nebst verschiedenen anderen Erzen reichlich derber, göldischer Bornit eingesprengt finde, den man auf Gold verhütten will.
Durch diese Tatsachen vorlockt, hat im Jahr 1911 ein hiesiger Unternehmer das ganze goldführende Terrain um Pregratten und Virgen mit Freischurfsrechten belegen lassen, ohne selbst die eigentlichen Fundstellen zu kennen, und es lässt sich voraussehen, dass bei den Schwierigkeiten jenes Gletscherterrains die Schurfresultate nicht die Kosten des Baues decken werden.
Dass es leider auch in Tirol Leute gibt, die, sei es aus wirklicher Unkenntnis oder aus unlauteren Gründen, durch sensationelle Ankündigungen angeblich neu entdeckter Goldlager unternehmungslustige Interessenten an sich locken und daraus Kapital zu schlagen horten, beweiset u. a. eine Notiz in den „Bozner Nachrichten" vom 18. Oktober 1910 und anderen Zeitungen, worin es heißt, „dass man beim Fleinserhügel unweit Sterzing anlässlich des Setzens von Masten für die elektrische Leitung zum Schlosse Moos auf silber- und goldhaltiges Steinmaterial gestoßen sei", und zwar bestehe diese Stelle „auf dem Wege zum Fleinserhügel beim ersten Bahnübergang, wo man unschwer auch bei einiger Kurzsichtigkeit in den Quarzsteinen am Wege und an den Wänden Goldkörner und auch Silber in der Stärke bis zu 6 Millimeter eingesprengt sehen kann". — Nun ist es ja bekannt, dass Gold und Silber in ganz minimalen Spuren in sehr vielen Kiesen, vornehmlich Schwefelkiesen enthalten sind; dass aber, wie es in dem vorliegenden Bericht weiter heißt, die Probe von oberflächlichem Gestein entnommen, 25 Gramm auf ein Kilogramm ergeben habe, müssen wir nicht als Glaubenssatz nehmen, wenn wir auch das Vorhandensein goldhaltigen Kieses annehmen.
Sarntal. Aus den Prozeßakten zwischen dem ehemaligen Besitzer des Rabensteiner Bergbaues Hr. W. und Ingenieur P. geht hervor, dass sich im St. Annastollen von Rabenstein im Pensertal Spuren von Gold gefunden haben, freilich in so unbedeutenden Quantitäten, dass sich die Ausbeutung der göldischen Kiese auf Gold keineswegs gelohnt hätte.
Nach v. Sperges und v. Singer sind übrigens die meisten Tiroler Erze „göldisch", wie z. B. jene von Klausen im Pfundererberg, sowie die Silber und Blei führenden Erze der eiustigen Bergbaue im
Vinschgau, (bei Prad und Stilfes), u. a.
In Stubai soll am „Peil" („Grat des aperen Pfaffen") im 17. Jahrhundert ein Bergbau (auf göldische Kiese) bestanden haben; ebenso im Unterbergertal am „Glücksgrat", und im hinteren Schlickertal, woselbst noch alte Stollen im eingelagerten Eisenschiefer vorhanden sind.
Ein vom Schneeberg im Passeier stammendes Stück (aus der ehem. Jungerschen Sammlung) trägt auf der beiliegenden Originaletikette den Vermerk: „Pyrit und Kupferkies mit Spuren von ged. Gold u. Silber im Quarz; laut Probeschein.“
Am Nonsberg, auf der Tassulaalpe, existierten urkundlich und nach Berichten J. v. Sperges' im 12. Jahrhundert ebenfalls Bergbaue auf göldische Kiese (Kupfer-und Eisenkiese).
Blaas nennt auch den Lanergraben am westl. Abhang des M. Dian zwischen Proveis über Laurein nach Tregiovo für goldführende Kiese im Quarzporphyr.
Alte Schürfe gab es ferner im Sulzberg und in Judikarien.
Im Valsugana sind es namentlich die erzreichen Reviere im Fersental (V. Fersina) und Cinquevalli, deren Erze (Pyrit, Magnetkies, Arsenkies, Kupferkies u. a.) in schwankenden Quantitäten Gold enthalten. (Ein Arsenkies von Votto in Cinquevalli enthält nach Haberfellner durchschnittlich 0.038% Au). Im zweiten Graben des Val Cave soll früher auf Gold gebaut worden sein, und man erzählt dort von einem Bauer, der angeblich bei Pregozzi an einer Örtlichkeit „Bus della Carretina" hinter Telve-Torcegno Gold gegraben und verkauft habe.
Aus der auch hier im Volke existierenden Bergmannssage von dem Kegelspiel mit goldenen Kugeln lässt sich entnehmen, dass hier wirklich Gold gewonnen wurde, wie denn auch schon v. Sperges sagt, dass man einst zu „Persen" (Pergine), sowie auch im Ahrntal (Pustertal) „Golderze mit Vitriol" (= göldische Schwefelkiese) gegraben habe.
In den alten Bergbüchern des jetzt eingestellten Kupferbergbaues am M. Mulatto in Fleims ist laut Bericht des dortigen Ingenieurs gediegenes Gold als spurenhaftes Mitvorkommen aufgeführt, was aber nicht bestätigt werden kann.
b) Waschgold
Die Waschgold-Vorkommen Tirols gehörten einst nebst denen von Salzburg und Ungarn zu den erträglichsten Österreichs, wenigstens laut Verleihurkunden aus dem 16. Jahrhundert, nach welchen im Lande Tirol zahlreiche Goldwäschen, namentlich am Inn und dessen Zuflüssen existierten; so (nach Liebener) am Kundlerbach und bei Kitzbühel, am Piller- und Weererbach, an der Sill, von ihrem Ursprung am Brenner an bis zu ihrer Einmündung in den Inn; von woher in der Amraßer Sammlung (in Wien) noch Goldproben aufbewahrt werden. — In der Ferdin. Zeitschrift 1897 und 1898 werden für Gold noch angegeben: „Ellbögen" (Wipptal), Wattental, Pfonser-, Erlacher- und Riggelebach, sowie das Sammtjoch bei Wiesing.
Im Gebiet der aus den Tauern kommenden Zuflüsse der Drau existierten ebenfalls Goldwäschen, und noch heute ist eine solche zu Tragin bei Paternion im Betrieb, von woher ich ein ansehnliches Häufchen Waschgold in Händen gehabt habe.
Dass auch der Talferbach bei Bozen Goldspuren enthalte, sagt uns ein Bericht des Freiherrn Marx Sittich von Wolkenstein, nach welchem (laut Sperges 3,171) „bei Botzen goldhaltige Körner in der Größe kleiner Linsen gefunden wurden." Auch bei Terlan soll einst Gold gewaschen worden sein; (26, 1897, l10). Urkundlich ist es ferner nachzuweisen, dass am Passerfluss bei Meran ein Waschwerk auf Gold bestand, welches am 15. August 1482 konzessioniert wurde. Aus einem Zeitungsbericht vom 14. Jänner 1897 entnehme ich, dass im Sinnigbach bei Meran von einem Arbeiter 2 Stücke von gediegenem Gold im Gewicht von ca. 2 Gramm (!) gefunden worden seien. — Laut Manuskript des A. Massarello, Sekretär des Kardinal Cervini, vom Jahr 1546, das in der Bibliothek von Pergine (Persen) hinterlegt ist, haben im Fersinatal im 16. Jahrhundert ebenfalls reiche Goldwäschen bestanden.
Anmerkung: auf die Literaturbelege zu den jeweiligen Vorkommen wurde in der digitalen Version verzichtet.
Quelle: G. Gasser, Die Mineralien Tirols einschliesslich Vorarlbergs und der Hohen Tauern, Innsbruck 1913, S. 248 - 253.
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