Schwaz um 1700
Von Karl Maister
Keine Stadt, kein Ort Tirols kann auf eine so bewegte, abwechslungsreiche Geschichte zurückblicken wie Schwaz. Wohl wird es schon im 10. Jahrhundert urkundlich genannt, blieb aber eine unbedeutende Ortschaft, bis es durch die Entdeckung der silber- und kupferhältigen mächtigen Erzgänge am Falkenstein — wohl noch in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts — einen raschen und ganz ungeahnten Aufschwung nahm. Von der Schnelligkeit, mit der sich die Bevölkerung von Schwaz durch Zuzug von Bergarbeitern aus aller Herren Länder vermehrte und mit der es von einem bedeutungslosen Nest zu einem Bergwerksort von fast europäischer Bedeutung emporstieg, zeugt die Baugeschichte der Pfarrkirche allein schon: Die alte Kirche ward 1429 durch Brand infolge Blitzschlag zerstört; sofort, 1430, begann man mit dem Neubau einer (einschiffigen) Kirche; als diese zu klein wurde, begann man schon 1469 mit dem Bau einer dreischiffigen Kirche, die 1483 vollendet ward; jedoch auch diese genügte den Anforderungen der Einwohnerschaft nicht mehr und schon sechs Jahre nach ihrer Weihe ging man daran, sie durch eine neue, noch größere, vierschiffige Kirchenanlage zu ersetzen, die sich baulich unverändert bis auf unsere Zeiten erhalten hat. Dass der Neubau einer Kirche und zwei wesentliche Vergrößerungen derselben, die fast Neubauten gleichkommen, in einen Zeitraum von kaum 60 Jahren fallen, wird kaum irgendwo anders vorgekommen sein! Es ist der beste Beweis für die sprunghafte Vermehrung der Einwohnerzahl.
Pfarrkirche Unserer Lieben Frau Maria Himmelfahrt in Schwaz, Tirol.
4schiffige Hallenkirche mit Nordturm, urkundlich erwähnt im Jahr 1337, 1442 ein Kaplan, 1645 Pfarre, seit 1807 Dekanat. Neubau 1460 bis 1478 als 3schiffige Kirche, urkundlich von Hans und Gilg Mitterhofer. Vergrößerung 1490 bis 1502 unter Oberleitung von Erasmus Grasser, Ausführung von Christof Reichartinger. (Dehio Tirol)
(Anmerkung: Bild von gleicher Position wie das SW-Bild von Karl Maister 1934 im Originalartikel)
© Wolfgang Morscher, 11. März 2008
Über die Höhe dieser Zahl ist schon seit Jahrhunderten phantasiert worden. Am öftesten hat man den alten Burglechner zitiert, der die Zahl der Bergarbeiter und sonstigen an den Bergwerksbetrieben Angestellten zur Blütezeit des Bergbaues mit 30.000 Personen angibt. Dies ist natürlich ein Märchen; es kann aber auch zum Beispiel Knapp nicht beigestimmt werben, der in seinem Aufsatz „Das Werden von Schwaz" (Tiroler Heimatblätter 1929, S. 206) sagt, es sei „nicht übertrieben, wenn man 20.000 Bergknappen zähle". Denn wenn schon der Großteil der damaligen Schwazer am Berge arbeitete, gab es doch wieder viele, die anderem Gewerbe nachgingen, und viele von den Knappen hatten Familie, so müsste Schwaz eine Einwohnerzahl von viel mehr als 100.000 gehabt haben! Um Burglechners Zahl von 30.000 Menschen zu retten, könnte vielleicht angenommen werden, dass zur Zeit der höchsten Blüte des Bergbaues im ganzen Bereich des Berggerichtes Schwaz (ungefähr Kolsaß bis Schlitters) 30.000 Menschen vom Bergbau lebten. Tatsache ist, dass die Bevölkerungsdichte im Berggericht Schwaz und namentlich in Schwaz selbst eine bedeutend größere war, als sie heute ist.
In Schwaz entfaltete sich namentlich um die Wende des 15. zum 16. Jahrhundert eine rege Bautätigkeit, die aber noch in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zum Stillstand gekommen zu sein scheint. Schwaz ist um diese Zeit zweifellos der stattlichste und bedeutendste Ort Tirols sowohl an Ausdehnung wie an Einwohnerzahl und an Reichtum seiner Bewohner. Aber mit dem erst langsamen, dann nach 1600 rapiden Versiegen seines Bergsegens schwand auch seine Bedeutung und sein Glanz. Die in Schwaz und an seinem Bergsegen reich gewordenen Gewerken zogen fort, aber die prächtigen, vornehm-behäbigen, vielfach betürmten Häuser und Ansitze mussten sie zurücklassen; der Großteil der Bevölkerung, der früher von der Arbeit im Berg gelebt hatte, wurde durch die Einschränkung oder Stilllegung der Betriebe arbeitslos und verarmte, aber die „Knappei", die kleinen Häuschen der Knappen im Birkanger unterm Schlößl im oberen Teil des Dorfes, blieben und gaben dem alten Ortsbild eine ganz eigene Note, wie das Bild in der Topographie Matth. Merians d. Ä. von zirka 1630 zeigt (Merian, 1593—1650, hat seine Stadtansichten nicht aus seiner Phantasie, sondern — nach damaligen Begriffen — überraschend echt nach der Wirklichkeit gezeichnet!). So behielt Schwaz nach außenhin auch zur Zeit des verfallenden Bergbaues noch sein glänzendes Kleid.
Auch andere Bergwerksorte — Sterzing, Gossensaß, Kitzbühel, Gastein — büßten mit dem durch die überseeische Konkurrenz verursachten Rückgang des alpenländischen Bergbaues den größten Teil ihrer Bedeutung, ihres Ansehens und ihrer Ansehnlichkeit ein. Weil die neueste Zeit diese Orte zu Zentren des Fremdenverkehrs gemacht hat, wird man in ihnen des geschichtlichen Zusammenhanges mit einer viel gediegeneren und glanzvolleren Vergangenheit kaum inne. Aber es gibt auch eine ganze Reihe anderer Ortschaften, die in ihrem heutigen Zustand ihre glanzvolle Vergangenheit nicht verleugnen können, deren Anblick anmutet wie der längst verschlissener Pracht. Gerade die Hohen Tauern sind es, die zu Berg und Tal so viele Spuren einstiger Bergmannsherrlichkeit zeigen: in Rauris, in Dellach im Mölltal, in St. Jakob i. Defereggen, in Kals sieht man noch die alten hochgiebeligen, spitzbogigen Gerichts- und Handelshäuser, in Höhen von über 2000 Meter begegnet man alten Gruben- und Werksgebäuden, und überall erscholl einst harter Arbeitslärm, aber auch lautes Frohsein zahlreicher Knappen.
Ganz anders steht es um Schwaz. Das Jahr 1809 mit dem verhängnisvollen Brand vom 15. und 16. Mai, dem drei Kirchen, zwei Spitäler, 420 Häuser samt Scheunen und Ställen zum Opfer fielen, hat Alt-Schwaz zerstört; nicht einmal ein ansehnlicher Rest vom alten „silbernen Schwaz" ist uns geblieben außer der Pfarrkirche, der Doppelkapelle von St. Michael und St. Veit, dem Franziskanerkloster samt Kreuzgang, dem alten Pfleggerichtsgebäude und dem Fuggerhaus. Im übrigen sind es nur die Erker, die spitz- und rundbogigen Portale (oft mit darüber eingemauerten Erzstufen), die gewölbten Hausgänge und die winkelige unregelmäßige Anlage der Häuser, die von ihrem Alter, von einst gesehenem Reichtum und erlebter Behäbigkeit erzählen.
Eben weil Schwaz sich so verändert und verkleinert hat — denn viele Häuser wurden nach dem Brande gar nicht mehr aufgebaut und beim Wiederaufbau der anderen beschränkte man sich durchaus auf das Reinpraktische — kann es nicht uninteressant sein, in den alten Ortsplan etwas Einsicht zu gewinnen, und diesen gewährt uns das „Verzeichnis einiger Straßen und Häuser zu Schwaz und ihrer Einwohner", das für den Almosen sammelnden Pater oder Bruder des Schwazer Franziskanerklosters im Jahre 1698 verfasst worden ist. Darin sind natürlich nicht alle Schwazer Häuser damaliger Zeit genannt, sondern nur diejenigen, in denen die erklärten Wohltäter des Klosters wohnten (Das im Archiv der P.P. Franziskaner in Schwaz liegende Heft durfte ich im Sommer 1932 abschreiben; dafür sage ich dem H. H. Bibliothekar und Archivar des Klosters, P. Virgil Graml, nochmals meinen herzlichen Dank). Es folgt der vollständige Inhalt des Verzeichnisses (mit Weglassung der Nebensächlichkeiten, in angepasster Schreibweise). Denn wenn auch manche Namen nur wenig oder gar nichts sagen, den Alt-Schwazer werden sämtliche Lokalbezeichnungen, die nach der Stadterhebung leider zum Teil umgeändert worden sind (z. B. Pludergasse in Berggasse) anheimeln, viele Schreibnamen wird er finden, die heute noch getragen werden, und manche, die zur Zeit seines Heranwachsens ihre Träger hatten, nun aber ausgestorben sind; manchen Fleck und manchen Winkel seiner Vaterstadt wird er mit ehrfürchtigen Augen ansehen, wenn er, Merians Bild vor Augen (schon vor Jahrzehnten war dieses Bild als Ansichtskarte erschienen), die Bedeutung mancher Gebäude und die der Familien kennen lernt, die darin hausten. Es braucht nur etwas geschichtlichen Sinnes und geschichtlicher Ehrfurcht, um aus dem trockenen Verzeichnis ein Stück Heimatgeschichte herauszulesen, ein Bild von Alt-Schwaz erstehen zu lassen. An die Bergbauzeit wird man so häufig erinnert: Bergrichter, Berggerichtsschreiber, Berg-, Schicht-, Wald- und Schiffmeister, Froner, Offizial, Herrendiener, Einfahrer, Grubenschreiber, Hammermeister, Arzkastner, Buchhalter, Handelsschreiber, Inslit- und Tuchhandelsverwalter, Hutmann u. a. sind lauter Titel, die ihren Träger als ein Glied jenes riesigen Körpers bezeichnen, den der Bergbaubetrieb darstellte.
In der Reihenfolge des Verzeichnisses folgt nun die Aufzählung der Häuser.
Die Gassen ober dem Closter hinauf, die Pludergassen genannt, zu dem Pirchanger.
Bartlme Rab, Ordinari-Bote; Paul Reitter, Getreideumschlager; Georg Stickhl; Jenewein Hittel; Kaspar und Jakob Lindebner; beim Grutschen; beim Prackhauser; beim Kramer; beim Schmalz Michl; beim Rosner; beim Altenburger; Knappenhäuser.
Auf dem Pirchanger.
Priggl Martin; Gstirner-Hof; Christian Grießer; H. Blasius Ebner, Herrendiener und Einfahrer; Georg Schmadel; Hans Staud, Hutmann; Anton Heuß; Georg Karmberger im Schlößl, Mesner; beim Krößbrunnen (heute Gasthaus).
Die Roßgassen hinauf.
Georg Michl, Austrager (Briefträger?); Krugin, Bergmeisterswitwe; Jakob Altenburger, Kappenwirt *); Jungfrau Katharina Koppin; Andre Brunner; Eisenkeil, Bäcker; Hans Schweizenberger; Martin Schmuck; Matheus Kobald; Hans Koch.
*) Das Gasthausschild des Kappenwirtshauses stellt einen Turban vor und erinnert daran, dass ein Schwazer bei der Belagerung Wiens sich hervorgetan hat und zur Belohnung für sein Haus die Wirtsgerechtigkeit bekommen haben soll. Die „Kappe" kann also heuer das 250jährige Jubiläum feiern.
Kreuzgassen.
Paul Kainl; Georg Lechner, Grubenschreiber; Jakob Pernstötter; Simon Pircher, Schichtmeister; Georg Esterer, Bergmeister; Bartl Pfandler.
Am obern Gaisplatzl.
Adam Oppenrieder; Michl Lechner, Grubenschreiber; Hans Kandler; Bartl Heyn; Georg Thaller.
Vom großen Burglechner- oder Eybergerhaus hinab gegen die steinerne Stiegen und zum untern Gaisplatzl *).
H. Franz Eyberger; H. Johann Georg Tschortsch, Organist; Burglechnerhaus; der geistliche Herr Veit; H. Sebastian Brugger; H. Franz Tschortsch, Cantor, im alten Pfleghaus; Frau Witwe Schlatingerin; Franz Steuxner, Grubenschreiber; Michl Tinkl, Ludler; H. Ludwig Steinlechner; H. Köchl; H. Georg Bartlme Renner, Berggerichtsschreiber; H. Dr. Philipp Bartl; Johann Sieß, Schulmeister; Jakob Schmuck; Frau Braunin; Georg Stadler, Postmeister; Matheus Ertl, Bäcker; Hans Ledermayr; Hans und Bartl Kandler; Weinseisin, Bäckin.
*) Math. Burglechner, Tirols „fruchtbarster" Geschichtsschreiber des 17. Jahrhunderts, hat als Pfleger von Freundsberg-Schwaz dieses Haus bewohnt, das nach ihm die Familien Eyberger und später Kreuzweger innehatten; heute wohnen die Tertiar-(Schul-)Schwestern darin; die „steinerne Stiege" wird entweder am Lanbach oder beim Abstieg zum Friedhof gesucht werden müssen.
Lanbach, jenseits hinauf.
Georg Pfanner *); Josef Weinseisen, Meister im untern Herrenhammer am Kracken; Jakob Zeiller, Meister im oberen Herrenhammer; Hans Pointner, Müller; Hans Pointner; Antoni Leitner, Schmied; Paurntraxl (?) Hans Haß; Hans Strobl, Müller; Martin Zwicknagel, Bergschmied im obern Hammer.
*) Von diesem Familiennamen wird sich wohl der Name „Pfunergasse" herleiten.
Auf der Gneyn, van der Prantl-Sag auswärts gegen St. Martin.
H. Matheus Erlacher, Jenbacherischer Herrendiener; Bartlme Mayr, Hutmann; Hans Reiter, Grubenschreiber.
Im Ried.
Lorenz Wieser; Matheus Mayr; das Schröcken-Gut; Eybergischer Bestandsmann; Matheus Siberer; Andre Eisenkeil; Hans Prantl, Jenbacherischer Herrendiener; Pangraz Kirchmayr.
Das obere Dorf hinaus.
Beim Kirschner; beim Bäck; Hans Pichler, Wirt; Veit Hans Eisenkeil; H. Josef Stadler; Michl Eder, Wirt; Hr. Pichler, Berggerichtsschreiber; Adam Pircher; Georg Thaler, Bäcker; Josef Haring, Wirt; Post Martl; Peter Leitgeb; H. Jakob Sieß.
Das untere Dorf herein.
Beim Leitgeb; H. Ruprecht Schweiger, Froner; Martl Leitgeb; Obermayr; Jakob Konrad; Bartl Kolgruber; Thomas Stadler; Metheus Brugger; Hagenberger; beim Hölzl oder Schnappinger; Josef Scharinger; Michl Ledermayr, Jenbacherischer Offizial; Hans Stadler; Leitner, Schmied; Franz Grassinger, Wirt; Rädermacher; Schmied, Jörg Calderer, Wirt; Michl Seltsamb, Bäcker; Ladler Stachus.
Den Lanbach hinab.
Adam Unterberger; Schilcher Haus; Michl Lassiter; Färber; Matheus Hochaber; Weitach.
Über den Lanbach, disseits.
Schlosser; Franz Burglechner, Jenbacherischer Herrendiener; Bader; H. Michl Zigler, Cleemosynarius; Hans Bartl *), Bierbräu; H. Pfarrer **); H. Frühmesser; Franz Mayr; Pfarrmesner.
*) „Kirchbräu"; zwei andere „Pierpreu", Kißling und Lendbräu, werden später noch erwähnt.
**) Das Gebäude des heutigen Widums war einst Schulgebäude (daher der Name Schulgaßl für die heutige Tannenberggasse). Der Pfarrwidum stand vor 1809 gegenüber dem heutigen (neben dem Kirchbräu), darüber das Frühmesserhaus und dann der Friedhof.
Über die Priester, die um diese Zeit in Schwaz wirkten, gibt das Visitationsprotokoll von 1705 Auskunft: Josef Fenner, Pfarrer seit 27. April 1701; Josef Michl Holzhammer, von Absam, Kooperator; Jakob Lindtner, von Schwaz, Frühmesser (unterrichtete nebenbei 12 Buben in den „rudimentis et principiis“, d. h. in der lateinischen Sprache); Christian Schmid, Stauberischer Benefiziat; Wolfgang Rab, Fuggerischer Benefiziat; Antonius Mazet, Firmianischer Benefiziat, Substitut; Franz Abraham Eyperger, Provisor des erst zu errichtenden Benefiziums der Bruderschaft zu U. L. Fr. Empfängnis — errichtet 1730 als Auffrischung der 1478 gestifteten, sogenannten „Metzgermesse"; Johann Ev. Sumer, Kaplan der Freiherren von Tannenberg; Franz Xaver Kempter, von Schwaz, resignierter Kempterischer Benefiziat in Bruneck, lebte in Schwaz und wird speculum boni sacerdotis genannt, ein vorbildlich guter Priester; Johann Georg Zorth, von Schwaz, der seinem Vater in pulsando organo, beim Orgelschlagen hilft. Das Durchschnittsalter dieser zehn Geistlichen, von denen allerdings für die Betreuung der eigentlichen Seelsorge nur die ersten drei in Betracht kommen, betrug 82 Jahre!
Die ältesten Stiftungen sind die der Frühmesse 1443, der Metzgermesse 1478, gleichzeitig die der Stollprockhenmesse und der Bruderhauskaplanei 1509; die späteren Stiftungen von Benefizien waren meist nur Zustiftungen, Ergänzungen der alten. In alter Zeit war Schwaz nach Vomp eingepfarrt; zur Zeit der Aufnahme des Bergbaues musste der Pfarrer von Vomp selbst und durch seine Kapläne in Schwaz Gottesdienst halten; die schon im 16. Jahrhundert geplante Abtrennung von Schwaz und die Errichtung einer eigenen Pfarrei fällt erst in die Zeit des Verfalles, kam erst 1645 zustande.
Schulgassl.
Alte Frau Tonauerin; Joh. Bapt. Thaddäi, Wirt; Benedikt Kißling, Bierbräu; Stauberischer Benefiziat.
Im Neuenmarkt.
Abraham Schwaiger, Bruderhaufer *); Schlosser; Kupferschmied; Georg Riedlinger; Archenwirt; Anton Lintner, Rotgärber; Valentin, Färber; Bergruber, Metzger.
*) Das „Bruderhaus" ward von der Bergwerksgesellschaft, Gewerken und Knappen umfassend, Ende des 15. Jahrhunderts als Knappenspital gegründet, stand zwischen Neumarkt und Inn, dort, wo heute die Anlagen der Tabakfabrik sind. Auch eine Kirche, zu Ehren der hl. Dreifaltigkeit geweiht, stand dabei, die Kaiser Josef II. schließen ließ; ein Benefizium ward 1509 darin gestiftet (die „Bruderhauskaplanei"). Der Brand von 1809 hat Spital und Kirche vernichtet. An der Stiegenwand der St. Michaelskapelle findet sich ein Grabstein, dessen lateinische Inschrift in deutscher Übersetzung lautet: „Herr Johannes Turvenier (Turventer?) starb am 24. Juni 1521 als erster bestätigter Bruderhauspriester und liegt hier begraben." — Der „Bruderhauser" war der „Spitalvater" dieses Knappenspitals.
Über die Bruggen *).
Georg Mayr, Spitalvater; Michl Magerl, Metzger; Paul Ludl, Metzger; Benedikt Straub, Metzger; Spindlegger, Metzger; Brunnenmeister.
*) Die Innbrücke war, wie auch Marians [Merians] Bild zeigt, mit mehreren Häusern überbaut, namentlich mit Metzgereien; da die Brücke 96 Meter lang ist, fanden sechs Häuser ohne Schwierigkeit auf ihr Platz.
Die Archen hinab.
Jakob Wispauer, kaiserlicher Arzkastner *); Veit Feldner, jenbacherischer Arzkastner; Andre Moll, Schiffmeister; Hans Huber, Wirt; Georg Steuxner, Metzger; Josef Gärtner, Metzger; Färber.
*) An der Archen standen die Erzmagazine (Arzkasten), wohnten die Magazinsverwalter und der Schiffmeister, welchem die Innschifffahrt anvertraut war; die Wirtsgerechtigkeit des ehemaligen „Schiffwirtshauses" — das Haus beherbergt heute die Pfründnerinnen des „Marienvereins" — wurde vor zirka 30 Jahren auf das katholische Gesellenvereinshaus übertragen.
Disseits der Bruggen.
Simon Steuxner, Bruggenwirt; H. Ferdinand Kembter; H. Anton Scharf, Waldmeister; Schlosser.
Vom Marktbrunnen gegen die Lend hinaus, rechter Hand.
Josef und Franz Lergetporer, Gebrüder *); Schwarz, Wirtin; H. Dr. Bibelzhauser; H. Augustin Kurz, Apotegger; Veit Aigner, Sattler; Johann Schaffer, Weißgärber; H. Johann Aigentle, beim weißen Rößl; alte Frau Pflegerin; H. Pfleger; Thomas Mathay, Weißgärber; Franz Mayr, Chirurgus; Blasi Schmidt; jenbacherischer Schiffmeister; Melchior Massolt, Weißbäcker; Florer, Rotgärber; Leonhard Hueter; Kaspar Ziz; Andre Rohrer, Bäcker; Rotgärber; Fischer Geörgl; Kößler **); Sebastian Axstorffer, Zollner.
*) Am Marktplatz stand vor 1809 das Bergwerksdirektoratsgebäude, der Sitz der obersten Bergbehörde Tirols; das Haus der reichen Kaufmannsfamilie Lergetborer stand an Stelle des späteren Arnoldhauses und des Gasthauses „Krone".
**) Das heutige Schwazer Heimatmuseum!
Von der Lend herein bis zum Marktbrunnen, rechter Hand.
Trufer Hof; Salzhaus; Joh. Rohrer, Kampelmacher; Lucas Schmadel, Lamplwirt; H. Thomas Kandler; Abraham Segenhauser; Jakob Astberger, Bierbräu; Rädermacher; Jakob Holzknecht, blaue Gans; Jakob Margreiter *); Alte Frau Margreiterin; Helmayer; Martin Lettenbichler, Englwirt; H. Antoni Kreuzweger; alte Frau Fennerin; Leserer, Schweinmetzger; Andre Lenardi, Landgerichtsschreiber; Hans Wiser, Fasser; Georg Eysenkranz; Sattler; Zacharias Schorf; H. Bluemb, Inslit-Verwalter **); H. Antoni Eyberger, Handelsschreiber; Wolf, Inslitknecht; Andre Mall, Sternwirt; Johann Schneller, Wirt.
*) Daher der Name „Margreiterplatzl".
**) Die Knappen erhielten nicht ihren ganzen Lohn in Geld, sondern einen Teil in Naturalien, deren Preis von den Gewerken bestimmt wurde, was oft zu teils ziemlich gewalttätigen Demonstrationen von Seite der Knappen geführt hat. Inslet und Tuch waren solche Naturalien, die durch eigene Beamte verwaltet und ausgegeben wurden.
Den Markt hinaus, lingger Hand.
H. Gaudentius Mayrhofer, Bergrichter; H. Josef Kandler; Ferdinand Hofer, Tuchscherer; Maurermeister; Gürtler; H. Georg Nikolaus Gstirner; Jungfrau Maria Trueferin; Sattler; Schulmeister; H. Balthasar Hochstetter; Frau Maria Seidnerin; H. Johann Santner; H. Jakob Vogelsanger; H. Johann Eyberger; Bäck; H. Franz von Millau *); Ihro Gnaden Herr Josef v. Thannenberg **)
*) Die H. von Millau bewohnten das Gebäude der heutigen Bezirkshauptmannschaft.
**) Die Tannenberg sind die Vorgänger der Grafen von Enzenberg.
Kirchgasse.
Michl Wolf, Bäcker; Weber; Augustin Kasser; Kupferschmied.
Den Markt hinab, lingger Hand.
Peter Stadler, Postmeister *); Sturm; Michl Feursinger, Barbierer; Chormeister; Zinngießer; Frau Rainerin; H. Johann Thomas Gerardi; Frau Johanna Plankenstainerin; im Blauen Haus; Paul Calderer, Trauben Wirt **); Bader Leonhard; Johann Plankenstainer; Georg Habtmann, Handelsmann; Schwein-Metzger; Hans Thaller, Wirt; Georg Ruelandt, Koch; Katzpeckhn-Haus; Faistenberger, Kramer; Georg Schneider; Kirschner; Huter; Glaser; Benedikt Hackl. Frei-Schuster; Groß.
*) Der Umbau des ehemaligen Postgebäudes zum heutigen Schulgebäude, in welchem immer noch die Post untergebracht ist, fällt in das Jahr 1892.
**) Das dürfte wohl unser Heimathaus sein, das unser Vater Fidelis Maister 1891 von der „Spitz-Julie" kaufte und umbaute; das „Blaue Haus" (Gasthaus „zum Elefanten") und die Sparkasse sind heute die Nachbarhäuser; von den ausgedehnten tiefen Kellern sind heute noch zwei vorhanden.
Handelhaus *).
H. Martin Kopp, Kassier; alte Frau Faktorin Ramblmayrin; H. Sebastian Waldtmann Hauptbuchhalter; Jungfrau Susanna Perkhoferin; Jakob Haring, Tuchhandelsverwalter; Christof Söll, Portenwirker; Andre Lang, Goldschmied; Georg Rumbler, Bäcker; Martin Ramblmayr; Thomas Pirchner, Glaser; H. Jakob Weyrer; H. Johann Wimber; H. Doktor Gartner; H. Jakob Riedmüller, Faktor; H. Josef Bogner, Silberbrenner **); Bartlme Pfaundler, Kastenknecht.
*) Das große „Handlhaus" stand am Pfundplatzl, wo sich heute das Barbaradenkmal befindet.
**) Die „Brenngadenkapelle" erinnert heute noch an den in der Nahe hausenden Silberbrenner.
Hinzugefügt sei noch, dass nach dem Visitationsprotokoll von 1705 folgende Hauskapellen in Schwaz sich befanden, die zum Teil mit Messlizenz ausgestattet waren; Im Haus des Pflegers Braun, zu Ehren Mariä Himmelfahrt; im Haus des H. Gstirner (Hußlschlössl ?), zu Ehren der sieben Schmerzen Mariens; im Haus des Grafen Firmian, zu Ehren der unschuldigen Kinder; im Haus des H. Doktors Bartl; im Handlhaus, zu Ehren des hl. Nikolaus; im Pfleghaus.
Die Bemerkung in den „Tiroler Heimatblättern", Jg. 1929, S. 202, in Schwaz selbst fänden sich fast keine Archivalien, trifft nicht zu. Das Pfarrarchiv ist nicht 1809 dem allgemeinen Marktbrande zum Opfer gefallen, wie die „Archivberichte aus Tirol" melden, sondern beinahe in seiner Gänze vorhanden (was in Bezug auf die Bau- und Kirchenrechnungen zunächst das Verdienst des verstorbenen Pfarrers Kneringer ist, der die wertvollsten derselben nach dem Kriege aus Gritzners Nachlass mit finanzieller Hilfe von Schwazern erwerben konnte); es finden sich darin die Baumeister- und Kirchpropstamtsrechnungen ab 1468 (teilweise lückenhaft), Urbarien ab 1509, Inventarien, Stiftbriefe ab 1443, eine große Zahl von Schenkungs-, Tausch- und Kaufbriefen seit der Mitte des 14. Jahrhunderts und vielfältige Akten von geringerer Bedeutung. Das Archiv ist in der oberen Sakristei der Pfarrkirche in einem vom Heimatschutzverein Schwaz beigestellten Schrank — oberflächlich geordnet — aufgestellt. Auch die wohlgeordneten Archive des Franziskanerklosters in Schwaz und des Stiftes Fiecht sind bisher bloß zum geringsten Teil benutzt worden. Der einzige, der bisher die an Ort und Stelle zur Verfügung stehenden reichen Archivalien benützt hat, ist Pfarrer Kneringer gewesen. Und wer immer über Schwaz und seine Bau- und Kunstdenkmäler in den letzten zehn Jahren geschrieben hat, hat Kneringers Arbeiten benützt, wenn auch vom Benutzer nicht immer die Quelle angegeben worden ist.
Besser als über den „Mangel an Material zur Schwazer Geschichte" zu jammern, wäre es, dass endlich einmal junge Kräfte an eigene Arbeit gingen, die Archive in zäher Arbeit ausnützten, die so reichhaltige, wenn auch sehr verstreute, gedruckte Literatur sammelten. Schwaz, das silberne, verdient wirklich, ein „Heimatbuch" zu besitzen, wie es so viele unbedeutendere Orte unseres Heimatlandes schon haben. Kein Ort Tirols hat eine reichere Geschichte, keiner ist so wie Schwaz aus dem Nichts emporgewachsen zu europäischer Bedeutung, hat die Bitterkeit des Verfalles gekostet, ist vernichtet worden und hat sich trotzdem wieder seinen Platz an der Sonne erkämpft.
Eine von ernstem Willen beseelte Arbeitsgemeinschaft würde das Werk zustande bringen, aber die Sachkenntnis und glühende Heimatliebe Kneringers dürften keinem der einzelnen Mitarbeiter fehlen!
Quelle: Karl Maister, Schwaz um 1700, in: Tiroler Heimatblätter, Monatshefte für Geschichte, Natur- und Volkskunde, 12. Jahrgang, Heft 5/6, Mai/Juni 1934, S. 217 - 223.
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