Das Schwazer Bergbuch
Von Ludwig Lässl
© digitale Version: www.SAGEN.at
Bruderhaus
Bruderhaus im Schwazer Bergbuch; Malerei von Jörg Kolber
Weil das Bergwerk seit langen Jahren besteht, sind viele Erzknappen und andere Personen dabei zusammengekommen und oft bei ihrer Grubenarbeit verletzt oder sonst so krank geworden, dass sie ihrer Arbeit nicht mehr nachkommen konnten und keinen Unterhalt fanden. Die gemeine Gesellschaft hat nach Rat und Gutdünken der Obrigkeit zur Erhaltung der Kranken diese Ordnung geschaffen: Jeder Arbeiter, er sei klein oder groß, jung oder alt, gibt monatlich einen Kreuzer. Das sind im Jahre zwölf Kreuzer. Das Geld wird jedem Arbeiter durch den Hutmann der Grube von seinem Lidlohn einbehalten, bei den Gewerken geführt und an das Bruderhaus gezahlt. Das macht jährlich eine gute Summe Geldes aus. Darüber haben die Gesellen eine Person gesetzt, die sie ihren Hausvater, und zwei andere, die sie Brudermeister nennen. Diese drei Personen haben für das Geld ein Haus, Stücke und Gründe gekauft, um die Erzknappen, wenn sie bei der Arbeit verletzt oder sonst krank geworden sind, mit Speis und Trank zu erhalten, mit Arzneien zu versehen und heilen zu lassen, bis sie wieder gesund sind. Die Kosten haben sie von diesem Geld ausgelegt und bezahlt. Es werden aber keine Weiber, selbst wenn sie arm und krank sind, darin aufgenommen und erhalten. Vor vielen Jahren haben Hausvater und Brudermeister den alten, armen und kranken Erzknappen alle Wochen Geld ausgeteilt, das sie heimtragen konnten. Dieses Heimtragen ist aber dem Bruderhaus abträglich gewesen und das Geld anfangs auch nicht dazu gestiftet worden, wer dort Almosen suchen und empfangen will, der soll tagelang im Bruderhause bleiben, bis sich seine Lage ändert und bessert.
Es ist bisher in diesem Bruderhause eine gute Summe Geld von etlichen tausend Gulden erworben und erspart worden. Dafür sind Grundstücke und Gülten gekauft und bezahlt worden, damit man stets die Kranken und Armen besser pflegen und an sie Geld austeilen kann. Den tranken wird auch ein eigener Priester gehalten, der täglich im Bruderhaus eine Messe liest, desgleichen eine Köchin, Knechte und Mägde zur Arbeit und Aufwartung, ferner Ross und Wagen für Fuhrdienste, alles in guter Ordnung. Brudermeister und Hausvater müssen darüber alle Jahre vor der Berggerichtsobrigkeit und der gemeinen Gesellschaft raiten, berichten und anzeigen.
Quelle: Ludwig Lässl, Bergwerk usw., 1556 (Das Schwazer Bergbuch).
© Transkription Dr.-Ing. Heinrich Winkelmann, Bochum 1956.
Korekturgelesen und behutsam an die neue Rechtschreibung angepasst: Wolfgang Morscher.
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