Zenoburg.
Keine der Burgen um Meran hat eine dem Fremdling so auffallende Lage, wie die Zenoburg. Hoch über dem Steinernen Weg und der Passer erhebt sie sich auf steilem Felsen, die nächste aller Burgen bei dem Stadttor mit dem roten Tiroler Adler, diejenige, welche so zu sagen ein Wahrzeichen der Stadt selbst ausmacht.
Zenoburg bei Meran
Über Weingelände hinweg schaut sie zu den fernen Bergen jenseits der Etsch, wie in das durch den Ruhm seiner Helden verklärte Passeier.
Wunderliche Sagen umgeben ihren Ursprung.
Die einen behaupten, daß Kaiser Zeno von Byzanz, nachdem er von seinem Tron vertrieben, gegen das Ende des vierten Jahrhunderts hier sich eine Burg erbaut habe.
Andere überliefern uns, daß der heilige Korbinian, welcher im Walde bei Kuens lebte, hier zu Ehren jenes heiligen Zeno, Bischofs von Verona, welchem in genannter Stadt jene wunderbare Basilika gewidmet ist, eine Kapelle gegründet habe, aus welcher dann später das Schloß geworden sei.
Beide Behauptungen werden durch keine Urkunde unterstützt. Diese wissen von einem Anfang der Veste, in welchen die Legende von Kaisern des Ostens und von den heiligen Lehrern des Abendlandes verwebt ist, nichts zu berichten. Ihre Angaben erzählen insbesondere von jenem Könige Heinrich von Böhmen, welcher Herr von Tirol war, daß er sich gerne in dieser Burg über dem Gebrause des Gebirgsstroms aufhielt.
Ein anderer König von Böhmen, Karl, welcher wegen der Vertreibung seines Bruders Rache an der Gräfin Margaretha zu nehmen trachtete, belagerte das Schloß Tirol und verwüstete die Zenoburg.
Verschwiegen darf nicht bleiben, daß die heutige Bezeichnung sich von der früherern unterscheidet. In allen Urkunden bis auf unser Jahrhundert herab wird das herrliche Gemäuer Zenoberg genannt.
Quelle: Heinrich Noe, B. Johannes, Die Burgen von Tirol in Bild und Wort, Partenkirchen ca. 1890, Nr. 6.
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